Netflix bald ohne Account-Sharing: Mehr Kündigungen, mehr Umsatz

Kostenloses Account-Sharing steht vor dem Aus, bestätigt Netflix in seinem Quartalsbericht. Man erwarte zwar erst Kündigungen, langfristig aber mehr Einnahmen.

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Poznan,Poland,-,June,21.2021:,Tv,Television,Netflix,Logo,On

(Bild: Daniel Avram/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
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Netflix will kostenloses Account-Sharing einschränken. In seinem aktuellen Quartalsbericht bestätigt der US-Streamingdienst erneut, dass Konten außerhalb des eigenen Haushalts in Zukunft nur noch gegen Aufpreis gestattet werden. In Lateinamerika geht Netflix bereits seit Monaten so vor, ab dem ersten Quartal 2023 soll die Taktik "breiter" umgesetzt werden, schreibt Netflix in dem Bericht.

Wo und wann genau das Account-Sharing auch außerhalb Lateinamerikas eingeschränkt wird, lässt sich dem aktuellen Quartalsbericht nicht entnehmen. Im Gespräch mit Investoren sagte CEO Greg Peters, man sei ab diesem Quartal bereit, die Änderungen umzusetzen. In verschiedenen Ländern wolle man aber gestaffelt vorgehen. "Das wird alles in den nächsten paar Quartalen passieren", sagte Peters.

Allerdings geht Netflix auf mögliche Bedenken von Anlegern ein, das Vorgehen gegen geteilte Accounts könne zu einer Kündigungswelle führen. Die Tests in Lateinamerika hätten gezeigt, dass eine solche "Cancel Reaction" tatsächlich zu erwarten ist, schreibt Netflix.

Allerdings erwarte man trotzdem einen Umsatzzuwachs dadurch, dass ehemalige Mitnutzer schließlich eigene Abonnements abschließen. Ein solches Muster habe man in Lateinamerika bereits beobachten können – Anleger sollten sich daher von anfänglich negativen Nachrichten nicht beunruhigen lassen, argumentiert der Streamingdienst.

Laut Netflix zahlen mehr als 100 Millionen Haushalte nicht für Netflix, weil sie Accounts anderer Haushalte mitbenutzen. Insgesamt hatte Netflix zum Jahresende 231 Millionen zahlende User. Die Marktforschungsfirma Magid schätzt, dass ein Drittel aller Abonnentinnen und Abonnenten seinen Account außerhalb des eigenen Haushalts teilt. Ein Haushalt ist für Netflix ein gemeinsamer Wohnort – wer nicht zusammenlebt, darf seinen Account offiziell nicht teilen.

"Dass das Account-Sharing so weit verbreitet ist, untergräbt auf lange Sicht unsere Fähigkeit, zu investieren und Netflix zu verbessern", schreibt der US-Streamingdienst in der Mitteilung. Man wisse, dass das Ende des Abo-Teilens für viele User eine große Umstellung sei, weshalb man mehrere Komfort-Funktionen entwickelt habe. Damit meint Netflix etwa die Möglichkeit, Kontendaten zu extrahieren und eingeloggte Geräte besser zu verwalten.

Schließlich soll es in "vielen Ländern" möglich sein, Personen außerhalb des eigenen Haushalts gegen eine Zusatzzahlung weiter mitzuversorgen. Auch das hat Netflix bereits in Lateinamerika getestet. Dort kosteten Konten außerhalb des eigenen Haushalts bisher umgerechnet wenige Euro monatlich pro Person – im Vergleich zu zwei separaten Abos die günstigere Variante.

Netflix betont außerdem, beim Reisen werde man sowohl am Handy als auch am TV problemlos streamen können. Tatsächlich muss Netflix ermitteln, wo und auf welchen Geräten gestreamt wird, um die angekündigten Änderungen auch wirklich durchsetzen zu können. Grundsätzlich wird sich Netflix daher künftig wohl nur noch auf Fernsehern nutzen lassen, die im eigenen Zuhause stehen. Für Reisen soll es aber Spielraum geben. Getestet wurde etwa, dass man Netflix einmal pro Jahr und Ort auch außerhalb des eigenen Zuhauses für zwei Wochen auf einem Fernseher schauen kann. Wie diese Regelungen und Ausnahmen final implementiert werden, ist noch offen.

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Bei der Bekanntgabe seiner Quartalszahlen kündigte Netflix zudem an, dass Reed Hastings seinen Posten als Co-CEO niederlegen wird. Der 62-Jährige hatte Netflix 25 Jahre lang geführt. In dieser Zeit wuchs das Unternehmen von einem DVD-Versand zum Streaming-Vorreiter. Hastings will weiter im Vorstand aktiv bleiben.

Auch in Zukunft soll Netflix von einer Doppelspitze geführt werden. Neben Ted Sarandos, der 2020 zum Co-CEO erhoben wurden, soll der bisherige COO Greg Peters nun ebenfalls als CEO auftreten. Gründe für den Führungswechsel machte Netflix nicht öffentlich. Auf Twitter schrieb Hastings, er habe Vertrauen in die Führungsfähigkeit des neuen CEO-Paars und sei stolz, noch viele Jahre als Vorstandsvorsitzender zu agieren.

Netflix hat im vierten Quartal 2022 7,9 Milliarden US-Dollar Umsatz erwirtschaftet, das sind 1,9 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2021. Im Gesamtjahr 2022 hat Netflix 31,6 Milliarden Dollar umgesetzt, ein Plus von 6,5 Prozent. Davon blieben 5,6 Milliarden Dollar Betriebsgewinn.

(dahe)