Schönkost

Test: Jaguar XF Sportbrake 25d

Zwei Jahre nach der Limousine ist der Jaguar XF endlich auch als Kombi zu haben. Formal darf der als gelungen gelten, doch Schönheit allein wird ihm in dieser Klasse keinen dauerhaften Erfolg bringen. Wie fährt sich der XF Sportbrake mit dem 240-PS-Diesel? Ein Test sollte das klären

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Jaguar XF Sportbrake 35 Bilder
Lesezeit: 14 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Nein, die ruhmreiche Vergangenheit der Marke Jaguar, geprägt von zierlichen Limousinen mit hohem Holzanteil im Innenraum soll hier nicht erneut wehklagend besungen werden. Sie ist unwiederbringlich vorbei. Im Vergleich mit anderen Modellen bringt der noch relativ neue XF Sportbake aber wenigstens etwas von der ehemals so prägenden Eleganz mit sich. Äußerlich gehört er für mich zu den schönsten aktuellen Modellen der Marke, was natürlich Geschmackssache ist. Ein Test sollte zeigen, was der Kombi mit dem 240-PS-Diesel taugt. Dabei zeigt sich, dass dem Käufer das Bewusstsein, einen Jaguar zu fahren, einiges wert sein muss.

Stattlich

Der XF Sportbrake ist ein stattliches Auto. Mit 4,95 Metern gehört er zu den längsten Kombis auf dem europäischen Markt. Das Platzangebot ist allerdings nicht besser als in einem deutlich kürzeren F-Pace. Dieser Eindruck liegt daran, dass der Abstand zwischen Sitzfläche und Boden im SUV größer als im Kombi ist. Eine Familie kommt mit den Platzverhältnissen im XF im Normalfall aber sicher trotzdem gut hin. Ein Kollege fand, dass die Rückenlehne hinten unbequem stark geneigt ist.

Der Kofferraum wird mit 565 Litern angegeben, sofern man auf ein Reserverad verzichtet. Wird das mitbestellt, sind es nur noch 525 Liter und damit nur 20 Liter mehr als ein Audi A4 Avant aufnimmt – der 4,73 m lang ist. Gemessen haben wir 1,08 m in der Länge, 1,06 m in der Breite zwischen den Radhäusern und 40 cm in der Höhe. Von der Raumfülle einer E-Klasse oder eines Skoda Superb bleibt der XF Sportbrake insgesamt ein gutes Stück entfernt.

Das Armaturenbrett ähnelt dem im F-Pace, allerdings war die hier wahrgenommene Qualität ungleich besser. Jaguar hat nach eigenem Bekunden in dieser Hinsicht auch beim SUV nachgebessert. Den insgesamt guten Eindruck im aktuellen Testwagen störten allerdings Knistergeräusche aus Cockpit und Fahrertür. Es mag damit zusammenhängen, dass unser Auto aus einer sehr frühen Produktionscharge stammt. Wäre es mein Auto, würde ich es mir nicht lang anhören. Jaguar bedient schließlich nicht gerade den automobilen Grabbeltisch. Das Geld für die sich drehenden Luftdüsen hätten wir anderweitig investiert - zum Beispiel in ein feineres Material von der seitlichen Mittelkonsolen-Verkleidung.

Grobe Tasten

Auch die klobigen Lenkradtasten passen nicht zum noblen Anspruch. Im Vergleich dazu wirken die Touchflächen im Mercedes-Lenkrad Jahre, ja Jahrzehnte moderner. Ein optischer Nachteil, kein funktionaler: Die Tasten im Jaguar funktionieren immer und eindeutig, während im Mercedes mancher Wunsch wiederholt werden muss.

Gut gefallen mir dafür die Sitze, die in vieler Hinsicht sehr variabel sind. Wie bei den BMW-Sportsitzen ist auch hier die Breite der Seitenwangen verstellbar, wobei es für Menschen mit sehr breitem Kreuz vermutlich gern noch weiter aufgehen dürfte. Warum sich Jaguar die Mühe einer Höhenverstellung für die Kopfstützen macht, wenn es dann nur knapp fünf Zentimeter aufwärts geht, hat redaktionsintern keiner so recht verstanden. Dafür reichen sie auch groß gewachsenen Menschen. Die Sitzheizung spricht schnell an, sofern das Infotainmentsystem einmal hochgefahren ist. Denn nur darüber lässt sie sich aktivieren.

Hotspot

Das Infotainmentsystem selbst erschließt sich erst bei längerem Gebrauch, wobei Jaguar durchaus noch Luft für Verbesserungen gelassen hat. Im Testwagen war keine SIM-Karte im Slot, was man hier lobenswerterweise einfach ersetzen kann. Wer mag, kann einfach einen mobilen Hotspot auf dem Handy eröffnen und dann Dinge wie den Browser oder Online-Verkehrsdaten nutzen. Bei BMW geht das beispielsweise nicht. Gut gefallen hat mir auch die Idee, eine Übersicht mit den wichtigsten Programmen selbst zusammenstellen zu können.