Zwei neue Plug-in-Hybride von Land Rover: Alles für die Quote

Land Rover schiebt mit Evoque und Discovery P300e zwei neue PHEVs nach, um den Flottenverbrauch in den Griff zu bekommen.

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Land Rover Evoque P300e

(Bild: Land Rover)

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Es kommt langsam etwas in Bewegung bei Plug-in-Hybriden, und das betrifft nicht nur das Angebot an sich. Denn für die Effizienz des Antriebs ist es nicht egal, wo der E-Motor eingebaut wird. Sofern bei der Entwicklung einer Plattform eine Elektrifizierung schon mit eingeplant wurde, kann der E-Motor optimal platziert werden.

Land Rover hat das mit seiner „Premium-Transversale-Architektur“ offenbar umgesetzt. Die ersten Plug-in-Hybride auf dieser Basis werden der Range Rover Evoque und der Land Rover Discovery Sport, jeweils mit dem Zusatz „P300e“ versehen.

Die Hülle ist eigenständig, der Antriebsstrang ist es nicht. Den Part des Verbrenners übernimmt ein neuer 1,5-Liter-Dreizylinder mit 147 kW (200 PS). Er soll besonders reibungsarm sein und dank integriertem Abgaskrümmer auch rasch auf Betriebstemperatur. Im Unterschied zu einigen anderen Herstellern verbaut Land Rover den E-Motor nicht am Getriebe, sondern an der Hinterachse. In Fachkreisen wird diese Aufteilung P4 genannt. Diese Anordnung hat den Vorteil, dass die Kraft des E-Motors nicht noch ein Getriebe durchlaufen muss, was immer mit Verlusten behaftet ist. Zudem kann die elektrische Sekundärachse so unabhängig von Verbrennungsmotor agieren – im E-Modus, der immerhin bis 135 km/h reichen soll, gibt es also auch keine Schaltrucke oder ähnliches. P4-Nachteile: Die Anordnung ist etwas teurer als ein E-Motor im Getriebe und erfordert mehr Platz im Bereich der Hinterachse.

Der E-Motor leistet 80 kW, die Systemleistung des Antriebsstrangs addiert sich hier, was ja nicht überall der Fall ist. Der Fahrer kann damit auf 227 kW (309 PS) und 540 Nm zurückgreifen. Das reicht für eine Beschleunigung im Standardsprint von 6,4 (Evoque) bzw. 6,6 Sekunden. Den Verbrauch im WLTP beziffert Land Rover mit 1,9 und 2 Litern (Discovery Sport). Mit praxisnahen Werten hat das nicht viel zu tun, was nicht die Schuld von Land Rover ist. Eine starke Lobby und Bürokraten haben in dieser Hinsicht ganze Arbeit geleistet. Die Formel zur Verbrauchsermittlung von Plug-in-Hybriden im WLTP komplett zu durchdringen, setzt einiges voraus.

Als Speicher dient eine Lithium-Ionen-Batterie mit 84 prismatischen Zellen, die in sieben 50-Ah-Modulen mit je zwölf Zellen zusammengefasst sind. Die Bruttokapazität ist mit 15 kWh angegeben, wie viel sich davon nutzen lässt, verrät Land Rover nicht. Das Zurückrechnen von Ladezeiten ist mit Vorsicht zu betrachten, denn Ladeverluste und ein Absinken der Ladeleistung blieben unbekannte Faktoren, die aber eine Rolle spielen. Erfahrungsgemäß werden es rund 13 kWh sein, die sich nachladen lassen.

Neue Land Rover PHEVs (9 Bilder)

Mit zwei neuen Plug-in Hybriden will - und muss - Land Rover seinen Flottenverbrauch senken. Evoque und ...
(Bild: alle Hersteller)

Land Rover verspricht an einer Gleichstromladesäule mit 32 kW eine Aufladung von Null auf 80 Prozent in „knappen 30 Minuten“. An einer Wallbox mit sieben kW sollen eine Stunde und 24 Minuten vergehen, bis ein SoC von 80 Prozent erreicht ist. Möglich ist natürlich auch die Aufladung über eine 230-Volt-Steckdose. Dann soll der Speicher innerhalb von sechs Stunden und 42 Minuten komplett voll sein. Das soll dann für maximal 68 (Evoque) bzw. 64 Kilometer im E-Modus reichen.

Range Rover Evoque P300e und Land Rover Discovery Sport P300e können ab sofort zu Preisen ab 50.750 bzw. 49.250 Euro bestellt werden. Zur Einordnung: Ein Discovery Sport mit 249-PS-Benziner kostet mindestens 47.490 Euro, ein Evoque Benziner mit 301 PS ist ab 53.100 Euro zu haben. Von dieser Summe kann die Förderung noch abgezogen werden. Da beide netto mehr als 40.000 Euro kosten, fördert der Steuerzahler diese Modelle mit 1875 Euro direkt, sofern der Hersteller die gleich Summe als Nachlass dazulegt. Für viele Interessenten dürfte aber gar nicht das ausschlaggebend sein, sondern viel mehr der halbierte Steuersatz für die private Nutzung eines Dienstwagens.

Offen ließ Land Rover in seinem Begleitschreiben, wann die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden sollen. Die gegenwärtig alles dominierende Corona-Pandemie dürfte eine exakte Antwort darauf auch erschweren. Wir rechnen im Frühsommer mit einer Händlerpremiere, schließlich fällt die wichtige Rolle zu, den Flottenverbrauch zu senken.

(mfz)