Audi Q3 Sportback e-Hybrid im Fahrbericht: PHEV mit DC-Lader
Audi versieht den gerade vorgestellten Q3 nun auch mit einem Plug-in-Hybridantrieb. Eine erste Fahrt zeigt, dass er fast alles besser macht als sein Vorgänger.
(Bild: Audi)
- Stefan Grundhoff
Das Antriebskonzept Plug-in-Hybrid polarisiert: Für die einen verbindet es das Schlechteste aus zwei Welten, die anderen sehen Benziner und E-Motor perfekt kombiniert. Im Q3 nutzt Audi die Möglichkeiten eines Vielmarken-Verbundes und setzt den Plug-in-Hybrid-Antrieb ein, den es inzwischen in diversen Konzernmodellen zu kaufen gibt. Für eine erste kurze Proberunde stand uns der Audi Q3 e-Hybrid mit 200 kW als Sportback zur Verfügung.
DC-Laden möglich
Der Antrieb an sich ist demnach kein Unbekannter. Ein 1,5-Liter-Benziner leistet in dieser Ausbaustufe 130 kW, der E-Motor 85. Die Systemleistung liegt bei 200 kW. Volkswagen hat auch eine schwächere Ausbaustufe mit 150 kW Systemleistung im Programm. Die Batterie bietet einen nutzbaren Energiegehalt von 19,7 kWh. Im WLTP verspricht Audi eine Reichweite zwischen 105 und 119 km. Gegenüber dem Vorgänger wurde nicht nur der Energiegehalt kräftig angehoben, sondern auch die Ladeleistung. An Wechselstrom kann jetzt dreiphasig mit bis zu 11 kW geladen werden, an Gleichstrom mit bis zu 50 kW. Mit letzterem überbietet der Q3 auch größere Audi-Modelle mit PHEV-Antrieb: Q5 und A5 können nicht mit Gleichstrom aufgeladen werden.
(Bild:Â Audi)
Kein Allradantrieb im PHEV
Dafür ist das weniger große SUV auch gegen Aufpreis nicht mit Allradantrieb zu haben, obwohl er diesen gut gebrauchen könnte. Es braucht weder eine volle Leistungsanforderung noch eine feuchte Straße, um die Antriebsräder an den Rand ihrer Haftungsgrenze zu bringen. Dann ärgern spürbare Antriebskräfte im Lenkrad. Die Abstimmung des Fahrwerks ist ansonsten durchaus gelungen. Federn und Dämpfer, auf Wunsch elektronisch geregelt, sind straffer abgestimmt als bei vielen Konkurrenten, ohne dabei unkomfortabel zu wirken. Die Lenkung präzise und die Bremse griffig. Mit den optionalen 20-Zöllern wird es recht unruhig – 18- oder 19-Zoll sind kommoder.
Leise und spontan – im E-Modus
Für eine Nutzung des elektrischen Fahrens spricht nicht nur die bessere Umweltbilanz. Leise und spontan ansprechend ist dieser Modus der angenehmere Teil. Auch der Verbrenner ist gut gedämmt und bleibt akustisch im Hintergrund – solange ihn der Fahrer nicht fordert. Unter Last klingt er allerdings alles andere als souverän, obwohl es an den offiziellen Fahrleistungen nun wahrlich nichts zu mäkeln gibt. Audi verspricht 6,8 Sekunden im Standardsprint, Schluss soll erst bei 215 km/h sein. Schade ist allerdings, dass der Antrieb mitunter leicht verzögert auf spontane Beschleunigungsvorgaben reagiert. In dieser Hinsicht fährt ihm ein Q4 e-tron auf und davon. Bei der Anhängelast kann sich der PHEV ebenfalls nur begrenzt absetzen. Bis zu 1200 kg darf das Elektroauto ziehen, maximal 1400 kg sind es beim Q3 PHEV – jeweils mit gebremsten Anhänger bei maximal 12 Prozent Steigung.
(Bild:Â Audi)
Geschrumpfter Kofferraum
Der Glanz früherer Tage ist im Innenraum vorbei. Der Q3 erreicht nicht ganz das oberflächlich hohe Qualitätsniveau vergangener Audi-Modelle, wobei sich das SUV diesbezüglich international überhaupt nicht verstecken muss. Die Verarbeitung war im Probemodell, mit dem wir unterwegs waren, aber anstandslos. Vorn wie hinten sind die Sitze bequem. Das Platzangebot lässt sich variabel nutzen, denn die Rückbank ist verschiebbar. Gemittelt fasst der Gepäckraum im Plug-in-Hybrid nur 375 Liter – Modelle mit alleinigem Verbrenner sind mit 488 Litern erheblich geräumiger.
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An die beiden neuen Lenksteckhebel mit breiten Bedienmodulen für Blinker und Scheibenwischer links sowie Gangwahl rechts gewöhnt man sich schnell. Die Touchflächen auf dem Lenkrad sind auch hier nicht optimal – Volkswagen kehrt nicht ohne Grund in einigen Modellen zu Tasten zurück. Dafür funktioniert die Sprachsteuerung auf einem Niveau, mit dem sich tatsächlich etwas anfangen lässt.
(Bild:Â Audi)
Uncharmante Drolligkeiten
In der Sportback-Verpackung kostet der Q3 PHEV mindestens 51.150 Euro und damit knapp 2000 Euro mehr als der vergleichbare Q3 mit steilem Heckabschluss. Die aktuell 142 Seiten lange Preisliste bietet reichlich Möglichkeiten, sich weiter auszutoben. Dort finden sich unter anderem matte Lackierungen (5500 Euro), schwarze 20-Zoll-Felgen (2240 Euro) und OLED-Heckleuchten (1050 Euro). Hinzu kommen uncharmante Drolligkeiten, wie der Umstand, dass es eine Sitzheizung vorn nur in einem Paket gibt oder eine Garantieerweiterung auf fünf Jahre mindestens 690 Euro kostet. Wer mag, kann sich im Audi-Zubehör für 120 Euro einen von zwei Garagenteppichen oder für 260 Euro auch eine mobile Kaffeemaschine mit 12-Volt-Anschluss besorgen. Ob beides dazu beitragen kann, die Gräben der polarisierenden Antriebsdiskussion zu beenden? Am 1. Oktober ist immerhin der "Internationale Tag des Kaffees" – vielleicht ist das eine Gelegenheit für einen Versuch.
(mfz)