Siemens gerät immer tiefer in die Korruptionsaffäre

Deutschlands größter Elektrokonzern verkündete auf Grund der Affäre um schwarze Kasse und Bestechungen eine Korrektur seiner Geschäftszahlen.

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  • dpa

Die Korruptionsaffäre hat für den Siemens-Konzern immer tiefgreifendere Auswirkungen. Am späten Montagabend verkündete Deutschlands größter Elektrokonzern auf Grund der Affäre eine Korrektur seiner Geschäftszahlen. Als Folge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gehe man für die vergangenen Jahre von einem um 168 Millionen Euro höheren Steueraufwand aus, teilte Siemens mit. Als Folge musste der Konzern seinen Gewinn des Geschäftsjahres 2005/06 (30. September) auf 3,033 Milliarden Euro nach unten korrigieren. In den vorläufigen Zahlen hatte Siemens 3,106 Milliarden Euro angegeben.

Der Konzern musste offen lassen, ob damit alle Belastungen aus der Affäre abgedeckt sind. "Nach jetzigem Stand ist das die Summe, die wir nennen können", sagte ein Sprecher. Siemens habe nach bestem Wissen die Zahlen geprüft. Die Führung von Siemens erklärte, man sei sehr betroffen von der Affäre. "Siemens duldet absolut kein ungesetzliches oder regelwidriges Verhalten von Mitarbeitern. Hier gibt es keinerlei Toleranz", sagte Vorstandschef Klaus Kleinfeld.

In den kommenden Wochen und Monaten will Siemens nun seine Kontrollsysteme auf den Prüfstand stellen. Eine internationale Anwaltskanzlei und der Mitbegründer von Transparency International, Michael J. Hershman, sollen helfen, die Kontrollsysteme zu verbessern.

Die Münchner Staatsanwaltschaft verdächtigt rund ein Dutzend Beschuldigte, etwa 200 Millionen Euro von Siemens in schwarze Kassen transferiert zu haben. Unter den Beschuldigten befinden sich auch zwei ehemalige Bereichsvorstände der Siemens-Festnetzsparte Com. Einer von ihnen sitzt wie auch andere Beschuldigte in Haft. Mit dem unterschlagenen Geld sollen Schmiergelder für Auslandsaufträge bezahlt worden sein. Eine Prüfung der Bücher ergab nun als Folge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen für die vergangenen Jahre einen zusätzlichen Steueraufwand von 168 Millionen Euro. Wenn zum Beispiel der Empfänger einer Provisionszahlung nicht klar nachgewiesen werden kann, kann die Ausgabe nicht von der Steuer abgesetzt werden.

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(dpa) / (jk)