Wie geht es der deutschen Motorradbranche

Es geht aufwärts mit der Motorradwirtschaft in Deutschland, behauptet eine Studie des Industrie-Verbands Motorrad (IVM). Sie verkündet allerdings derart viele heroische Jubelmeldungen, dass wir ein bisschen hellhörig werden

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Geht es der deutschen Motorradbranche wirklich so gut?
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Von
  • Ingo Gach
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Köln, 3. Mai 2016 – Es geht aufwärts mit der Motorradwirtschaft in Deutschland. Das verkündet jedenfalls der Industrie-Verband Motorrad (IVM) und präsentiert zum Beweis stolz die Studie „Die ökonomische Bedeutung der Motorradwirtschaft in Deutschland“. Sie verkündet derart viele heroische Jubelmeldungen, dass wir ein bisschen hellhörig werden.

Aktuell sind über 5,9 Millionen Motorräder und Roller hierzulande für den Straßenverkehr zugelassen. 2015 ist die Zahl der neu zugelassenen Motorräder und Roller erneut gestiegen. Mit 150.550 Einheiten bedeutet dies eine Steigerung zum Vorjahr um 7,07 Prozent. Wenn nur die Motorräder über 125 Kubikzentimeter betrachtet werden, sind es immerhin noch 102.238 Stück, macht 5,59 Prozent mehr als 2014. Klingt erst einmal toll. Wenn man in der Statistik jedoch etwas weiter zurückgeht, wird man wesentlich eindrucksvollere Zahlen finden. Im Jahr 2000 kauften die Deutschen noch 207.594 Krafträder, davon 170.636 Motorräder über 125 Kubikzentimeter.

Wie geht es der deutschen Motorradbranche (8 Bilder)

Mit dem Motorradverkauf geht es zurzeit aufwärts in Deutschland. Einer der Gründe dafür sind Motorräder im Retro-Style wie die Triumph Bonneville. Wieviel die Motorradwirtschaft umsetzt, hat jetzt eine Studie im Auftrag des IVM aufgelistet.

Reiner Brendicke, Hauptgeschäftsführer beim Industrie-Verband Motorrad (IVM), erklärte bei der Vorstellung der Studie in Köln: „Die Motorradwirtschaft in Deutschland ist ein weitläufiges Netzwerk, das seine Wertschöpfung aus Ingenieursleistung, Individualität, Design, Emotion und Lebensstil bezieht und dessen ökonomische Bedeutung in Deutschland nun erstmals dokumentiert ist“. Völlig richtig, aber es reicht offensichtlich noch lange nicht, um an die goldenen Zeiten anzuknüpfen.

Die Studie wurde von Economica, einem österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung, durchgeführt, das sich bereits letztes Jahr mit einer solchen Untersuchung in Österreich empfohlen hat. Für Economica war vor allem der Effekt auf die deutsche Gesamtwirtschaft wichtig und hier fand das Team um Studienleiterin Anna Kleissner Zahlen heraus, die bislang so noch nicht einmal dem IVM bekannt waren. Demnach haben 2014 in Deutschland Unternehmen mit der Herstellung, dem Handel und der Reparatur von Motorrädern sowie dem Verkauf von Zubehör und Reifen einen Umsatz von 7,3 Milliarden Euro erzielt.