LKW-Maut: Infrarot arbeitet laut Herstellern zuverlässig

Die Hinweise über Kommunikationsprobleme zwischen OBUs und Mautbrücken würden von Wettbewerbern gestreut, um die deutsche Maut zu diskreditieren, die momentan im Ausland in verschiedenen Ausschreibungen beste Chancen habe, sich durchzusetzen.

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Von
  • Detlef Borchers

Gegen die aufgetauchten Hinweise, dass beim Mautsystem von Toll Collect die Kommunikation zwischen den On-Board-Units (OBUs) und den Mautbrücken Probleme bereitet, haben die beteiligten Firmen protestiert und die Hinweise erneut als völlig grundlos dementiert: Sie würden von Wettbewerbern gestreut, um die deutsche Maut zu diskreditieren, die momentan im Ausland in verschiedenen Ausschreibungen beste Chancen habe, sich durchzusetzen.

Sowohl die Firma Vitronic als Hersteller der Mautbrücken als auch die Firma Efkon als Hersteller der Komponenten für die Kommunikation zwischen Mautbrücke und OBU dementierten, dass es irgendwelche Probleme mit der Infrarot-Kommunikation gebe. "Das von uns entwickelte Infrarot-System ist jedem Mikrowellen-Funk überlegen", betonte Efkon-Geschäftsführer Helmut Rieder gegenüber heise online. "Wir setzen auf aktives Infrarot, das wir weiterentwickelt haben. Dass Infrarot anfällig ist, das hat vor 10 Jahren gestimmt, trifft aber heute nicht mehr zu. So haben wir analoge Filter entwickelt, die das Sonnenlicht ausnutzen. Wo sich Funksignale überlagern und behindern können, verstärken sich optische Signale. Auf zwei Erfindungen in diesem Bereich haben wir Patente, die andere gegen eine einmalige Abschlagszahlung von 1 Euro nutzen können. Denn natürlich wollen wir, dass sich die überlegene Technik durchsetzt."

Gegenüber dem Mikrowellen-Funk biete Infrarot mehr Sicherheit und könne in der 20 bis 25 Meter langen Kommunikationszone vor der Mautbrücke mit 1 MBit/s in beiden Richtungen wesentlich mehr Daten übertragen als es die Mikrowelle zulasse. Rieder erklärte, dass Efkon an die OBU-Produzenten sowohl das Infrarot- wie das Mikrowellen-Modul ausliefere, womit die deutsche OBU beide Kommunikationsformen beherrsche und damit zukunftssicher und europaweit einsetzbar sei. In Indien und Asien sei seine Firma mit der Infrarot-Technik bei Maut-Systemen Marktführer.

Die Debatte um die Mautbrücken kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich andere Länder intensiver mit dem satellitengestützten System von Toll Collect beschäftigen. Als nächster Kandidat für ein Mautsystem gilt Tschechien, das besonders unter der deutschen LKW-Maut in Kombination mit der EU-Erweiterung leidet. Seit der Einführung der Maut wird das gute Straßennetz in Tschechien von südosteuropäischen LKW mit Ziel Norddeutschland als Transitraum genutzt, während LKW aus Polen und Lettland mit Zielen in Süddeutschland die andere Transitachse bilden. Das tschechische Parlament will die Ausschreibung zur LKW-Maut noch in diesem Jahr über die Bühne bringen und bereits Mitte 2006 ein System installiert haben. In der ersten Phase sollen die rund 970 Kilometer Autobahn von einer LKW-Maut erfasst werden, in der zweiten Phase 3000 Kilometer Überlandstraßen, die häufig parallel zur Autobahn verlaufen.

Unterdessen beginnt in Deutschland eine Debatte um die Zweckbestimmung des Mautsystems. Mehrere LKW-Fahrer berichten davon, dass sie beim Erreichen der zulässigen Lenkzeit von BAG-Kontrolleuren auf Park- und Rastplätze gewiesen worden seien, ohne dass die Beamten der Kontrollbehörde für den Güterverkehr zuvor die Tachoscheibe inspiziert hätten. Vielmehr hätten die Beamten auf der Beifahrerseite einfach nur mit dem Finger auf die Armbanduhr gezeigt und seien dann weitergefahren. Das Verhalten legt die Schlussfolgerung nahe, dass die Angaben der OBU nicht nur zum Zwecke der Maut- und der Zollkontrolle ausgewertet werden, wie dies im Autobahnmautgesetz festgeschrieben ist. Allerdings könnte diese Technik der Lenkzeitkontrolle bald Schule machen. Mehrere Fabrikate der digitalen Fahrtenschreiber, die ab August 2005 in Neu-LKW vorgeschrieben sind, sind für den Mikrowellen-Funk vorbereitet. Dieser soll genutzt werden, um Lenkzeiten im fließenden Verkehr kontrollieren zu können.

Zur satellitengestützten LKW-maut in Deutschland siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)