Unterwegs im Toyota Prius IV

Urmeter, neu geeicht

Die vierte Generation des Prius ist nicht mehr spaßbefreit, sie bietet im Gegenteil Freude am Fahren und, ja, Federungskomfort. Es ist eine fast schockierende Überraschung, einem sonst nur für seine Effizienz gerühmten Prius hohe Zielgenauigkeit, Präzision und gute Rückmeldung bescheinigen zu können

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Hybridantrieb, alternative Antriebe 17 Bilder
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Hamburg 6. Mai 2016 – Überall Kurven! Scharf rechts, mit angefressenem Asphalt an der Grasnarbe. Dann wieder links in einem langen Bogen, der sich im Verlauf zuzieht: Die Holsteinische Schweiz macht es leicht, Mängel an der Lenkung eines Autos zu erkennen. Und es ist eine fast schockierende Überraschung, einem Toyota und dazu noch einem Prius eine hohe Zielgenauigkeit, Präzision und gute Rückmeldung bescheinigen zu können.

Akio Toyoda, Präsident des japanischen Automobilriesen, hat tatsächlich geliefert – die vierte Generation des Prius ist nicht mehr spaßbefreit, sie bietet im Gegenteil Freude am Fahren auf BMW-(Fronttriebler-)Niveau. Wo die Vorgänger störrisch und unwillig reagierten, bleibt der Neue gelassen, lange neutral und bei geringer Wankneigung in der Spur. Das Beste aber ist der Langsamfahrkomfort. Viele aktuelle Autotypen sind übertrieben hart oder stuckern. Der Prius federt geschmeidig. Das wirkt souverän und ist angenehm.

Die generelle Fahrwerksschwäche war erfahrenen Prius-Piloten egal oder nicht bewusst. Für sie zählte nur eins: Der Verbrauch. Der liegt jetzt im Prüflabor bei 3,0 Litern (entsprechend 70 g CO2 / km) für die Bereifung der Basisversion in der Dimension 195 / 65 R15. Für den Testwagen mit dem mittleren Ausstattungslevel Comfort steigt der Wert auf 3,3 Liter (76 g CO2 / km) an, weil die Pneus auf die Dimension 215 / 45 R17 wachsen. Der Realkonsum von 4,2 Litern wiederum ist ein Spiegel des Streckenprofils – zu den Details später mehr – und dokumentiert, dass der Prius bleibt, was er war: Der Ur-Meter und Maßstab beim sparsamen Fahren.

Homöopathische Verkaufszahlen

Das allein aber macht nicht beliebt. Zumindest nicht auf dem deutschen Markt, wo 2015 lediglich 561 Prius verkauft wurden. Wie viele davon im Taxibetrieb laufen, ist nicht bekannt. Zum Vergleich das Gesamtergebnis: Toyota hat inzwischen über 8,5 Millionen Fahrzeuge mit Hybrid Synergy Drive auf die Straße gebracht, jenem leistungsverzweigten System, dass durch unbedingte Zuverlässigkeit auffällt. Mehr als 3,6 Millionen davon sind Prius. Tendenz rückläufig, denn die anderen Modelle der Marke holen auf und kannibalisieren den Klassiker. In Deutschland etwa sind Auris und Yaris sowie der RAV4 gefragt. Das Motto beim Käufer: Wenn Hybrid, dann Toyota, und wenn Toyota, dann bitte mit Hybrid.