CES: AMD antwortet mit LIVE! auf Viiv

Einen Tag bevor Intel-Chef Paul Otellini auf der CES den Startschuss für die Media-Center-PC-Plattform Viiv geben will, kündigt AMD LIVE! an.

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AMD setzt weiter auf Ausrufezeichen: Nach 3DNow! und PowerNow! kommt nun AMD LIVE!: Mit dieser Marke will AMD "gut ausgestattete Multimedia-PCs und -Notebooks für Privatkunden" kennzeichnen, die ab Mitte 2006 erscheinen sollen. Wie bei Intels Viiv ist dabei offenbar der Einsatz von Microsoft Windows XP Media Center Edition 2005 vorgesehen. LIVE!-Systeme sollen ihren Nutzern die Möglichkeit eröffnen, digitale Medien in guter Qualität abzuspielen, diese abzuspeichern und Geräte zur Wiedergabe in mehreren Räumen ebenso leicht anzuschließen wie tragbare Media Player.

Die AMD-Konkurrenz zu Intels Viiv war bereits erwartet worden, bleibt aber in der Definition als "Digital Media Vision" noch unschärfer als das Intel-Vorbild. AMD erwähnt – ebenso wie Intel – offene Standards und Schnittstellen, widerspricht dem aber in gewisser Weise wieder durch die recht starke Bindung an Microsoft – der Software-Gigant ist bisher der einzige LIVE!-Partner, den AMD benennt. Dabei wirkt die Hervorhebung von Windows XP Professional x64 Edition auf der AMD-LIVE!-Webseite etwas unglücklich, weil es keine Media-Center-Aufsatz von Microsoft für dieses Betriebssystem gibt und gerade in Bezug auf Multimedia-Hardware die x64-Treiberversorgung sehr schlecht ist – das wird bestenfalls wohl mit Windows Vista besser werden.

Auch AMD setzt auf Doppelkern-Prozessoren und erwähnt ausdrücklich den Athlon 64 X2 sowie nicht näher bezeichnete Doppelkern-Mobilprozessoren. Die Mehrkern-Prozessoren sind dabei wahrscheinlich nicht für die Medienwiedergabe direkt am zentralen PC nötig, sondern sollen für die reibungslose Verarbeitung mehrerer Medienströme sorgen. Die auf der PC-Festplatte gelagerten Musik-, Bild- und Videodaten sollen sich per Digital Media Adapter (DMA) beziehungsweise Digital Media Receivers (wie die Xbox 360) gleichzeitig auch über das heimische (Drahtlos-)Netzwerk abspielen lassen, aber selbstverständlich unter Wahrung der von den Medienverkäufern auferlegten Beschränkungen (Digital Rights Management). Auf dieses DRM geht AMD nicht näher ein, spricht aber von "valued digital content" – ähnliche Euphemismen umschreiben häufig, worum es eigentlich geht, nämlich um Kopierschutz.

Intel engagiert sich auf diesem Gebiet der "Content Protection in the Digital Home" schon seit Jahren und kooperiert eng mit Firmen wie Microsoft, AOL Time Warner oder Revelations Entertainment. Intel spricht über den pragmatischen Ansatz, den Kauf digitaler Medien leichter zu machen als deren unerwünschte Kopie (Zitat Morgan Freeman: "Our task is to make film easier to buy than to pirate.") Intel ist an der Entwicklung von CP-Verfahren wie CPRM, DTCP oder HDCP beteiligt und integriert diese auch in die Intel Digital Media Infrastructure (DMI) und Standardisierungsaktivitäten wie DLNA oder NMPR. Angeblich soll ein On-the-fly-Encoding-Modul für kopiergeschützte digitale Datenströme integraler Bestandteil von Intels Viiv sein.

AMD bezieht in seine digitale Medienvision nicht nur die AMD64-Prozessoren ein, sondern auch die stromsparenden Embedded-CPUs: Zuammen mit ST hat AMD eine HDTV-taugliche Settop-Box mit dem Single-Chip-Controller STB7100 entwickelt, die sich an AMD-LIVE!-PCs anschließen lassen soll. Auch hier konkurrieren AMD und Intel: Intel hat ebenfalls eine breite Produktpalette für Consumer-Electronics- (CE-)Geräte im Angebot, darunter den i854-Chipsatz samt Treiber-Kits für WIndows CE und Linux.

Zur Consumer Electronics Show 2006 in Las Vegas siehe auch: (ciw)