PSA und Fiat Chrysler fusionieren

Nach wochenlangen Verhandlungen haben PSA und Fiat Chrysler ihre Fusion beschlossen. Die Konzerne wollen den viertgrößten Autohersteller der Welt schmieden. Die Unternehmen hatten sich bereits Ende Oktober 2019 auf offizielle Fusionsgespräche verständigt

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Carlos Tavares

PSA-Chef Carlos Tavares hat sich den Ruf eines harten Sanierers erarbeitet.

(Bild: PSA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Nach wochenlangen Verhandlungen haben PSA und Fiat Chrysler ihre Fusion beschlossen. Das teilten die Unternehmen am Mittwoch (18. Dezember 2019) mit. Die Konzerne wollen den viertgrößten Autohersteller der Welt schmieden. Die Unternehmen hatten sich bereits Ende Oktober 2019 auf offizielle Fusionsgespräche verständigt und damit Wirbel in der Branche ausgelöst. Der Zusammenschluss muss noch von Wettbewerbsbehörden genehmigt werden.

Unter Druck

Die Branche steht unter einem enormen Druck, und der Schulterschluss der Hersteller ist deshalb kein Zufall. Autohersteller müssen derzeit enorme Summen in alternative Antriebe investieren. Fiat Chrysler hat zudem besondere Probleme. Denn der Hersteller hatte unter der Führung des verstorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Autos der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich.

Der neue Konzern nimmt sich vor, 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr abzusetzen. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund wären größer als der neue Auto-Gigant. Der neue Verbund käme auf einen Jahresumsatz von knapp 170 Milliarden Euro und einen jährlichen Betriebsgewinn von mehr als 11 Milliarden Euro – ohne die Marken der Zulieferer Magneti Marelli und Faurecia. Beschäftigt werden nach früheren Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums rund 400.000 Menschen.

PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler umfasst die Marken Fiat, Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati. Opel gehört seit gut zwei Jahren zu PSA und wird mit harter Hand auf Effizienz und Gewinne getrimmt.

Tavares und Elkann an der Spitze

Im neuen Unternehmen wird ein Zusammenschluss „unter Gleichen“ mit einem ausgewogen besetzten Vorstand angestrebt. PSA-Chef Carlos Tavares (61) wird Vorstandsvorsitzender. Der Portugiese hat sich als knallharter Sanierer sowohl bei Peugeot als auch bei Opel einen Namen gemacht. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann (43) übernimmt diese Rolle auch in dem neuen Unternehmen. Er ist der Enkel des legendären Fiat-Bosses Giovanni Agnelli (1921-2003) und Ururenkel des Fiat-Gründers Giovanni Agnelli senior (1866-1945). Das italienische Traditionsunternehmen war 2014 in Fiat Chrysler Automobiles aufgegangen.

Gewinne ohne Schließungen

Mit der Fusion sollen Spareffekte von 3,7 Milliarden Euro erzielt werden, ohne eine Fabrik zu schließen. Die Effizienzgewinne, die sich etwa aus Einsparungen beim gemeinsamen Einkauf ergäben, ließen sich nach vier Jahren zu 80 Prozent heben, hatte es geheißen. Es ist vor allem das gut ausgebaute Vertriebsnetz in Nordamerika, das FCA in den gemeinsamen neuen Konzern mit einbringen kann. Es dürfte den Markteinstieg von Peugeot in Amerika erheblich erleichtern. PSA ist dafür in Europa stärker. Auch bei der Entwicklung von Hybrid- und E-Fahrzeugen sind die Franzosen viel weiter als FCA. (mfz)