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Fiat Tipo 1.6 E-torQ im Test

Der neue Fiat Tipo ist einer der preiswertesten Vertreter seiner Klasse. Im Test zeigte sich, dass jene Käufer, die bei Motor und Ausstattung nah an der Basis bleiben, auf einem guten Weg zum besten Tipo sind

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Test: Fiat Tipo 34 Bilder
Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Martin Franz
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München, 25. August 2016 – Mein erstes Auto war sieben, als ich es übernahm und roch innen bei Sonneneinstrahlung immer „wie neu“. Ich gestehe, eine gewisse Sympathie für solche Düfte zu haben, zumindest so lange, wie sie dezent bleiben. Der Fiat Tipo stellte dies im Test aber auf eine harte Probe. Eine Konzession an einen der preiswertesten Vertreter seiner Klasse? Der Tipo macht im Test an einigen Stellen deutlich, dass er nicht hauptsächlich für den verwöhnten deutschen Markt geschaffen wurde.

Fiat hat mit dem neuen Tipo einiges vor. Vom Produktionsstandort Türkei aus soll er in über 40 Länder exportiert werden. Dem Stufenheckmodell kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn anders als in Westeuropa ist diese Form in Osteuropa und Asien stärker gefragt als die ebenfalls schon gezeigten Schrägheck- und Kombi-Versionen.

Straff abgestimmt

Ein erster Rundgang offenbart schon, dass der Tipo auf schlechte Straßen vorbereitet wurde, seine Bodenfreiheit ist größer als bei anderen Modellen dieser Klasse üblich. Zusammen mit der Flankenhöhe der serienmäßigen Bereifung könnte da eine komfortable Abstimmung herauskommen – doch Fiat geht mit der Zeit. Der Testwagen hatte die optionalen 17-Zoll-Alufelgen, die mit 225/45 R17-Reifen von Pirelli bezogen waren. Diese Kombination ist von der Härte eines Seat Leon FR zwar weit entfernt, doch besonders rücksichtsvoll ist die Abstimmung des Tipo auch nicht. Sie liefert stets eine Zustandsbeschreibung des Untergrunds, was in dieser Präzision sicher nicht sein müsste. Zumal damit auch die gefühlte Rasanz nicht zunimmt. Wir vermuten, dass mit der weniger modischen 205/55 R16- oder 195/65 R15-Bereifung der preiswerteren Ausstattungslinien der Eindruck vom Fahrwerk ein angenehmerer wäre. Das Platzangebot in Innenraum und Kofferraum ist ausreichend, der Motor erstaunlich leise. Mit anderen Worten: Mit einer etwas weicheren Abstimmung ließe es sich mit dem Tipo ganz passabel reisen.

Gründlich lüften

An anderen Stellen sind Zugeständnisse an den vergleichsweise günstigen Preis unumgänglich. Die Verarbeitung ist insgesamt in Ordnung, es klapperte oder knirschte im Testwagen auch auf miesen Straßen nichts. Dass ein paar Nähte nicht hundertprozentig, sondern nur 98-prozentig gerade sind, sollte man einem Auto dieser Preis-Größe-Klasse ebenso wenig vorwerfen wie die einfachen Materialien. Sie waren es allerdings auch, die für einen morgendlichen Gang vor die Tür verantwortlich waren. Der Tipo roch so neu, dass ich ihn jeden Morgen gründlich lüftete. Besser wurde es während der 14 Tage mit der intensiv duftenden Kombination aus Kunst- und Klebstoff nicht. Dazu unterliegt auch Fiat dem Irrtum, dass glänzender Kunststoff die restliche Hartplastik-Landschaft irgendwie aufwerten würde. Tut sie nicht. Zum Glück haben sie die internen Controller für die beiden preiswerten Ausstattungen als zu teuer erachtet.