Mannesmann-Prozess: Millionen für die Motivation

Am zweiten Prozesstag im neu aufgerollten Mannesmann-Verfahren haben am heutigen Donnerstag die Angeklagten Josef Ackermann (Deutsche Bank) und Ex-Vorstandschef Klaus Esser ausgesagt.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Am zweiten Prozesstag im neu aufgerollten Mannesmann-Verfahren haben am heutigen Donnerstag die Angeklagten Josef Ackermann und Ex-Mannesmann-Vorstandschef Klaus Esser ausgesagt. Beide legten ausführlich dar, warum die gezahlten Prämien und Pensionen an die Mannesmann-Manager und Pensionäre ihrer Meinung weder unangemessen noch rechtlich bedenklich gewesen seien. Deutsche-Bank-Chef Ackermann verteidigte die Millionen-Prämien erneut als "Anerkennung herausragender Leistungen". Außerdem sollten sie "das Ende der übernahmebedingten Emotionen und Feindseligkeiten bedeuten". Die Prämien seien ein Signal an die Belegschaft gewesen, dass man diejenigen nicht im Regen stehen lasse, die sich für Mannesmann eingesetzt hätten. Ackermann betonte, auch der Neueigentümer Vodafone habe den Zahlungen im Februar 2000 zugestimmt.

Der einstige Mannesmann-Chef Klaus Esser erklärte, er nehme die gesellschaftspolitische Kritik an der Höhe der Prämien durchaus ernst. Er habe seine Prämie – rund 15 Millionen Euro – jedoch nie verlangt, nicht nach ihr gefragt und sie auch nicht durchgesetzt. Er habe sie angenommen, weil er davon überzeugt war, dass der Aufsichtsrat rechtmäßig gehandelt habe. Esser nannte die Prämie eine Motivation für seine weitere Arbeit im Unternehmen. Er habe den Vorstand der Industriesparte von Mannesmann übernehmen und die schwierige Zeit der Integration des Unternehmens in den Vodafone-Konzern begleiten sollen, sagte er vor Gericht. Die Prämie sei für ihn "Wertschätzung und Motivation" gewesen. Gerade letztere habe ihm und der gesamten Führungsmannschaft nach dem Verlust des Übernahmekampfes gefehlt.

In dem Wirtschaftsstrafverfahren verhandelt die Justiz bereits zum dritten Mal über den Vorwurf der schweren Untreue bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone vor sechs Jahren. Es geht um die Ausschüttung von Prämien und Pensionsabfindungen an Manager in Höhe von 57 Millionen Euro. Im ersten Mannesmann-Prozess waren die Angeklagten vom Landgericht Düsseldorf freigesprochen worden. Der Bundesgerichtshof hatte die Freisprüche im Dezember 2005 jedoch aufgehoben, weil er den "objektiven Tatbestand der Untreue" erfüllt sah. Ackermann hat angekündigt, im Fall einer rechtskräftigen Verurteilung zurückzutreten. Neben Ackermann und Esser müssen sich in dem Prozess der frühere Aufsichtsratschef Joachim Funk sowie der ehemalige IG Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel, der Betriebsratschef Jürgen Ladberg und der Manager Dietmar Droste verantworten.

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