Solide dank Massenbasis?

Im Gebrauchtwagencheck: Seat Leon

Der dritte Seat Leon ist gebraucht keine schlechte Wahl, wobei es lohnt, auf einige Kleinigkeiten und eine Großbaustelle zu achten. Denn die kann unter Umständen richtig teuer werden. Auf was beim Kauf eines gebrauchten Seat Leon zu achten ist, zeigen wir im Gebrauchtwagencheck

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Seat Leon 25 Bilder

(Bild: Pillau)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Lange war Seat innerhalb des Volkswagen-Konzers ein finanzieller Problemfall. Während Skoda von einem neuen Rekord zum nächsten rannte, schrieb die spanische Marke rote Zahlen. Inzwischen sieht das anders aus, und einen großen Anteil daran hat der dritte Seat Leon. Der ist seit Ende 2012 auf dem Markt und hat den Geschmack der Kundschaft offenbar ziemlich genau getroffen. Mittlerweile gibt es eine breite Auswahl an Gebrauchtwagen. Bis auf eine Großbaustelle, die sich relativ leicht umgehen lässt, ist der Leon durchaus zu empfehlen. Wir zeigen, worauf Interessenten beim Kauf eines gebrauchten Leons achten sollten.

Minimal enger

Wie der Audi A3, der VW Golf 7 und der Skoda Octavia basiert auch der aktuelle Seat Leon auf dem Modularen Querbaukasten. Als Fünftürer ist er seit Ende 2012 im Handel und sollte das Image der Marke „versportlichen“. Der vergleichsweise flotten Formgebung hat Seat ein wenig Raum geopfert, was gerade beim Kombi auffällt, der seit Ende 2013 verkauft wird. Der ist im Kofferraum und auf der Rückbank etwas enger geschnitten als etwa der pragmatisch geformte Octavia Combi. Die Unterschiede sind im Gepäckraum allerdings nicht riesig: Der Leon ST fast 587 Liter, der Octavia Combi 610. Als Limousine liegt der Leon gleichauf mit dem VW Golf: Beide nehmen 380 Liter Gepäck auf, wenn die Rücksitze nicht umgeklappt werden.

Auch an anderer Stelle wird die angedachte Positionierung deutlich: Der Leon ist schon in der Grundkonfiguration etwas straffer abgestimmt als die anderen Konzernmodelle. In der beliebten, sportlich angehauchten „FR“-Ausstattung ist das dann eine Härte, die meinen Kollegen Clemens Gleich einst zu einem grimmigen Protest verleitet hat. Noch etwas strammer sind die Cupra-Modelle.

Viele gut ausgestattet und kräftig

Für Seat hat die Umsetzung dieses Images durchaus positive Seiten: Viele Modelle auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind vergleichsweise kräftig motorisiert und gut ausgestattet. Die beiden kleinen Benziner mit 86 bis 110 PS sind eher wenig gefragt. Ziemlich oft auf dem Markt ist dagegen der 1.4 TSI. Bis März 2014 wurde er mit 122 und 140 PS angeboten, danach hatten die Motoren 125 und 150 PS. Deutlich seltener sind die Benziner mit 180 PS und die Cupra-Modelle, die zwischen 265 und 300 PS bieten, gleiches gilt für die Erdgasausführung. Im Mai 2015 kam noch der Einliter-Dreizylinder mit 115 PS hinzu.

Seat hat im dritten Leon von Anfang an die überarbeiteten TSI-Motoren (intern EA211) eingebaut. Das Drama rund um unterdimensionierte Steuerketten betrifft ihn also nicht mehr. Ganz ohne Probleme laufen die Motoren allerdings nicht: Für 1.2 und 1.4 TSI gibt es eine Klammer, die ein Rasseln mindern soll. 2014 gab es zudem beim 1.2 TSI gelöste Schrauben des Nockenwellenverstellers – keine Kleinigkeit, denn diese können das Nockenwellenrad blockieren. Die Folgen sind fatal, im schlimmsten Fall wird ein Austauschmotor fällig. Bis auf gelegentliche Ruckeleien beim Kaltstart und Rasseln vom Wastegate des Turboladers sind die TSI-Motoren ansonsten insgesamt ziemlich unauffällig – Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel. Was den Verbrauch anbelangt, liegen zwischen 122/125 PS und 140/150 PS keine Welten. Bei Spritmonitor liegt der schwächere Motor bei etwa 6,4 Litern, die stärkere Ausführung bei rund 6,6 Litern.

Der 1.8 TSI mit 180 PS hatte in früheren Baujahren einen mitunter extremen Ölverbrauch. Durch andere Kolbenringe hat Volkswagen dieses Problem konzernweit reduziert, bevor der dritte Leon auf den Markt kam. Ein gelegentlicher Check des Ölstandes ist bei dieser Maschine trotzdem empfehlenswert. Der Vorsprung beim Temperament ist gegenüber dem 150-PS-TSI spür-, letztlich aber überschaubar, der Verbrauch dafür deutlich höher.

Welchen Benziner kaufen?

Das ist eine Frage des gewünschten Temperaments und Budgets. Ich fand den Dreizylinder im Kombi ausreichend, habe aber die Laufruhe des ähnlich starken 1.2 TSI mit 110 PS, den wir im VW Golf in der Redaktion hatten, etwas vermisst. Mit dem 150 PS-Motor ist man für meine Begriffe schon sehr flott unterwegs – und bei Bedarf auch recht sparsam, wie ein Testwagen im Sommer 2017 zeigte. Der oft gewählte 1.4 TSI mit 122 oder 125 PS ist ein guter Kompromiss.