Business-Knigge, Teil IV: Haltung bewahren

Was tun, wenn sich der Gesprächspartner daneben benimmt? Wenn ihm versehentlich ein Fauxpas unterläuft, der Ihnen die Schamesröte ins Gesicht treibt? Ansprechen, helfen oder ignorieren?

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Es gibt Situationen, da ist es schwierig, Haltung zu bewahren. Nämlich dann, wenn man selbst durchaus weiß, wie man sich zu benehmen hat, aber der Gesprächspartner leider nicht. Oder wenn dem anderen etwas Peinliches passiert ist. Und er es vielleicht noch gar nicht gemerkt hat! Wie soll man sich in solchen Situationen verhalten? Das kommt darauf an, welchen "Fehler" der andere gemacht hat.

Der Klassiker: der "Hosenstall" ist offen. Ihr Gesprächspartner steht Ihnen gegenüber und Sie können das Muster seiner Unterhose erkennen? Das ist ein "Problem", das Sie nicht einfach ignorieren dürfen. Vielmehr sollten Sie den Anderen darauf hinweisen. Natürlich nicht vor Publikum, sondern unter vier Augen und sehr dezent. Das gilt auch für den Fall, dass dem Gegenüber noch ein Rest vom Dinner zischen den Zähnen hängt. Man wird Ihnen dankbar dafür sein, dem – zumindest in den eigenen Augen – sehr peinlichen Auftritt ein schnelles Ende bereitet zu haben.

Der Gesprächspartner stinkt. Der Kunde oder Kollege hat Mundgeruch, hat "einen fahren lassen" oder gar seit Tagen nicht geduscht? Das ist kein Thema, das man ausdiskutieren muss. Ignorieren Sie es so gut es geht, gehen Sie unauffällig auf Abstand. Aber ansprechen sollten Sie einen einmaligen Ausrutscher nicht. Das gilt natürlich nicht, falls es Ihr Mitarbeiter ist, der diesen "Duft" ständig verströmt und damit auch das Betriebsklima belastet. Dann sollten Sie das Thema unbedingt ansprechen. Aber bitte mit Fingerspitzengefühl. Denn oft merken die Betroffenen selbst gar nicht, dass sie stinken. Und vielleicht ist es auch nicht mangelnde Hygiene, sondern eine schwere Krankheit, die diese Ausdünstungen verursacht. Eine giftige Bemerkung oder gar eine Rüge wäre dann wirklich fehl am Platz.

Der Kunde hat keine Tischmanieren. Er kaut mit offenem Mund, schmatzt wie ein Wildschwein und sieht beim Essen auch irgendwie so aus? Blöderweise sind Sie mit ihm in das beste Lokal der Stadt gegangen, sind hier Stammgast und wollten es auch gerne bleiben? Pech. Auf gar keinen Fall dürfen Sie einem Erwachsenen, der zudem nicht zu Ihrem privaten Umfeld zählt, irgendwelche "Tipps" in Bezug auf sein Benehmen geben. Das wäre der Job seiner Eltern gewesen. Oder ist vielleicht noch der seiner Frau. Aber sicher nicht Ihrer. Was auch immer Sie sagen, es wird garantiert nicht gut ankommen und nur für "atmosphärische Störungen" sorgen. Bringen Sie dieses Meeting so schnell wie möglich hinter sich und gehen Sie beim nächsten Mal einfach in eine Kneipe, in der Sie keiner kennt.

Ihr Geschäftspartner betrinkt sich. Es ist kurz vor Mitternacht, eigentlich wollten Sie längst zu Hause sein, doch der Kunde, Kollege oder Chef hat mächtig "getankt" und wird allmählich zutraulich. Seine Pranke ruht auf Ihrer Schulter. Persönliche Details werden ausgepackt. Das "Du" natürlich auch. Vorsicht! Bewahren Sie Haltung, bleiben Sie nüchtern und reden Sie mit dem Betrunken nicht, als ob er ein kleines Kind wäre. Und machen Sie ihn auf keinen Fall vor den anderen Anwesenden lächerlich. Besser ist es, die Runde so schnell wie möglich aufzulösen und den Schluckspecht in ein Taxi zu schieben. Danach sollte sein Zustand auch nicht mehr thematisiert werden. Weder im Gespräch mit Kollegen, noch mit dem Betroffenen selbst. Derjenige hatte vielleicht tierisch einen im Tee, aber das weiß er auch und es wird ihm entsprechend peinlich sein. Schweigen Sie und er wird Ihnen dankbar sein. Und das "Du" sollten Sie besser auch vergessen, denn daran erinnert sich der Betroffene im Zweifelsfall auch nicht so gerne. (Marzena Sicking) / (map)

Bisher in der Reihe Business-Knigge veröffentlichte Beiträge:
Teil I: Wie Ihr Geschäftsessen ein echter Erfolg wird
Teil II: Wie Sie als Gast das Geschäftsessen erfolgreich überstehen
Teil III: Die Macht des ersten Eindrucks
Teil IV: Haltung bewahren
Teil V: Kleider machen Leute
Teil VI: Worauf man bei der Vorstellung achten muss
Teil VII: Gutes Benehmen bei Facebook
Teil VIII: Dresscode für heiße Tage
Teil IX: Das Vorstellungsgespräch
Teil X: Die Weihnachtsfeier
Teil XI: Geschenke, wer kriegt was? (masi)