AMD-Aufspaltung wird heute verkündet

Der CPU- und Grafikchiphersteller Advanced Micro Devices gliedert seine Halbleiterfertigung in ein separates Unternehmen aus, an dem sich eine Investitionsfirma des Emirates Abu Dhabi beteiligt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 90 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Heute wird es offiziell: Für 14.00 Uhr deutscher Zeit hat AMD zu einer Telefonkonferenz geladen, auf der die Details zur Aufspaltung des Chipherstellers in zwei separate Unternehmen, also zur lange angekündigten "Asset Smart"-Strategie, verkündet werden sollen.

Über arabische Zeitungen und mehrere US-Newsdienste sind aber bereits Informationen durchgesickert. Demnach wird AMD nicht, wie zuvor häufig spekuliert wurde, enger mit dem weltgrößten Chip-Auftragsfertiger TSMC aus Taiwan kooperieren, sondern mit regierungsnahen Investitionsfirmen des Emirates Abu Dhabi. Eine solche Firma, nämlich die Mubadala Development Company, hält bereits seit rund einem Jahr 8,1 Prozent der AMD-Anteile.

Nach den bisherigen Medienberichten wird AMD den Fertigungsbereich auslagern, also insbesondere die beiden Werke Fab 36 und die im Umbau zur Fab 38 befindliche Fab 30 in Dresden, aber auch das geplante Werk im US-Bundesstaat New York (Luther Forest). Dieser AMD-Bereich wird quasi als Auftragsfertiger (Foundry) für AMD, aber möglicherweise auch andere Chiphersteller tätig werden.

Eine vom Emirat Abu Dhabi neu gegründete Firma namens Advanced Technology Investment Co. (ATIC) wird 55 Prozent des AMD-Foundry-Zweigs halten und dafür zunächst 2,1 Milliarden US-Dollar bezahlen, davon 0,7 Milliarden direkt an AMD. Später soll ATIC weitere 3,6 Milliarden bis 6 Milliarden US-Dollar investieren. Der Wert, den AMD in den Foundry-Zweig abspaltet, wird auf 1,2 Milliarden US-Dollar beziffert; auch die bisher angehäuften Verbindlichkeiten in Höhe von rund 5 Milliarden US-Dollar konzentrieren sich nach den Berichten auf den Foundry-Zweig.

Gleichzeitig wird Mubadala den Anteil an der restlichen Firma AMD auf 19,3 Prozent mehr als verdoppeln. Wegen des zurzeit niedrigen AMD-Aktienkurses sollen dafür lediglich 314 Millionen US-Dollar für 58 Millionen neu emittierte Aktien sowie Optionen auf 30 Millionen weitere Aktien nötig sein.

Die Pläne zur Aufspaltung von AMD unter wesentlicher Beteiligung arabischer Investoren werden vom Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) des US-Finanzministeriums geprüft. AMD-Prozessoren stecken auch in militärisch wichtigen Systemen, etwa dem Roadrunner der Los Alamos National Laboratory, vielen Cray-Rechnern und anderen Supercomputern für die Waffenforschung.

Arabische Staaten versuchen schon lange, ihre einseitige wirtschaftliche Abhängigkeit von der Ölförderung zu reduzieren; das Ölgeschäft ist zwar extrem profitabel, kann aber nicht ewig laufen. Viele Fonds aus dem Nahen Osten investieren gezielt in Halbleitertechnik; auch an der letztlich gescheiterten, brandenburgischen Chipfabrik Communicant (in deren Halle Conergy heute Solarmodule fertigt), wollte sich das Emirat Dubai beteiligen. (ciw)