Reiseenduro Yamaha Ténéré 700 überarbeitet: Wüste Erfahrungen

Yamaha hat seine Erfolgs-Enduro Ténéré 700 gründlich überarbeitet. Standard- und Rally-Variante bieten Verbesserungen an Fahrwerk, Antrieb und Fahrassistenz.

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Yamaha Ténéré 700

(Bild: Yamaha)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Ingo Gach
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Yamahas Einzylinder-Enduro XT 600 Ténéré mit langen Federwegen und riesigem Tank wurde ab 1983 als ideale Reisebegleiterin für Globetrotter und Wüstenfahrer ein überwältigender Erfolg. Sie setzte einen Trend, dem bald viele Marken folgten. Im Laufe der Jahre wurde die Abenteuer-Idee allerdings immer mehr verwässert, die Ténéré wurde schwerer und machte Kompromisse für den Straßeneinsatz, auch wenn ihr Hubraum auf 660 cm3 wuchs. Schließlich verschwand sie ganz aus dem Programm, und die Fans trauerten ihr nach.

Es dauerte bis 2019, ehe Yamaha eine Nachfolgerin herausbrachte. Die Ténéré 700 wurde nun zwar von einem Zweizylinder befeuert, doch auch die moderne Interpretation erwies sich auf Anhieb als Erfolgsmodell. Der CP2-Motor leistete 73 PS und die Ténéré 700 war mit ihren langen Federwegen durchaus geländetauglich, zumal sie nur 207 kg wog – im Vergleich zu anderen Reiseenduros ein Fliegengewicht. Sie mauserte sich zur meistverkauften Enduro ihrer Klasse.

Für 2025 überarbeitet Yamaha die Ténéré 700 gründlich, streicht aber die Varianten-Vielfalt von sechs auf zwei Modelle zusammen. Übrig bleiben die Basis-Ténéré 700 und die Ténéré 700 Rally. Der prägnante "Rally-Tower" ragt nach wie vor empor, hat jedoch ein neues Gesicht mit vier LED-Spots, die in einer Aluminiumstruktur befestigt sind. Die Verkleidung erhielt eine neue Form, ebenso wie der immer noch 16 Liter fassende Tank, der jetzt an den Flanken schmaler gehalten ist für einen besseren Knieschluss.

Yamaha Ténéré 700 I (8 Bilder)

Yamaha hat seine Erfolgs-Enduro Ténéré 700 für 2025 gründlich überarbeitet. (Bild:

Yamaha

)

Außerdem zeigt er sich oben nun flach und der aufklappbare Tankverschluss ist eingelassen, sodass er bündig mit der Oberfläche abschließt und nicht mehr als Drehverschluss aufsitzt. Die neue Tankform soll zudem die Gewichtsverteilung verbessern und überdies das Befestigen eines Tankrucksacks erleichtern. Entsprechend erhalten auch die Sitzbank und die Seitendeckel eine neue Gestalt. Bei der Gelegenheit haben die Designer die serienmäßigen Handprotektoren und den Aluminium-Motorschutz ebenfalls neu gezeichnet.

Der 690-cm3-Motor erfüllt jetzt die Abgasnorm Euro 5+ und leistet weiterhin 73 PS bei 9000/min sowie 68 Nm bei 6500/min. Das genügt, um in allen On- und Off-Road-Situationen ausreichend motorisiert zu sein. Laut Yamaha bekommt der Zweizylinder durch einen verkürzten Lufteinlasskanal eine verbesserte Drehmomentkurve im unteren Drehzahlbereich, was besonders Geländefahrer begrüßen werden.

Die Ténéré 700 bekommt als erstes CP2-Modell eine rein elektronische Drosselklappensteuerung und verfügt somit über zwei Motor-Mappings: "Sport" und "Explorer", Letztere mit weicherer Gasannahme. Praktischerweise können die Modi über einen Knopf am Lenker angewählt werden, müssen also nicht im Menü des hochformatigen 6,3-Zoll-TFT-Displays gesucht werden.

Das Getriebe erhält ebenfalls eine Überarbeitung, die Verzahnungen der ersten drei Gänge wurden geändert, um weichere Gangwechsel zu ermöglichen, und bei den Gängen vier bis sechs ist der Klauenwinkel geändert, um das Lastwechselspiel zu reduzieren. Ein anderes Beispiel für akribische Detailverbesserungen ist der Kupplungsdeckel, den Yamaha für mehr Beinfreiheit im Sitzen und beim Stehendfahren neu formte.

Bei einer Enduro sind natürlich die Federelemente von entscheidender Bedeutung und so erhielt sie eine jetzt voll einstellbare Upside-down-Gabel von KYB mit 43 mm Durchmesser, deren Einsteller für die Federvorspannung neu gestaltet sind. Die Gabelbrücke ist neu entwickelt, die mit einer unteren Klemme aus geschmiedetem Aluminium und einer Krone aus Aluminiumguss für zusätzliche Festigkeit sorgt.

Das komplett einstellbare Federbein und seine Anlenkung wurden ebenfalls aktualisiert. Die Federwege an der Standard-Ténéré 700 betragen 210 mm vorn und 200 mm hinten, während die Rally es auf ansehnliche 230 und 220 mm bringt. Die Bodenfreiheit – wichtig im Gelände – beträgt 240 mm, unter der Rally sogar 255 mm. Es bleibt bei beiden Modellen beim Doppelschleifen-Rohrrahmen aus Stahl und einer Schwinge aus Aluminium.

Enduros bei heise Autos

Vorn hat die Ténéré zwei Bremssättel von mit 282 mm großen Bremsscheiben, hinten einen einzelnen Bremssattel mit einer 245er-Bremsscheibe, der bei Bedarf spektakuläre Bremsdrifts erlaubt. Über das Offroad-Talent der Ténéré bestanden noch nie Zweifel, nicht zuletzt dank der adäquaten Pirelli-Scorpion-Rally-Reifen in der Dimension 90/90-21 und 150/70-18 auf den Drahtspeichenfelgen. Bei den Bremsen blieb Yamaha dem Zulieferer Brembo treu.

Nicht nur die Hardware der neuen Ténéré 700 kann sich sehen lassen, auch die Elektronik wurde sinnvoll aktualisiert. So kann die Schlupfregelung für den Geländeeinsatz ausgeschaltet werden, und beim ABS gibt es drei Möglichkeiten: An beiden Rädern aktiviert, nur vorn aktiviert und an beiden aus. Durch langes Drücken des ABS-Knopfs im Cockpit werden ABS und Schlupfregelung gleichzeitig ausgeschaltet.