Verbandkasten

Autonomer Versuchsträger Renault EZ-Pod

Elektro-Antrieb, Platooning, Autonomes Fahren und Mikromobilität: Renault packt gleich vier der aktuell heißesten Themen in ein – nun ja – Auto. Genau genommen ist es ein Versuchsträger und wird von Renault „EZ-Pod“ genannt

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Renault EZ-Pod 6 Bilder
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Pillau

Elektro-Antrieb, Platooning, Autonomes Fahren und Mikromobilität: Renault packt gleich vier der aktuell heißesten Themen der Mobilität in ein – nun ja – Auto. Genau genommen ist es ein Versuchsträger und wird von Renault „EZ-Pod“ genannt: Ein kleiner Kasten, der bedarfsweise auch im Verband fährt.

Als technische Basis dient das batterieelektrische Leichtkraftfahrzeug Renault Twizy, das bereits seit 2011 in Serie gebaut wird. Das Mikromobil ist „zur Beförderung von Personen und Waren auf kurzen Distanzen“ gedacht. Sein Flächenverbrauch von drei Quadratmetern macht es geeignet „für den Betrieb in der City oder auf geschlossenen Arealen wie Einkaufszentren, Firmengeländen und großen Hotelanlagen“. Renault nennt noch keine Zahlen zum EZ-Pod, der Renault Twizy (Test) misst 2337 mal 1191 mm, ist 1461 mm hoch bei einem Radstand von 1684 mm, das Leergewicht beträgt 487 kg. Die maximale Reichweite des Twizy liegt laut NEFZ bei etwas unter 100 Kilometern, realistisch ist eine Reichweite von 70 bis 80 km. Möglicherweise fährt ein EZ-Pod etwas weiter, Renault spricht explizit von einer „geringen Fahrgeschwindigkeit“.

Offene Flanke

Auf der sparsam genutzten Verkehrsfläche bietet der EZ-Pod Platz für zwei Personen, die sich diagonal gegenübersitzen. Bedienelemente wie Lenkrad oder Pedalerie sind nicht vorgesehen – der Wagen soll ausschließlich autonom fahren. Es gibt nur eine Tür zur Gehsteigseite, die den Bildern nach ständig offen steht. Renault spricht zwar von „öffnen“, aber dann von „Seite“. Jedenfalls soll der großzügige Einstieg ein komfortables und schnelles Ein- und Aussteigen erlauben. Wir erinnern uns daran, wie der zugige Twizy recht bald mit Fenstern nachgerüstet werden konnte.

Das geplante vollautomatisierte Fahren soll dank der „geringen Fahrgeschwindigkeit“, die Renault noch nicht weiter beziffert, nur wenige Sensoren benötigen. Eine Kamera und ein Lidar-Detektor sollen den Bereich vor dem Fahrzeug scannen, dazu kommen Lang- und Kurzdistanz-Radarsensoren vorn und hinten. Ein GPS-Empfänger soll zur Ermittlung der Fahrzeugposition in Quasi-Echtzeit genügen, zwei Antennen auf dem Dach dienen der Vernetzung („V2X“) und (mit „V2V“) dem Platooning: Zum Transport größerer Menschengruppen oder Lieferaufträgen sollen sich die Fahrzeuge automatisch im abstandsgeregelten Verband bewegen.

Erste und letzte Meile

Für Lieferaufträge baut Renault eine auf den Gütertransport spezialisierte Ausführung ohne Sitze. Sie soll die „erste Meile“ automatisieren, indem sie beispielsweise Waren in Auslieferungslagern bewegt. Auch an den Einsatz auf der „letzten Meile“, den abschließenden Kilometern zum Kunden, denkt Renault dabei folgerichtig. Hier liegen die Anforderungen naturgemäß oft höher, da es sich dabei meist um öffentliche Verkehrsbereiche handelt. Renault legt daher Wert auf die Feststellung, dass die niedrige Betriebsgeschwindigkeit „den Einsatz auch in Zonen mit starkem Fußgängeraufkommen“ ermöglichen soll.

Der städtische Verkehr der Zukunft sollte laut Experten mit weniger und kleineren Autos, dafür mit mehr geteilten Fahrten ablaufen. Abgesehen vom Renault Twizy gab es bisher noch fast keine kleinen, leichten E-Fahrzeuge für den Verkehr in den Städten. Autos wie ein über 20 Zentimeter längerer Smart EQ Fortwo (Test) sind bereits eine ganze Nummer größer. (fpi)