Fragwürdiger Stromfilter: Warum Voltbox nutzloser Nepp ist

Kaufen, einstecken, Strom sparen: Das verspricht Voltbox. Ein Blick ins Innenleben zeigt, dass das Kästchen etwas anderes leistet, aber auch das unzureichend.

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Inhaltsverzeichnis

Die Energiepreise explodieren im Winter 2021/2022. Ein guter Zeitpunkt also, um den Energiebedarf in den eigenen vier Wänden zu optimieren und so die Kosten zu senken. Wie und womit das funktioniert, zeigt unsere Artikelserie mit dem Themenschwerpunkt Energiekosten sparen.

Für nur 59 Euro pro Stück soll die Voltbox "bis zu 90 Prozent" der Stromrechnung sparen. Das erreicht sie angeblich durch eine "bahnbrechende Stromstablisierungstechnologie (EST) mit Blindleistungskompensation", die den Stromfluss in der Wohnung stabilisieren und die Effizienz erhöhen soll. Obendrein soll man "weniger künstlicher elektromagnetischer Strahlung (EMF/EMR)" ausgesetzt werden. Schließlich "setzt [die Voltbox] fortschrittliche Kondensatoren ein, um schädliche Stromspitzen zu eliminieren, die deine Haushalts- und Elektrogeräte beschädigen können."

Zumindest den letzten Punkt – so viel sei vorweggenommen – erfüllt sie ansatzweise. Warum die Voltbox ansonsten krachend scheitert, klärt die Analyse ihres Innenlebens. Damit Sie nicht auf uns allein vertrauen müssen, haben wir ein Exemplar dem VDE zur unabhängigen Begutachtung übergeben.

Schwerpunkt: Energiekosten sparen

(Bild: 

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Die explodierenden Energiepreise fordern geradezu auf, den Energiebedarf in den eigenen vier Wänden zu optimieren und so die Kosten zu senken. Wie und womit das funktioniert, zeigt unsere Artikelserie mit dem Themenschwerpunkt Energiekosten sparen.

Elektrotechnisch Bewanderte erkennen schon am Gehäuse, dass die Voltbox nicht den Strom der heimischen Verbraucher beeinflussen kann: Sie hat keinen Schuko-Ausgang, an die man andere Geräte anschließen könnte, sondern sitzt parallel zu ihnen im Hausstromnetz und kann deshalb nur auf die Spannung wirken. Was für Laien spitzfindig klingt, ist technisch relevant: Damit eine Schaltung die von Verbrauchern gezogene Blindleistung kompensieren kann, muss sie deren Strom "formen", ihn also bei nichtlinearen Verbrauchern sinusförmiger machen und bei komplexen Lasten zeitlich verschieben.

Eine Blindleistungskompensation wäre bei induktiven Verbrauchern (Motoren, Elektromagneten) zwar mit parallel geschalteten Kondensatoren möglich. Doch die müssten dann einerseits so groß sein, dass sie nicht in das Kästchen passen, und andererseits mit dem Verbraucher ein- und ausgeschaltet werden. Ohnehin müssen die meisten elektrischen Verbraucher, die nennenswert Leistung aufnehmen, seit 2001 ab Werk mit einer Power-Factor-Correction ausgestattet sein. Das macht die Voltbox in Sachen Spannungsqualität für alle praktischen Belange überflüssig.

Im Voltbox-Gehäuse sitzt eine kleine Platine mit wenigen Bauteilen sowie als "Filterelement" ein großer schwarzer Klotz, eine Blackbox im Wortsinn.

Schließlich wird die Blindleistung nur bei gewerblichen Großabnehmern berechnet und ist daher für Privatkunden belanglos. An der Wirkleistung der heimischen Verbraucher, die über die Betriebszeit zur bezahlten Energie wird, kann die Voltbox aber nichts drehen. Das bestätigte uns der VDE: "Das Produkt weist keinerlei Merkmale auf, die dem Produktversprechen entsprechen."

Dazu machte das VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut in Offenbach einen Versuch mit einem Hi-Fi-Verstärker als Verbraucher, der einen ausgeprägt nichtlinearen Strom zieht, was einen hohen Blindleistungsanteil bewirkt. Hier sollte die Voltbox ja ihr Wunder wirken können. Doch nach dem Einstecken des Kästchens zog das System sogar einen Tick mehr Wirkleistung statt deutlich weniger. Bei 0,3 Watt Leistungsaufnahme halten sich die jährlichen Stromkosten der Voltbox selbst mit rund einem Euro aber im Rahmen. Wenn das Gerät nicht beim Energiesparen hilft, dann hat es vielleicht andere Funktionen.