Ex-Telekom-Chef: Vorgespräch für VoiceStream-Übernahme im März 2000

In seiner Aussage im Telekom-Prozess hat der ehemalige Vorstandschef Ron Sommer eingeräumt, bereits vor dem dritten Börsengang des Unternehmens erste Gespräche mit dem VoiceStream-Vorstand geführt zu haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 56 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Die Deutsche Telekom hat bereits vor dem dritten Börsengang Mitte 2000 eine Übernahme der US-Mobilfunkfirma VoiceStream ausgelotet. "Das Treffen, das wir am 13. März in einem New Yorker Hotel hatten, war ein Abtasten vom Vorstand von VoiceStream und uns", sagte der frühere Vorstandschef Ron Sommer am heutigen Montag, dem dritten Verhandlungstag im Frankfurter Prozess tausender Aktionäre gegen die Deutsche Telekom AG. Dabei seien hypothetische Szenarien für ein Zusammengehen besprochen worden. Es sei aber nicht annähernd der Punkt erreicht worden, dass wirklich eine Übernahme zustande kommt.

"Es ging bei dem Gespräch um viele Fragen, unter anderen auch um Bewertungsfragen und in welcher Form man eine solche Transaktion durchführen könnte", sagte Sommer, der im Juli 2002 an der Spitze der Telekom abgelöst wurde. Von einer Übernahme nahm Sommer nach eigenen Angaben dann zunächst Abstand. Erst nach "geheimen" Gesprächen mit einem anderen Unternehmen habe er sich dann Mitte Juli zu neuen Übernahmeverhandlungen mit VoiceStream entschlossen. Am 23. Juli 2000 sei dann die endgültige Entscheidung zum Kauf von VoiceStream gefallen.

Die frühere VoiceStream (heute T-Mobile USA) ist die größte Einzelgesellschaft der Telekom-Gruppe. Der mittlerweile drittgrößte US-Mobilfunkbetreiber gehört seit Mitte 2001 zum Bonner Konzern. Angekündigt wurde die "strategische Partnerschaft" aber bereits am 25. Juli 2000 mit einer Ad-hoc-Mitteilung. Laut Telekom-Geschäftsbericht 2001 kostete VoiceStream 39,4 Milliarden Euro, davon 10,5 Milliarden Euro in bar und der Rest in T-Aktien zu ihrem Wert am 31. Mai 2001.

Die Übernahme von VoiceStream, die damals gerade einmal rund 3,8 Millionen Kunden hatte und einen Umsatz von 1,9 Milliarden Dollar machte, war zunächst heftig umstritten. Experten bezeichneten den Zukauf als völlig überteuert.

Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Mit einem Zuwachs von knapp einer Million neuer Kunden pro Quartal überflügelt T-Mobile USA die anderen Konzerntöchter bei weitem. Allerdings verliert die Wachstumsgeschwindigkeit an Fahrt, was mit der zunehmenden Marktsättigung in den USA zusammenhängt. Jeder Vierte der konzernweit 120 Millionen Handy-Kunden stammte Ende 2007 aus den Vereinigten Staaten.

Siehe dazu auch:

(dpa) / (vbr)