VW Golf 1.2 TSI mit 110 PS im Fahrbericht

Beförderungsmitte

Des Deutschen liebster Neuwagen hat über die Jahre sein konservatives Profil gepflegt und blieb damit modern, ohne modisch zu werden. Doch reicht das allein, die nach wie vor rege Nachfrage des Golf zu erklären? Wir haben uns den Bestseller mit dem 110-PS-Benziner in die Redaktion geholt

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Von
  • Martin Franz
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München, Januar 2015 – Gegen den Golf scheint derzeit kein Konkurrent ein Mittel parat zu haben, das seinen Platz als Nummer 1 in den deutschen Verkaufscharts gefährden könnte. Weder vorsichtiges Kopieren wie durch einen Opel Astra G oder Hyundai i30 noch die radikale Abkehr vom gewohnten Konzept wie durch einen BMW 1er oder eine Mercedes B-Klasse brach seine Vorherrschaft. Des Deutschen liebster Neuwagen hat über die Jahre sein konservatives Profil gepflegt und blieb damit modern, ohne modisch zu werden. Doch reicht das allein, die nach wie vor rege Nachfrage zu erklären? Wir haben uns den Bestseller mit einem kleinen Benziner für 14 Tage in die Redaktion geholt.

Kaum ein Wunsch bleibt offen

Die aktuelle Auflage ist seit November 2012 auf dem Markt. Seitdem wurde das Angebot stark aufgefächert: Zur Limousine kamen unter anderem der Kombi Variant, der Sportsvan, ein Hybrid- und ein Elektroantrieb. Kaum ein Wunsch bleibt unerfüllt, sofern der Käufer ihn nur bezahlen kann. Bei den Verbrennungsmotoren gibt es eine große Spannweite, die beim Golf Diesel ein Leistungsangebot zwischen 90 und 184 PS, beim Benziner zwischen 86 und 300 PS bedeutet. Wir wählten den 1.2 TSI mit 110 PS und 175 Nm, der ab 19.025 Euro zu haben ist – was einem Aufpreis von fast 2000 Euro gegenüber dem 86-PS-Basisbenziner entspricht.

Im täglichen Umgang mit dem aktuellen Golf fällt auf, mit welchem Augenmerk die Entwickler an die Gestaltung des Innenraums gegangen sind. Alles im sichtbaren Bereich wirkt ausgezeichnet verarbeitet, die Interieurleisten beispielsweise sind sauber eingepasst. Das Ambiente suggeriert, in einem liebevoll zusammengebauten Auto zu sitzen. Unterstrichen wird dieser Eindruck von einem Türschließgeräusch, an dem unzweifelhaft Sounddesigner mitgewirkt haben. Die beständige Nachfrage dürfte nicht zuletzt auch daran liegen, dem Interessenten erfolgreich vermittelt zu haben, dass er einen hohen Gegenwert für sein Geld bekommt. Dass dieser Eindruck gerade in den vergangenen Jahren heftige Kratzer abbekommen hat, soll hier nicht verschwiegen sein. Doch im Erstkontakt wirken viele Konkurrenten, die keinesfalls schlechter als der Golf sind, etwas hemdsärmelig – als Beispiel sei nur der Ford Focus genannt.

Doch eine unerschütterlich scheinende Verarbeitung ist nicht der einzige Grund, der dem Golf zahlreiche Kunden zutreibt. Im täglichen Umgang gefällt er mit einer überaus durchdachten Bedienung. Wie bereits im Fahrbericht des Skoda Octavia erwähnt, waren die Entwickler stets darauf bedacht, den einfachsten Weg zum Ziel zu finden. Ein Beispiel dafür ist der Bordcomputer, dem man in einem Untermenü beibringen kann, welche Informationen er anzeigen soll. So muss sich der Fahrer nicht durch Anzeigen arbeiten, die ihn nicht interessieren.