Test: Ford Ranger Wildtrak

Fords Ranger ist Deutschlands beliebtestes Pickup-Modell. Es gibt ihn jetzt nur noch mit dem neuen Vierzylinder-Turbodiesel. Ein Test auf der Suche nach Nutzen

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Test Ford Ranger Wildtrak

(Bild: Clemens Gleich)

Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Pickups in Deutschland, das hat immer einen Anteil Liebhaberei. Dennoch habe ich den Ranger als leichtes Nutzfahrzeug in einigen seiner typischen Anwendungen untersucht, denn zumindest einen virtuellen Nutzen suchen sich Kunden stets, und sei es nur zur Selbstüberzeugung. Auf Anregung des Kollegen Florian Pillau ordne ich auch ein, wie sich der Ranger als auch-mal-spaßeshalber-Gelände-fahren-Gerät schlägt. Für reine Liebhaber ist das Meiste, was ich schreibe, wie immer wurscht. Für diese reinen Liebhaber können wir allerdings den Ranger Wildtrak in Bezug zum Ranger Raptor setzen.

Realismus: In Deutschland werden wenige Pickups verkauft, weil bei uns ein Lieferwagen für fast alle NFZ-Anwendungen besser geeignet ist. Baustellen werden üblicherweise so eingerichtet, dass ein Ducato Pritsche sie befahren kann. Pritschenwagen auf Lieferwagenbasis sind zum Laden viel praktischer mit Ladeklappen ringsum die größere Ladefläche. Für unsere häufig sehr kleinteiligen, engen Forste tut ein Suzuki Jimny (Test) oder gleich ein ATV dem Förster oder Jäger bessere Dienste als die größeren, schwereren, breiteren Pickups. Für Holzwirtschaft brauchst du sowieso Spezialfahrzeuge, mindestens einen Traktor.

Der Pickup ist in Ländern erfolgreich, in denen es wenig ebene Straßen und viele AK-47-Gewehre gibt. In Deutschland sucht er sich eine schmale Lücke bei Leuten, die eine PKW-Kabine brauchen, Geländegängigkeit, 3,5 Tonnen Anhängezuglast und eine Tonne Nutzlast, die nass werden darf, und die nur ein Auto halten können oder wollen oder schlicht Pickups mögen. Einen Kubikmeter Wasser plus einen Pferdeanhänger zur Weide schleppen, solche Randfälle eben. Deutsche Ranger-Kunden wählen gern die Doppelkabine: Man kann die Rückbank als trockenes Gepäckfach nutzen. Ich persönlich mag die Extrakabine mit der Notsitzbank. Die ist mit ihren kleinen Zusatztüren recht gut zu gebrauchen, sowohl zum gelegentlichen Sitzen als auch für Gepäck, und der Pritsche bleibt etwas mehr Platz.

Ford Ranger Wildtrak Übersicht (17 Bilder)

Fords Ranger ist der meistverkaufte Pickup in Deutschland.
(Bild: Sebastian Bauer)

Mit ein Grund für die (relative) Beliebtheit des Ranger in der Pickup-Nische: Händler bieten häufig recht günstige Raten für Leasing oder Finanzierung an. Leasing kann sich auch deshalb lohnen, weil der Ranger als Rostlaube bekannt ist. Wie schlimm es bei den 2019er-Modellen ist, werden wir in einigen Jahren sehen, wahrscheinlich hat sich hier jedoch wenig geändert zum Vormodell. Sie sollten sich auf jeden Fall ansehen, ob der Händler die Rostvorsorgebehandlung vorgenommen hat und diese gegebenenfalls selbst nachholen.

Im Testwagen lief der Zweiliter-Turbo-Vierzylinder-Diesel mit 125 kW (170 PS). Auf der Autobahn trabt der Ranger damit gelassen bis etwa 180 km/h. Dabei verbrauchte er aufgrund des Verkehrs bei mir 10,4l/100 km. Auf freier Bahn können es über 11 Liter werden. Bei Tempomat 130 maß ich 8,9 l/100 km. Mit beladenem Autoanhänger maß ein Kollege etwa 13,5 Liter. Richtig wenig wird es bei Autobahngeschwindigkeiten nie. Die Aerodynamik ist zu schlecht, die Frontfläche zu groß. Wer den Ranger als Zugfahrzeug einsetzt, sollte sich den großen Motor mit 156 kW (213 PS) überlegen. Der 170-PS-Vierzylinder tritt etwas schwach an, bis die ATL-Drehzahlen für Drehmoment sorgen. Die Automatik mit ihren zehn Gängen moderiert dieses Problem etwas aus der Wahrnehmung heraus. Den 3,2-Liter-Fünfzylinder gibt es nicht mehr.

Der Komfort innen gefällt mir. Die Sitzheizung hat so viel Power, dass sie sofort warm macht, statt dass man sich minutenlang fragen muss, ob die jetzt wirklich an ist. Das Infotainment-System schaut eher schlicht aus, funktioniert aber gut. Vor allem die freie Adresseingabe erleichtert den Umgang mit dem Navi. Das Radio spielt neutral (leider keine Selbstverständlichkeit). Das Keyless-System reagiert so schnell, dass schon der erste Zug am Türgriff öffnet (ebenfalls in 2020 nicht selbstverständlich). Spurhalte-Assi und Abstandstempomat gibt es anderswo besser.