Café Racer to go

Test: Ducati Scrambler Café Racer

Die Ducati Scrambler Café Racer sieht schon in Serie aus wie ein teures Custombike. Doch sie ist nicht nur für die Show vor dem Lieblingslokal geeignet, sondern bereitet auch auf der Landstraße viel Spaß, wie sie im Test bewies

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Test: Ducati Scrambler Café Racer 19 Bilder
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  • iga
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Ducati kann sehr zufrieden auf seine Geschäftsbilanzen blicken. Das hat die Marke vor allem der Ende 2014 vorgestellten Scrambler zu verdanken. Das schicke Retro-Bike traf genau den Nerv der Zeit und schoss in den Verkaufszahlen an die Spitze der hauseigenen Charts und in die deutsche Zulassungs-Top Ten. In den ersten beiden Baujahren stellte die Scrambler-Baureihe 30 Prozent aller verkauften Ducatis.

Dabei hatte Ducati dafür den bereits angestaubten 803-cm3-V2 mit Luftkühlung und desmodromischer Ventilsteuerung aus dem Regal in Bologna geholt, der einige Jahre zuvor schon eingestellt und gegen ein wassergekühltes Aggregat ausgetauscht worden war. Für das Thema „Nostalgie-Motorrad“ ist er jedoch ideal und leistet seit diesem Jahr mit Euro-4-Norm 73 PS – völlig ausreichend für ein Naked Bike unter 200 kg Gewicht. Der Trick am Scrambler ist seine Variabilität. Inzwischen gibt es sieben – die Sixty2 mit dem 400-cm3-Motor mitgerechnet – verschiedene Scrambler-Modelle, die sich nur durch wenige Komponenten unterscheiden und dennoch ganz eigenständige Charaktere darstellen, von der Pseudo-Enduro „Desert Sled“ bis eben zur „Café Racer“.

Der Weg zum Café Racer

Es reichte, auf die Basis der Scrambler ein knackiges Heck mit Höckersitzbank aus gesteppten, braunen Kunstleder und einer Sitzbankabdeckung zu packen, an die Vorderradgabel Stummellenker zu platzieren, kurze Spiegel an die Lenkerenden zu schrauben und eine kleine Lampenabdeckung zu verbauen. Schon war ein hübscher Café Racer entstanden, wie ihn sich die Biker in den 1960er-Jahren vor dem legendären Ace Café in London gewünscht hätten. Dazu spendierte Ducati noch goldene Gussfelgen und einen schwarz eloxierten Termignoni-Auspuff mit zwei übereinander angeordneten Endschalldämpfern.

Der Café Racer in der schwarz-goldenen Lackierung – wie einst die 900 SS in den 1970er-Jahren – ist ein echter Hingucker und der Fahrer muss regelmäßig erklären, dass es sich nicht um einen Oldtimer handelt, noch nicht einmal um ein teures Custombike. Wobei Ducati beim Preis mit 10.990 Euro schon ordentlich hinlangt, die Scrambler Icon gibt es schon ab 8790 Euro. Erfahrungsgemäß zucken viele Käufer bei Mittelklasse-Bikes zurück, wenn der Preis in den fünfstelligen Bereich klettert.

Wer sich dennoch für die Scrambler als Café Racer entscheidet, wird nicht enttäuscht, ihren Einsatzzweck als Showbike für die Eisdiele sowie hohem Spaßfaktor auf der Landstraße wird sie im vollen Umfang gerecht. Zur Rush-hour in der Innenstadt muss man allerdings Abstriche im Komfort machen, nicht wegen der durchaus bequemen Sitzbank, sondern weil die Oberkörperhaltung nach vorne orientiert ist und entsprechend viel Gewicht auf den Handgelenken lastet.