Business-Knigge Teil II: Wie Sie als Gast das Geschäftsessen erfolgreich überstehen

Locker ist ein Geschäftsessen nur, wenn Sie mit Ihrem Tischnachbarn auch privat befreundet sind. Ansonsten ist dieses Dinner Arbeit pur.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Was bei einem Business-Dinner alles schief laufen kann, lässt sich regelmäßig in den bevorzugten Lokalen der Stadt beobachten: Da sitzen sich Manager in teuren Anzügen gegenüber, doch der gute Stil hört beim Schneider leider auch schon wieder auf. Der eine stopft sich ungeniert mit Brot voll, weil er es vor lauter Hunger nicht mal bis zur Vorspeise schafft, der andere hat sich offensichtlich schon Mut angetrunken und der dritte rückt seinem Gegenüber so auf die Pelle, dass man sich schon beim Zuschauen fremdschämt. Und das ist fatal: denn meistens geht es eben nicht nur darum, eine nette Zeit miteinander zu verbringen. Hier werden Geschäfte gemacht, neue Jobs vergeben. Manchmal aber auch Karrieren komplett ruiniert.

Tatsächlich gibt es einiges, dass man beim Geschäftsessen falsch machen kann. Aber zum Glück ist es auch nicht so schwer, diese Fettnäpfchen zu umgehen, wenn man sich ihrer bewusst ist.

Regel Nummer eins: kommen Sie nicht zu spät. Das ist unhöflich und macht keinen guten Eindruck. Wenn der Gastgeber Ihr (möglicherweise) künftiger Chef ist, haben Sie an diesem Punkt bereits verloren. Aber auch wenn Sie ein Kunde sind, den der Geschäftspartner umgarnen will, sollten Sie nicht unpünktlich sein, denn das ist respektlos. Übrigens gilt diese Regel auch für Frauen, auch wenn diese doch angeblich immer zu spät kommen. Im privaten Bereich mag es okay sein, im geschäftlichen Umfeld ist es das sicher nicht.

Stellen Sie sicher, dass Sie den Anforderungen, die das Dinner an Sie stellen wird, gewachsen sind. Das dürfte nicht so schwer sein, wenn Sie zu einem Schnitzel im Landgasthof geladen werden. Ein Nobel-Restaurant könnte aber auch Kenntnisse im Hummer knacken erfordern. Auch sollten Sie bei einem Essen mit mehreren Gängen wissen, welches Besteck wann zum Einsatz kommt. Pannen oder Unsicherheiten werden garantiert registriert und bewertet.

Der Brotkorb ist bis zur Vorspeise tabu. Auch wenn es eben genügend Leute gibt, die sich ausgehungert auf diese Beilage stürzen – tun Sie das bitte nicht. Das Brot gehört zur Vorspeise und die anderen wollen auch noch etwas davon haben. Es wäre außerdem auch peinlich, wenn Sie das leckere Essen stehen lassen müssen, weil Sie sich bei der Beilage nicht beherrschen konnten.

Achten Sie auf Ihre Tischmanieren! Bitte keine Ellbogen auf dem Tisch. Bei der Suppe nicht schlürfen und kein Baguette hineintunken. Schlucken Sie den Bissen runter, bevor Sie reden. Nein, den Inhalt in eine der "Backentaschen" zu schieben, ist keine Alternative! Und gekaut wird übrigens mit geschlossenem Mund. Auch muss man sich den Inhalt des Tellers nicht möglichst schnell und auf einmal "reinschieben". Niemand nimmt Ihnen das Essen weg! Also nehmen Sie kleine Bissen und genießen Sie. Sie meinen, das sei doch alles selbstverständlich? Dann beobachten Sie beim nächsten Dinner mal die anderen Gäste...

Sie werden feststellen, dass schlechte Tischmanieren leider keine Seltenheit sind. Und sie können den guten Eindruck, den man bisher hinterlassen hat, komplett ruinieren. Genauso wie ein Gläschen zuviel. Aber das wissen Sie sicher schon. Halten Sie sich bei den Getränken einfach an die goldene Regel niemals lustiger zu sein als der Gastgeber, dann haben Sie alles im Griff.

Ein absolutes "no go" ist es, beim Essen das Handy rauszuholen oder einen Anruf entgegenzunehmen. Solange Sie im Restaurant sind, bleibt das Handy aus! Einzige Ausnahme: Sie sind Notarzt und haben Bereitschaft. In allen anderen Fällen ist ein störender Anruf während des Essens ein echter Affront. Leider wird diese Regel häufig gebrochen. Oft von Typen, die glauben, ein Anruf im Lokal verleihe ihnen das Prädikat "wichtig!" oder gar "unentbehrlich". Lassen Sie sich gesagt sein: In den Augen hochgestellter Manager erreichen Sie mit dieser Einlage das Gegenteil. Denn wer wirklich wichtig ist, hat Personal, das sich um den Kleinkram kümmert. Stören lässt man sich nur im Notfall und dann hat die Assistentin die Nummer vom Lokal. Telefonieren ist nur erlaubt, um der kleinen Tochter, die sonst nicht einschlafen kann, eine Gute Nacht zu wünschen. Aber dafür geht man bitte vor die Tür.

Apropos gehen: wann das Geschäftsessen zu Ende ist, bestimmt der Gastgeber, der auch die Rechnung begleicht (außer, es wurde etwas anderes vereinbart). Erst wenn er diese verlangt, sollten Sie sich auf Aufbruch einstellen. Direkt nach dem Dessert zu verschwinden, ist kniggetechnisch eine Katastrophe – außer, Sie haben eine verdammt gute Ausrede (Notarzt...). (Marzena Sicking) / (map)

Bisher in der Reihe Business-Knigge veröffentlichte Beiträge:
Teil I: Wie Ihr Geschäftsessen ein echter Erfolg wird
Teil II: Wie Sie als Gast das Geschäftsessen erfolgreich überstehen
Teil III: Die Macht des ersten Eindrucks
Teil IV: Haltung bewahren
Teil V: Kleider machen Leute
Teil VI: Worauf man bei der Vorstellung achten muss
Teil VII: Gutes Benehmen bei Facebook
Teil VIII: Dresscode für heiße Tage
Teil IX: Das Vorstellungsgespräch
Teil X: Die Weihnachtsfeier
Teil XI: Geschenke, wer kriegt was? (masi)