Unfälle mit Tesla: US-Untersuchung zum Fahrassistenten "Autopilot" ausgeweitet

Die US-Verkehrsbehörde analysiert seit Monaten Tesla-Unfälle mit aktiviertem Autopilot. Die Ausweitung ist ein Schritt in Richtung eines möglichen Rückrufs.

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(Bild: TierneyMJ/Shutterstock.com)

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Die US-Verkehrsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) weitet eine im August eingeleitete Untersuchung des Fahrassistenzsystems "Autopilot" von Tesla aus und macht damit einen Schritt hin zu einem möglichen Rückruf. In der Untersuchung geht es um Unfälle, bei denen Tesla-Fahrzeuge mit aktiviertem "Autopilot" in am Straßenrand geparkte Notfall-Fahrzeuge gefahren sind. Ursprünglich untersuchte die Behörde elf solcher Vorfälle, seit Beginn der Untersuchung sind sechs weitere hinzugekommen. Der jüngste Unfall ereignete sich im Januar. Aus der "vorläufigen Auswertung" der Vorfälle wurde nun eine "technische Analyse".

Für die ausgeweitete Analyse sollen jetzt zusätzliche Daten ausgewertet und Fahrzeugbewertungen durchgeführt werden. Außerdem will die Verkehrsbehörde ermitteln, in welchem Maß das System namens "Autopilot" Sicherheitsrisiken durch menschliche Faktoren oder menschliches Verhalten verstärken, indem sie die Effektivität der Aufsicht durch die Person am Steuer unterminieren. Ferner untersucht die NHTSA auch noch mehr als 100 Unfälle, vor denen zwar der "Autopilot" aktiviert war, an denen aber keine Notfall-Fahrzeuge beteiligt waren. In etwa der Hälfte davon gebe es Hinweise darauf, dass die Person am Steuer unzureichend auf die Verkehrssituation reagiert hat.

Teslas Umgang mit der Technik namens "Autopilot" steht seit Längerem in der Kritik. Anders, als es der Name nahelegt, handelt es sich lediglich um ein Fahrassistenzsystem, die Hände müssen auch während es aktiviert ist, jederzeit am Steuer bleiben. Nutzer und Nutzerinnen müssen jederzeit bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Der Name wirkt dementsprechend übertrieben und könnte zu fahrlässiger Nutzung einladen, intern waren Sicherheitsbedenken von Firmenchef Elon Musk beiseite gewischt worden. Die nächste Stufe des Programms nennt Tesla sogar "Full Self-Driving" (komplett selbstfahrend), obwohl es nach in der Branche gängigen Kriterien weiterhin lediglich ein Assistenzsystem bleibt.

Bei den jetzt hauptsächlich analysierten Auffahrunfällen waren die betroffenen Feuerwehr- und Ambulanzfahrzeuge unter anderem durch aktivierte Lichtsignale deutlich zu erkennen. Tesla hatte im Herbst ein Software-Update veröffentlicht, dass die Erkennung solcher Signale auch bei schwierigen Lichtverhältnissen verbessern sollte. Die NHTSA hinterfragt nun unter anderem, warum dieses Update nicht als Rückruf ausgewiesen wurde. Nach der Untersuchung eines tödlichen Unfalls mit aktiviertem "Autopilot" hatte die Verkehrssicherheitsbehörde weder bei dem Fahrassistenten noch im automatischen Bremssystem einen Fehler gefunden. Sie hatte aber darauf verwiesen, dass die Bedienungsanleitung gelesen werden müsse. Die könnte Tesla außerdem verbessern, sagte die Behörde.

Seitdem Tesla mit dem "Autopilot" ausgestattet wurden, gibt es immer wieder Untersuchungen des Systems. Seit Februar etwa werden Hunderte Berichte über Fälle geprüft, in denen die Autos plötzlich und unvermittelt gebremst haben sollen. Die Behörde forderte dazu auch bei anderen Autoherstellern Informationen zu deren Assistenzsystemen an.

(mho)