Zweite Kraft

Mitfahrt: Mercedes A-Klasse PHEV

Viel verrät Mercedes über den Plug-in-Hybrid in der A-Klasse noch nicht, aber die Fahrt ist vielversprechend. Der Antriebsstrang ist leise und ziemlich kräftig, wie wir bei einer ersten Proberunde feststellen durften

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Mercedes A-Klasse PHEV 11 Bilder
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  • Wolfgang Gomoll; press-inform

Was hatte man sich bei Mercedes mit dem Start der A-Klasse nicht alles vorgenommen: Wasserstoff, ein batterieelektrischer Strang – das Konzept des Unterflurmotors und der damit einhergehende Raumgewinn sollte den Freiraum für alternative Antriebe schaffen. Bekanntermaßen kamen all diese Ideen über den Status eines Prototyps nicht hinaus. Unter den formal deutlich ungünstigeren Bedingungen der heutigen A-Klasse soll es demnächst einen Plug-in-Hybridantrieb geben, der auch in der B-Klasse angeboten werden soll. Wir konnten uns schon einen ersten Eindruck verschaffen.

Vieles ist noch geheim

Noch hält sich Mercedes mit Angaben zu technischen Daten sehr zurück. Bekannt ist bislang nur, dass der 1,3-Liter-Vierzylinder, den Mercedes zusammen mit Renault entwickelt hat, den Part des Verbrenners übernimmt. Der E-Motor steuert zur noch unbekannten Systemleistung 75 kW bei und ist in das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe integriert. Die Batterie soll eine Kapazität von rund 15 kWh haben. Das wäre etwas mehr als in den bisherigen Plug-in-Hybriden wie dem Mercedes E 300de, die maximal 13,5 kWh vorhalten. Die Batterie in der A-Klasse wiegt 120 Kilogramm, durch den Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang entsteht ein Mehrgewicht von etwa 240 kg, was die das Kompaktauto dann auf circa 1,6 Tonnen Gewicht hievt.

Als wir die Proberunde starten, zeigt bei 35 Grad Außentemperatur und aktivierter Klimaanlage der Bordcomputer eine Reichweite von 55 Kilometern an. Bei vorausschauender Fahrweise und nicht so hohen Temperaturen sollen bis zu 60 km möglich sein. Die Fahr- und Rekuperationsprogramme sind fast eins zu eins aus dem Mercedes EQC übernommen. Neben „Comfort“ stehen noch, „Sport“ (dynamisch), Battery Level (Ladezustand der Batterie wird gehalten), „Electric“ (rein elektrisch), „Individual“ und „Eco“ zur Verfügung.

Leise

Standardmäßig ist immer der „Comfort“-Fahrmodus eingestellt. Das heißt, der Elektromotor hat bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und bis der Ladestand der Batterie zur Neige geht, das Kommando. Die A-Klasse PHEV bewegt sich im Elektro-Modus geschmeidig, auch flotte Zwischenspurts sind problemlos drin. Die A-Klasse gehört zu den ohnehin schon gut gedämmten Autos dieser Größe, mit dem E-Antrieb bewegt man sich hier nochmals auf einem höheren Level.

Erkannte Verkehrszeichen werden in die Antriebsstrategie einbezogen, um vorausschauend fahren und rekuperieren zu können. Die drei Rekuperationsstufen, die auf Wunsch eigenhändig per Wippen am Lenkrad aktiviert werden, sind aus dem Elektro-SUV EQC bekannt: D+ (segeln), D- (leichte Rekuperation) und D-- (starke Rekuperation). Das funktionierte auf unserer Proberunde bereits sehr gut. Mit der höchsten Rekuperationssufe kommt man dem Ein-Pedal-Fahren bereits ziemlich nahe.

Knackfrosch

Auch das Zusammenspiel von Benziner und E-Motor funktioniert schon auf beeindruckend hohem Niveau. Der Verbrenner springt dem Elektromotor fast unmerklich zur Seite, lediglich das Hochschnellen des Drehzahlmesserzeigers verrät, dass der Benziner nun läuft. Das ändert sich, wenn ein Druckpunkt des Gaspedals (im Mercedes-Jargon: „Kick-down Knackfrosch“) überwunden wird. Der Antrieb ist dann deutlich zu vernehmen. Der Unterschied wirkt nicht zuletzt deshalb so heftig, weil es zuvor eben leiser als normal war.

Gefühlt zieht der Plug-in-Hybridantrieb mit dem A250 gleich, was die Fahrleistungen angeht. Wer es darauf anlegt, kann sehr hurtig beschleunigen. Das Beste aber ist, dass dieser Antriebsstrang nicht nur einen Prototyp antreibt, sondern definitiv in Serie gehen wird. Wann ganz genau, verrät Mercedes noch nicht. Wir rechnen damit, dass es spätestens im kommenden Frühjahr soweit sein wird. (chlo)