Triumph Speed Triple 1200 RS im Test: Beauty und Beast
Der Dreizylinder nähert sich der Perfektion und das nun serienmäßige semi-aktive Fahrwerk gehört zur Referenzklasse. Die neue Speedy überzeugt auf ganzer Linie.
(Bild: Ingo Gach)
- Ingo Gach
Die Speed Triple ist eine Ikone der Streetfighter-Fans. 1997 traute sich Triumph als erste Marke, einen solchen in Serie zu bauen. Die Speed Triple T509 hatte keine Verkleidung, aber zwei Rundscheinwerfer, dazu eine breite Lenkstange, statt Stummellenker, ein relativ kurzes Heck und einen kräftigen Motor. Sie trat einen Kult los, dem viele andere Hersteller folgten und die Streetfighter-Kultur nimmt bis heute Einfluss auf das Design vieler Modelle. Die neue Speed Triple 1200 RS führt die Tradition fort und tatsächlich finden sich immer noch Überbleibsel der T509 an ihr. So hat der Rahmen zwei übereinanderliegende, geschwungene Rohre und als Antrieb dient selbstverständlich ein Dreizylindermotor. Der holt seit diesem Jahr 183 PS aus seinen 1160 cm3 Hubraum. Auch sonst gibt es einiges an Innovationen. Wir haben die neue Speed Triple 1200 RS einem ausführlichen Test unterzogen.
- Tradition seit Triumph 1997 die Speed Triple T509 herausbrachte
- Leistung: 135 kW bei 10.750/min, Drehkraft 128 Nm bei 8750/min
- Adaptives Fahrwerk mit Öhlins-Komponenten Serie
- Die Pirelli Diablo Supercorsa SP V3 brauchen eine Aufwärmphase
- Preis: 19.995 Euro
Beauty und Beast
Die Speed Triple 1200 RS ist sowohl "Beauty" als auch "Beast": Im aktuellen Design ist sie schöner denn je, kann aber durch Ausschalten diverser Assistenzsysteme zum Biest mutieren – schließlich hat sie einen Ruf als Wheelie-Königin zu verteidigen. Die Entwickler scheinen das Bike um den Dreizylinder herum gebaut zu haben, einer Skulptur von einem Motor. Der Leichtmetall-Rohrrahmen spannt sich darüber, ein Heckrahmen in Gitterrohr-Struktur ist angeschraubt.
Oben wölbt sich der rundliche Tank und die Sitzbank ist sportlich geschnitten: vorn schön schmal, hinten breit für guten Komfort. Statt eines winzigen Soziussitzes hat unser Testmotorrad gleich eine abnehmbare Abdeckung bekommen. Einen Doppelscheinwerfer hat die "Speedy" immer noch, heute sind sie jedoch nicht mehr rund, sondern schräg angeschnitten mit LED-Tagfahrlicht für einen "bösen" Gesichtsausdruck. Das knappe Heck endet in einem LED-Rücklicht in Form eines symbolisierten "T".
Triumph Speed Triple 1200 RS I (7 Bilder)

Ingo Gach
)Semi-aktives Fahrwerk
Die Speed Triple 1200 RS bekommt ab sofort serienmäßig ein semi-aktives Fahrwerk von Öhlins. Kenner werden zudem erkennen, dass die Speedy auf neuen Felgen steht, die sie leichter machen als die Vorgängerin. Ihr sehr voluminöser Endschalldämpfer ist ebenfalls neu, allerdings ist an unserer Testmaschine ein schlankerer Akrapovic-Titan-Schalldämpfer mit Carbon-Endkappe aus dem Triumph eigenen Zubehör montiert. Er sieht wesentlich eleganter aus, kostet allerdings 1155 Euro. Der Start des Motors klappt auch bei Triumph kontaktlos. Die dezent grollende Klangkulisse des Dreizylinders verursacht eine Gänsehaut. Dabei achtet Triumph auf die Lautstärke, die Speed Triple 1200 RS kommt im Stand auf 91 dB(A).
Die Sitzposition ist nun durch einen etwas höher positionierten Lenker einen Hauch aufrechter und auch wenn sich die Fußrasten relativ weit hinten befinden, bleibt der Kniewinkel noch erträglich. Der Knieschluss am 15,5 Liter fassenden Tank der Speed Triple passt perfekt. Ihr Lenker wuchs etwas in der Breite und an seinen Enden finden sich stylishe Spiegel, die einen bemerkenswert guten Blick nach hinten gewähren.
Laufruhig, drehfreudig und mächtig Power
Der Dreizylindermotor nähert sich in der Speed Triple 1200 RS der Perfektion: Laufruhig, drehfreudig und mächtig Power. Dass er für die aktuelle Saison, trotz Euro 5+ drei PS und drei Nm mehr hat, ist ein netter Bonus. Lediglich bei unter 3500/min geht er noch etwas verhalten, wenn auch sicher nicht kraftlos zu Werke. Dann spannt er die Muskeln und schiebt mit Urgewalt linear an bis 11.000/min. Ausfahren kann man das Biest nur auf der Rennstrecke, immerhin erreicht sie 270 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dabei lässt sich die Speed Triple lammfromm durch die Stadt chauffieren, sie nimmt sogar im sechsten Gang bei Tempo 50 ruckfrei Gas an. Ab 3500/min stehen stets mehr als 100 Nm zur Verfügung. Maximal sind es 128 Nm bei 8750 Touren, was zu einer schaltfaulen Fahrweise animiert. Die Kupplung ist leichtgängig und die Schaltung exakt. Meist nutzte ich die Kupplung allerdings gar nicht, sondern sortierte die Gänge mit dem superb funktionierenden Quickshifter.
Angenehm handlich
Die Speed Triple 1200 RS erweist sich als angenehm handlich. Dazu trägt auch ihr erstaunlich geringes Gewicht von 199 kg fahrfertig bei. Trotz ihres steilen Lenkkopfwinkels von 66,1 Grad ist sie kein bisschen nervös. Sie lässt sich locker einlenken, wohl auch ein Verdienst der erleichterten Vorderradfelge, und trifft präzise die anvisierte Linie. In Schrägläge bleibt sie absolut ruhig und neutral, ein einstellbarer Lenkungsdämpfer unterdrückt unerwünschte Fahrwerksreaktionen. Das hervorragende Fahrwerk leistet auf 120 mm Federweg vorn und hinten ganze Arbeit. Die golden eloxierte Upside-down-Gabel mit 43 mm Durchmesser und das hintere Federbein von Öhlins sprechen im Modus "Road" äußerst feinfühlig an, filtern selbst Löcher im Asphalt gut weg. Im Modus "Sport" geht die Speed Triple aggressiver ans Gas, das semi-aktive Fahrwerk agiert spürbar härter und ist eher für die Rennstrecke prädestiniert, auch wenn Triumph sogar noch einen "Track"-Modus bereithält.
Triumph Speed Triple 1200 RS II (8 Bilder)

Ingo Gach
)Viele Assistenzsysteme
Im fünf Zoll großen TFT-Display lassen sich vielfältige Assistenzsysteme auswählen und meist in mehreren Stufen einstellen. Die schräglangensensitive Schlupfregelung bewahrt das breite Hinterrad im Format 190/55ZR17 vor dem Durchdrehen. Aber die Speed Triple hat einen Ruf zu verlieren, und so ist die Schlupfregelung abschaltbar für eindrucksvolle Wheelies. Nicht-Experten hilft die – ebenfalls abschaltbare – Wheelie-Kontrolle in vier Stufen das Vorderrad in der genehmen Höhe über dem Asphalt schweben zu lassen. Das ist natürlich nur für abgesperrte Strecke gedacht und im öffentlichen Straßenverkehr nicht erlaubt.
Eingefangen wird die Speed Triple 1200 RS von exzellenten Bremsen (Brembo Stylema) und einem hervorragenden Kurven-ABS. Die beiden radialen Vierkolben-Bremszangen mit 320 mm großen Bremsscheiben gehören zur Referenzklasse, verzögern heftig mit glasklarem Druckpunkt am radialen Bremshebel, dessen Übersetzung sich in drei Stufen einstellen lässt. Kleiner Kritikpunkt: Die Bremsen quietschen bei niedrigen Geschwindigkeiten kurz vor dem Stillstand.
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Serienbereifung zu extrem
Trotz aller elektronischer Sicherheitsnetze ist bei den aufgezogenen Pirelli Diablo Supercorsa SP V3 Vorsicht geboten. Sie gehören zu den besten Rennstreckenreifen mit Straßenzulassung, brauchen aber bei niedrigen Außentemperaturen auf der Landstraße lange, um warm zu werden. Da gibt es einige Pneus, die alltagstauglicher sind und dennoch mit der Leistung des Motors zurechtkommen. Ansonsten ist es aber erstaunlich, wie problemlos sich die einst berüchtigte Speed Triple mittlerweile fahren lässt.
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Nicht billig, aber den Preis wert
Triumph bietet die Speed Triple 1200 RS für 19.995 Euro an. Das ist sicher nicht billig, aber in Anbetracht der gebotenen Leistung gerechtfertigt. Motor und Fahrwerk der Speed Triple gehören zu den Besten auf dem Markt. Fast unbezahlbar ist jedoch der Kultfaktor der Speed Triple.