Wer will Wimax?

Wenn die Bundesnetzagentur am 12. Dezember mit der Versteigerung der Wimax-Frequenzen beginnt, buhlen noch sechs Bewerber um die Lizenzen. Das Interesse ist merklich abgekühlt, die Branchengrößen haben sich aus dem Rennen verabschiedet.

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Wenn die Bundesnetzagentur am 12. Dezember in Mainz mit der Versteigerung von Frequenzen für Broadband Wireless Access (BWA) auf den Bändern zwischen 3400 und 3600 Megahertz beginnt, wird es kein Gedränge geben. Eine Wiederholung des UMTS-Wahnsinns ist ausgeschlossen, denn das Interesse an den für Wimax nutzbaren Frequenzen ist merklich abgekühlt. Nach einer Antragsflut von über 100 Unternehmen hatte die Regulierungsbehörde die Frequenzvergabe im Frühjahr auf das branchenweit kritisierte Versteigerungsverfahren umgestellt. Übrig geblieben sind dafür nur noch sechs Bewerber. Wer die sechs für die Versteigerung zugelassenen Bieter sind, will die Netzagentur erst im Dezember bekannt geben. Ansonsten ist die Identität der Bietenden noch ein gut gehütetes Geheimnis.

Ziemlich klar ist hingegen, wer sich nicht für Wimax interessiert – oder nicht mehr. Die Telekom stellte ihr Desinteresse schon öffentlich zur Schau. Arcor zieht aus seinem Wimax-Projekt in Kaiserslautern unter anderem die Schlussfolgerung, sich nicht mehr um weitere Frequenzen zu bewerben. Kabel Deutschland, anfangs noch unter den Mitschwimmern und von bundesweiten Ausbauplänen beseelt, zog sich auch wegen des Vergabeverfahrens still aus dem Bieterkreis zurück. Aus ähnlichen Gründen hat sich Konkurrent KabelBW, der zusammen mit dem regionalen Energieversorger EnBW ODR im März noch Wimaxpläne für Schwaben schmiedete, aus dem Kreis der Anwärter verabschiedet. Auch sonst, so verriet Chefregulierer Matthias Kurth vor einigen Tagen in Bonn, sei kein großer Netzbetreiber, Mobilfunker oder Kabelanbieter dabei. Nur wer will dann Wimax überhaupt noch?

Zu den üblichen Verdächtigen zählt die Heidelberger DBD, die seit Sommer 2005 mit ersten regionalen Angeboten am Start ist, darunter in Heidelberg und Berlin. Das Start-Up gehört zu den Interessenten für bundesweite Frequenzen, verriet DBD-Chef Fabio Zoffi vor zwei Wochen gegenüber heise online. Am gestrigen Mittwoch legte Zoffi nach und ließ das Bekenntnis noch einmal per Pressemitteilung verbreiten. DBD hat mit Intel einen starken strategischen Partner im Rücken sowie Investoren, zu denen außer Merril Lynch und dem Hamburger Bankhaus Warburg auch der Münchner Fonds Polytechnos gehört. Zoffi hat also die Taschen voller Geld. Ein dreistelliger Millionenbetrag soll es sein, den er für Investitionen in den Wimax-Ausbau in Deutschland zur Verfügung hat. "Mit unseren bedeutenden Finanzmitteln werden wir die größte Wimax-Netzinfrastruktur Europas errichten", gibt sich der smarte Italiener selbstbewusst, "das ist der Startschuss in eine neue Ära der Telekommunikation – wie vor über zehn Jahren bei der Einführung des digitalen Mobilfunks". Ziel sei, in wenigen Jahren ein "praktisch flächendeckendes" Wimax-Angebot aufzubauen.

Bisher bedient sich die DBD aus einem Pool alter Frequenzen für die funkvermittelte letzte Meile (Wireless Local Loop – WLL), die DBD aus der Insolvenzmasse des Anbieters "Star21 Network" gekauft hatte. Die neuen Frequenzen werden den alten ganz ähnlich sein: Die jetzt von der Bundesnetzagentur zur Auktion gebrachten Frequenzbänder sind die gleichen, die im Jahr 2002 für WLL-Zugänge vorgesehen waren und seither kaum genutzt wurden. Von den damaligen Anbietern ist nur die Broadnet AG übrig geblieben, die Wireless Local Loop noch immer im Portfolio hat. Inzwischen weitgehend vom Netzbetreiber QSC übernommen, gehörte auch Broadnet anfangs zum Kreis der möglichen Wimax-Interessenten, ist am 12. Dezember in Mainz aber auch nicht mehr dabei.

Wie aus Branchenkreisen zu vernehmen ist, droht der DBD beim Bieterwettstreit um die landesweiten Frequenzen auch keine Konkurrenz aus der Kommunikationsbranche. Vielmehr sollen sich Investoren aus dem Ausland für die Funklizenzen interessieren, darunter eine US-Investmentgesellschaft. Dazu passt, dass Chefregulierer Kurth einige der Bewerber als "Newcomer" bezeichnet hatte, für die der Markt in Deutschland interessant sei. Unter den Interessenten für regional begrenzte Frequenzen ist zumindest einer kein Neuling im Geschäft: Die in Niedersachsen und Bremen aktive EWE TEL, eine Tochter des regionalen Energieversorgers EWE, bietet für regionale Frequenzen mit. Bei der Bundesnetzagentur weiß man von all dem aber offiziell gar nichts, will die Namen der Bewerber erst zur Versteigerung veröffentlichen und zu Spekulationen keinen Kommentar abgeben.

Die Mindestgebote für die Frequenzpakete in 28 Regionen liegen zwischen knapp über 100.000 Euro (Vorpommern) und 1,8 Millionen Euro (Köln/Düsseldorf). Für bundesweite Lizenzen muss ein Interessent mit mindesten 15 Millionen Euro an den Tisch treten. Dass es zu einer Bieterschlacht kommt, halten Branchenkenner angesichts des begrenzten Interessentenkreises und der unterschiedlichen regionalen Interessen für unwahrscheinlich. Pro Region gibt es vier Frequenzpakete, bei sechs Bietern dürfte da nur selten Streit aufkommen. Einen üppigen Geldregen wie zu Zeiten des UMTS-Wahnsinns darf der Finanzminister also nicht erwarten. Doch ein bisschen was fürs Staatssäckel sollte schon dabei rumkommen. (vbr)