BMW F 450 GS Concept-Bike: Die Baby-GS
Die BMW F 450 GS bietet mit einem Zweizylinder 48 PS bei 175 kg Gewicht. Das Konzept in GS-Optik dürfte nah der Serie sein, wie sie 2025 auf den Markt kommt.
(Bild: BMW)
- Ingo Gach
Einer der unbestrittenen Stars auf der diesjährigen EICMA war kein PS-Protz mit riesigem Hubraum und Winglets, sondern ein kleines Adventure-Bike von BMW. Das Concept-Bike F 450 GS sorgte beim Publikum für viel Aufsehen, sieht sie doch aus wie eine geschrumpfte R 1300 GS. Eine Nachfolgerin der G 310 GS hatte im Vorfeld der Motorradmesse in Mailand wohl niemand auf dem Schirm gehabt und schon gar nicht, dass BMW ein so schickes Adventure-Bike im Führerschein-A2-Segment entwickeln würde.
Dabei war die Ablösung der mittlerweile seit acht Jahren gebauten G 310 GS (Fahrbericht) eigentlich längst überfällig. Die G 310er-Modelle erreichten nie den erhofften Verkaufserfolg in Deutschland. Sie starteten 2016 sehr holprig mit dem Naked Bike G 310 R, das von BMW in München entwickelt und bei TVS in Indien günstig gefertigt wurde. Die kleine BMW hatte einen 313 cm3 großen Einzylinder mit 34 PS. Sie war vor allem für den indischen, südostasiatischen und lateinamerikanischen Markt gedacht, BMW hoffte aber, dass sie auch in Europa Fans finden würde.
Die BMW aus Indien
Die taten sich jedoch schwer mit dem zwar günstigen, aber mager motorisierten Einsteigermodell, das änderte auch die ein Jahr später präsentierte G 310 GS nicht. Sie unterschied sich nicht sonderlich vom Naked Bike. Ihr Design ähnelte von vorn gesehen dem der großen Boxer-GS. Sie hatte etwas längere Federwege und ein 19 Zoll großes Vorderrad, obwohl Enduristen 21 Zoll als adäquate Größe für den Geländeausflug bevorzugen.
BMW F 450 GS Concept Bike I (6 Bilder)

BMW
)Noch dazu kostete sie fast tausend Euro mehr als das Naked Bike. Auch ihr war kein großer Verkaufserfolg beschieden und die Münchner blickten sicher etwas neidisch Richtung KTM, die ihre ebenfalls in Indien gefertigte 390 Duke in beeindruckenden Stückzahlen auch in Europa losschlugen. Der KTM-Einzylinder wies 373 cm3 Hubraum auf und leistete quirlige 44 PS. Zudem sprach das moderne Design die jungen Käufer eher an.
Concept-Bike nahe an der Serie
Jetzt hat sich BMW die Dominanz der österreichischen Marke im A2-Sektor offenbar lange genug angeguckt und holt zum Gegenschlag aus. Auch wenn es sich bei der F 450 GS noch um ein Concept-Bike handelt, dürfte die Serienversion nicht weit davon entfernt sein. Der Concept-Projekt-Manager Johann Simon erklärt: "Wir folgen dem sehr sportlichen Offroad-Fokus der F 450 GS und werden das Bike so nah wie möglich an dem Konzept realisieren." Tatsächlich wirkt die F 450 GS auf den ersten Blick sehr stylisch, mit einem Hauch Rallye-Flair. Die Federwege des Concept-Bikes scheinen lang zu sein und sie rollt im Gegensatz zur Vorgängerin auf Drahtspeichen- und nicht auf Gussrädern. Mit den sehr grobstolligen Conti-TKC80 wirkt sie recht verwegen. Die golden eloxierte Upside-down-Gabel ist laut BMW voll einstellbar, das hintere Federbein direkt an der Schwinge angelenkt und zumindest in der Vorspannung variabel. Sehr hübsch wirkt der weiß lackierte Gitterrohrrahmen.
Der Boxer-GS wie aus dem Gesicht geschnitten
Die Front des Concept-Bikes ist der großen Boxer-GS wie aus dem Gesicht geschnitten, mit dem kurzen Entenschnabel, vier x-förmig angeordneten LED-Lichtern und einem knappen Windschild. Auch bei der 450er geht die Frontverkleidung fließend in den Tank über, was eine gewisse optische Dynamik erzeugt. Lackiert ist das Concept-Bike in den typischen M GmbH-Farben Weiß, Blau und Rot, sogar die Felgen weisen teilweise die Farbgebung samt Modellnamen auf. Der vordere Teil der zweiteiligen Sitzbank ist kurz und nicht sehr dick gepolstert, eine Gepäckbrücke ersetzt den Soziussitz. Die Handschützer, der Motorschutz und der edel wirkende Akrapovic-Endschalldämpfer runden das Erscheinungsbild des Concept-Bikes ab.
Komplett neuer Motor
BMW verlegt sich bei seinem Einsteiger-Bike vom Einzylinder auf einen komplett neu entwickelten Reihenzweizylinder, was auf höhere Drehfreude hoffen lässt. Im Gegensatz zur Modellbezeichnung soll er mit 72 mm Bohrung und 51,6 mm Hub auf 420 cm3 kommen. BMW kündigt an, der Motor sei durch einen "noch nie in Serie eingesetzten Zündversatz besonders charakterstark und drehfreudig." Die Ingenieure sind an das für die A2-Klasse erlaubte Leistungslimit von 35 kW (48 PS) gegangen. Das bedeutet aber auch zwangsläufig, dass die F 450 GS nach Vorschrift mindestens 175 kg wiegen muss.
BMW F 450 GS Concept-Bike II (9 Bilder)

BMW
)Das ist für ein kleines Geländemotorrad zwar nicht wirklich leicht – Sportenduros mit annähernd dem gleichen Hubraum wiegen gut 50 kg weniger –, aber die F 450 GS soll ja auch eine höhere Alltagstauglichkeit bieten. Das bezeugt schon das große 6,5 Zoll TFT-Display, wie es von der F 900 GS (Test) bekannt ist. Es verfügt über BMW Connectivity und kann mit dem Smartphone gekoppelt werden. Die F 450 GS soll mehrere Fahrmodi besitzen, einer davon frei konfigurierbar. Verbürgt ist zudem ein schräglagenabhängiges ABS, was in der Klasse nicht selbstverständlich ist.
Leider nur 19 Zoll vorn
Leider halten die BMW-Entwickler wie schon bei der G 310 GS an dem 19-Zoll-Vorderrad fest. Das bringt sicher eine etwas bessere Handlichkeit auf der Straße, aber eben im Vergleich zum 21-Zöller auch Nachteile im Gelände. Immerhin stellen sie die F 450 GS nicht mehr ausschließlich auf Gussräder, obwohl die laut BMW beim Serienmotorrad als Alternative angeboten werden sollen. Dafür verspricht der Product-Manager Sepp Mächler "das beste Handling in dem Segment“ und betont, "der Fahrspaß on-road und off-road hat Top-Priorität für die A2-BMW-GS."
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Was bleibt für die Serie?
Bei solchen schicken Concept-Bikes erhebt sich immer die Frage, wieviel in der Serie übrigbleibt und was aus Kostengründen gestrichen wird. Ob die leichten Motordeckel aus Magnesium noch vorhanden sein werden, ist immerhin möglich, der Akrapovic-Auspuff dürfte hingegen mit Sicherheit nicht zur Serienausstattung gehören und deutlich Aufpreis kosten. Die Federwege des Concept-Bikes erscheinen sehr lang und entsprechend hoch ist auch der Sitz. Doch genau das kann ein Einsteiger-Motorrad nicht gebrauchen. Die G 310 GS nimmt dagegen mit nur 835 mm Sitzhöhe Rücksicht auf Anfänger. Diesbezüglich erläutert Johann Simon: "Lediglich die Sitzhöhe im Sinne der Zugänglichkeit und einer leichteren Handhabung werden wir anpassen."
Die F 450 GS kommt 2025
BMW löst 2025 endlich seine etwas glücklose G 310 GS mit der optisch sehr gelungenen F 450 GS ab. Das Concept-Bike dürfte sich schon sehr nahe an der Serie bewegen. Sie hat nicht nur mehr Leistung, sondern ist auch deutlich moderner. Wie teuer die Einsteiger-GS aus Indien wird, verrät die bayerische Marke noch nicht, die Vorgängerin startete bei 6600 Euro.