Studie Dacia Hipster: Klein, billig, massentauglich?
Der Dacia Hipster zeigt, wie ein maximal kostenoptimierter Einstieg in die Welt der E-Autos aussehen könnte. Ein Serienmodell soll rund 10.000 Euro kosten.
(Bild: Dacia)
- Joaquim Oliveira
Dacia hat sich auf dem europäischen Automarkt fest etabliert. Kaum ein Hersteller ist im Geschäft mit Privatkunden derart erfolgreich. Zwar machen gewerbliche Zulassungen den Großteil aus, doch auch mit Kunden, die ihr Auto jenseits eines Arbeitgebers finanzieren, lässt sich gutes Geld verdienen. Wie so oft verfolgt Dacia vordergründig den Ansatz, stets das billigste Angebot zu machen, wobei die Kunden auch hier selten zur nackten Basis greifen. Vermutlich wäre das auch bei einem Serienmodell der Studie Hipster kaum anders. Ein erster Ausblick zeigt einerseits ein originelles Design im Detail, andererseits aber auch den Versuch, wie Interessenten auf eine sehr kleine Traktionsbatterie reagieren.
Energiegehalt: 10 kWh
Die Studie des Hipster soll erschwingliche Mobilität ermöglichen und verspricht, den CO₂-Fußabdruck im Vergleich zu den derzeit auf dem Markt erhältlichen Elektrofahrzeugen zu halbieren. Romain Gauvin, Leiter Advanced Design und Exterior Design bei Dacia: "Es geht darum, etwas zu erfinden, das es heute noch nicht gibt." Der rund 3 m lange, 1,52 m hohe und 1,55 m breite Hipster soll Platz für vier Erwachsene bieten. Der winzige Kofferraum fasst gerade einmal 70 Liter. Wird die Rückbank umgelegt, stehen jedoch bis zu 500 Liter zur Verfügung. Das Leergewicht liegt mit 800 kg nochmals deutlich unter dem Spring. Eine rund 10 kWh große Batterie würde allerdings selbst bei rund 20 Grad, sprich ohne nennenswerten Klimatisierungsbedarf, nur Reichweiten von 100 km im Zyklus ermöglichen. In der Praxis sind eher zwischen 60 und 80 km zu erwarten.
Riemen statt TĂĽrgriff
Das Außendesign lässt sich als Würfel auf Rädern ohne Überhänge mit schlanken Scheinwerfern in der sehr horizontalen Front zusammenfassen. Es verfügt über eine einzige Karosseriefarbe und nur drei lackierte Teile: die Front des Fahrzeugs und die Seitentür-Einstiegselemente. Der Türgriff wurde durch einen Riemen ersetzt, der leicht und kostengünstig ist. Hinten bedeckt die zweiteilige Heckklappe die gesamte Breite der Karosserie des Hipster Concept. Das Design der Rückleuchten ist das Ergebnis einer typischen Dacia-Lösung: Da sie hinter der Heckklappe positioniert sind, benötigen sie keine eigene Abdeckung.
Dacia Hipster (10 Bilder)

Dacia
)Im Innenraum ermöglichen senkrechte Fenster und die Windschutzscheibe eine optimale Raumnutzung. Der Zugang zu den Rücksitzen wird durch die breite Türöffnung und den nach vorn klappbaren Beifahrersitz erleichtert. Die Vordersitze verschmelzen zu einer Sitzbank. Armaturenbrett und Innenverkleidungen sind betont einfach gehalten und können mit einzelnen Modulen wie Getränkehaltern, Armlehnen oder Lichtelementen aus dem Zubehörprogramm erweitert werden. Weitere Befestigungspunkte im Innern nehmen Smartphone oder Getränkehalter auf.
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Wie groĂź ist das Segment?
Die zunehmende Elektrifizierung und der Wunsch der Kunden nach immer mehr Komfort hat dem Segment der Kleinwagen in den vergangenen Jahren stark zugesetzt. Viel Technik und immer neue Vorgaben machen die Fahrzeuge teuer und so lässt sich in der Einstiegsliga schwerlich noch Geld verdienen. Das will Dacia mit seinem elektrischen Hipster ändern. Die Lücke, die sich in der Klasse unter 10.000 Euro auftut, wird bisher unzureichend einigen Mikromobilen gefüllt, die eher überdachte Motorroller sind und mit maximal 45 km/h allenfalls für die überfüllte Innenstadt taugen.
In Japan sind die winzigen Kei-Cars – stark steuerbegünstigt – seit den 1950er-Jahren ein Verkaufsrenner für urbane Mobilität. Seit 1998 legt das Gesetz eine maximale Fahrzeuglänge von 3,4 Metern und einen Hubraum von unter 660 ccm fest. Der Marktanteil dieses Segments schwankte lange zwischen 30 und 40 Prozent der Neuzulassungen im Land. In jenen Jahren, in denen die Regierung die Steueranreize reduzierte, verlor die Dominanz der Kei-Cars zwar etwas an Bedeutung, aber 2024 lag ihr Marktanteil wieder bei 38 Prozent und sie dominierten die Top 10 der Verkaufszahlen. Suzuki war im vergangenen Jahr mit 590.000 Zulassungen von insgesamt 1,5 Millionen in diesem Segment Marktführer. Nun werden auch in Europa Stimmen lauter, dass Ähnliches wie die Kei-Kategorie in Europa den Absatz von Elektrofahrzeugen ankurbeln könnte und dem einstigen A-Segment mit Modellen wie Citroën C1 oder VW Up wieder Leben einhauchen könnte.
(mfz)