Zurück in die Zukunft (Teil 3)

Blättern Sie mit uns zurück – und denken Sie nach vorne. Perspektiven, Möglichkeiten, Entdeckungen und Versprechungen des Jahres 2007 aus Technology Review Online.

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Inhaltsverzeichnis

Zum Jahresende wird man in allen Mediengattungen mit Jahresrückblicken bombardiert: Die Lokalzeitung lässt die Geschehnisse vor der Haustür Revue passieren, die Nachrichtenmagazine widmen sich der großen Politik und die Boulevard-Blätter den Eskapaden der so genannten Prominenz. Technology Review Online ist in der glücklichen Lage, mit dem Jahresrückblick jedoch gleichzeitig eine Art Vorschau zu liefern: Blättern Sie mit uns zurück – und denken Sie nach vorne. Perspektiven, Möglichkeiten, Entdeckungen und Versprechungen des Jahres 2007 – kurz, die interessantesten Artikel aus TR Online. Hier der dritte Teil. Den ersten finden Sie hier, den zweiten hier.

September

Alieu Conteh, der Aufsichtsratsvorsitzende von Vodacom Kongo, hat in einem Land ein digitales Mobilfunknetz geschaffen, in dem es bislang kaum Telefonverbindungen gab. Im TR-Interview erzählte er seine spannende Geschichte – von der verworrenen Lizenzbeantragung in dem vom Krieg gezeichneten afrikanischen Staat über das Anwerben ausländischer Technologiepartner bis hin zum Start des Netzes, bei dem viel improvisiert werden musste. Inzwischen hat Vodacom Kongo zwei Millionen Kunden und soll mehr als 1,5 Milliarden Dollar wert sein.

David Sinclair forscht auf einem spannenden Wissenschaftsfeld: Er arbeitet daran, die Lebenszeit des Menschen zu verlängern. Der 38-jährige Harvard-Pathologieprofessor hatte entdeckt, dass Resveratrol, ein chemischer Bestandteil von Rotwein, die Lebenserwartung von Mäusen um bis zu 24 Prozent steigern kann – und bei anderen Tieren wie Fliegen und Würmern gar um satte 59 Prozent. Sinclair hofft, dass der Stoff auch die Lebenserwartung des Menschen erhöhen wird: "Das System, das da bei Mäusen und anderen Organismen angesprochen wird, ist evolutionsgeschichtlich sehr alt." Der Australier gründete zusammen mit anderen Mitstreitern ein Start-up namens Sirtris, das nun Medikamente basierend auf Resveratrol entwickeln soll.

Genforscher Craig Venter hat sein vollständiges diploides Genom entziffern lassen und der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Im Gespräch mit TR erläuterte er die Gründe – und erste spannende Ergebnisse. So ergab sich, dass die Variationsbreite von Mensch zu Mensch wesentlich höher zu sein scheint, als bislang angenommen. "Sie könnte sogar bis zu zehn Mal höher liegen als wir es aus einem Genom des Jahres 2001 geschlossen hatten. Statt zu 99,9 Prozent identisch zu sein, liegen wir viel eher bei 99 Prozent", sagte er. Die Daten sollen der Forschung nun als Referenzgenom dienen. "Dies ist wahrscheinlich das erste und letzte Mal, dass jemand die Zeit, das Geld und die Energie aufwendet, um ein diploides Genom mit dieser genauen Sanger-Sequenzier-Methode zu entschlüsseln", meint Venter stolz.

Sebastian Thrun ist Teamleiter des "Stanford Racing Team", das ein autonomes Roboterfahrzeug erfolgreich in das Rennen um die "DARPA Urban Challenge" schickte und auf einem der vorderen Plätze landete. Die Technologie ist bereits erstaunlich weit fortgeschritten – dabei helfen insbesondere Algorithmen aus dem maschinellen Lernen, wie der Forscher erläutert. Das Endziel ist aber, die Versuchstechnik eines Tages auch in Serienfahrzeuge einzubringen. "Auf der ganzen Welt verlieren wir jährlich rund eine Million Menschen durch Verkehrsunfälle. Fast alle diese Verkehrstoten werden durch Fahrfehler verursacht: Zu schnelles Fahren, alkoholisiertes Fahren. Das ist eine Riesenzahl." Dabei sei das Fahren, etwa auf der Autobahn, gar nicht so schwer von einem Rechner zu übernehmen. "Das ist relativ einfach."

Wasserstoff-Fahrzeuge sollen bereits seit Jahren serienreif werden, doch die notwendige Infrastruktur ist nur schleppend aufbaubar. Hinzu kommt, dass die Gewinnung des Brennstoffs teuer und nicht unbedingt umweltfreundlich ist. Jerry Woodall, Professor für Elektrotechnik an der amerikanischen Purdue University, hat ein neues Verfahren entwickelt, mit dem Wasserstoff aus Wasser bald kostengünstig produziert werden soll. Bei seiner Methode erfolgt die Wandlung erst spät, so dass der Transport des flüchtigen Gases nicht mehr notwendig ist. Stattdessen tankt der Nutzer einfach Wasser und Alupellets. Beide Bestandteile vermischen sich im Fahrzeug und produzierten dann auf Wunsch Wasserstoff und Aluminium-Oxid. Dazu wird ein spezielles und besonders effizientes Wandlungsverfahren eingesetzt.