Elektromotorrad RTR Electric Motorcycles 799e: Schlicht und ergreifend

Ein elegantes Elektro-Leichtkraftrad kommt aus Brasilien. Der prominente Customizer Gustavo Lourenco hofft, mit der RTR 799e zu sauberem Verkehr beizutragen.

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RTR 799e

(Bild: RTR)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Der Name "Retrorides by Lourenco" ist in Customizer-Kreisen wohlbekannt. Dahinter steckt der Brasilianer Gustavo Lourenco, der in Sao Paulo seit 30 Jahren Motorräder umbaut, bevorzugt macht er aus ihnen Cafe Racer, aber auch Scrambler und Chopper. Er ist ganz sicher ein "Petrolhead", aber durchaus offen für Neues. Jetzt überraschte Lourenco mit einem eigenen Elektro-Motorrad. Dafür gründete er zusammen mit Vater José und Bruder Rodrigo die Firma RTR, was für "Ride the Revolution" steht.

Lourenco schreibt, dass er das Elektromotorrad RTR 799e entwickelt hat "für eine Massenanwendung von sauberen (emissionsfreien) Verkehrsmitteln in ganz Brasilien." Seine E-Motorräder sollen für eine lange Lebensdauer gebaut und so konzipiert sein, dass sie aufrüstbar sind. Auch die Möglichkeit zur individuellen Gestaltung ist dem Customizer wichtig. Beim Design ließ er sich nach eigener Aussage von den Scramblern der frühen 1970er-Jahre inspirieren, wobei die Ähnlichkeit der RTR 799e zu einer Ducati Scrambler 350 oder Honda CL 350 nicht wirklich frappierend ist. Dennoch erschuf Lourenco ein schickes Elektromotorrad, das gerade durch seine Schlichtheit besticht.

RTR 799e (8 Bilder)

Aus Brasilien kommt ein neues, sehr interessantes Elektromotorrad. Die RTR 799e besticht durch ihren schlichten, aber eleganten Auftritt.

Die Rahmenrohre aus Stahl sind offen sichtbar und die beiden Oberrohre verlaufen sogar über den wie einen Tank gestalteten, sieben Liter großen Stauraum. Die Sitzbank ist verhältnismäßig kurz, der gesteppte Sitzbezug lässt zumindest leichtes Retro-Flair aufkommen. Die Schwinge fertig RTR wie den Rahmen aus Stahlrohren, was dem Gesamtpaket ein stimmiges Aussehen verleiht. Dagegen wählt Lourenco die Upside-down-Gabel von Showa betont modern. Den großen Batterieblock schützt und schmückt er geschickt mit Aluminiumblechen, die zum Teil durchbrochen und mit "799" beschriftet sind. Seitlich verschraubt er schwarz lackierte, runde Aluminiumblenden, die Deckel von klassischen Motorblöcken imitieren. Das hintere Federbein steht völlig frei und fast senkrecht.

RTR greift zu attraktiven Drahtspeichenrädern mit schwarzen Felgen. Um die Auswahl der Reifenfabrikate möglichst breit zu fächern, wählt er sie beide in 17 Zoll, verzichtete dafür aber auf die klassischen Scrambler-Formate 19 Zoll vorne und 18 Zoll hinten. Aufgezogen hat Lourenco die bewährten Pirelli-MT-60-Pneus, die auch kleine Geländeausflüge vertragen. Ducatis Scrambler sind ebenfalls mit diesem gemäßigten Geländereifen ausgestattet, und auch das Scrambler-Modell Moto Guzzi V7 II Stornello oder die Reiseenduro Royal Enfield Himalayan (Test) profitieren von dessen universellen Eigenschaften.


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Recht flach geriet der Lenker mit seinen nach unten hängenden Lenkerendenspiegeln. Lourenco verwendet für die 799e gefräste, einstellbare Handhebel – beides Bremshebel, da die RTR kein Getriebe hat – und auch der Bremsflüssigkeitsbehälter trägt ein nettes Häubchen gefrästem Metall. Auch das TFT-Display in einem eigens angefertigten Gehäuse im Handyformat zeugt von Lourencos Liebe zum Detail. Hier kommt dann doch der Customizer durch. Der schwarz lackierte Rundscheinwerfer wirkt zu einem Scrambler passend nostalgisch, ist aber mit LED-Leuchtmitteln bestückt, ebenso die Blinker und das kleine Rücklicht.

Der ultrakurze Vorderradkotflügel mag stylisch aussehen, schützt den Fahrer aber sicher kaum vor Staub und Schlamm. Man denkt unwillkürlich an unbefestigte brasilianische Landstraßen, für die das Bike sicher nicht gemacht ist, doch während der Regenzeit ist das zumindest auch im urbanen Geläuf ein Mangel. Die an der Schwinge befestigten Soziusfußrasten zeigen, dass Lourenco Beifahrern auf seinem Elektro-Motorrad gerade mal einen Notsitz zugesteht.

RTR 799e (7 Bilder)

Der schwarz lackierte Rundscheinwerfer würde schon fast nostalgisch wirken, wären da nicht die LED-Leuchten, inklusive LED-Tagfahrlicht.

Mit ihrer 7,7-kWh-Lithium-Ionen-Batterie bietet die 799 keine große Kapazität, Zero Motorcycles zum Beispiel bietet für einige Modelle eine 14,4-kWh-Battierie. Andererseits bleibt so das Gewicht der 799e im Rahmen, es soll laut Hersteller 149 kg betragen. Angetrieben wird das E-Krad von einem Radnabenmotor, der erspart den Ketten- oder Zahnriemenantrieb, erhöht aber die ungefederten Massen.

Er hat 8 kW Nennleistung, die per Knopfdruck am Lenker für eine Minute auf 12 kW erhöht werden kann. RTR verspricht 127 km/h Höchstgeschwindigkeit im "Road Runner"-Modus. Dann dürfte sich angegebene Reichweite von 120 km allerdings drastisch verringern, woran der an sich lobenswerte Rekuperationsmodus nur wenig ändern dürfte.

Bis die Batterie wieder vollständig geladen ist, vergehen fünf Stunden an einer Haushaltssteckdose. Wobei sie, laut RTR, bereits nach eineinhalb Stunden schon 80 Prozent Kapazität erreicht haben soll. Mittels eines USB-Anschluss soll auch das Aufladen an Solarzellen ermöglicht werden. In ländlichen Gegenden Brasiliens sicher keine schlechte Idee. Die Markteinführung der 799e in Brasilien ist für Dezember 2023 geplant und es können bereits Vorbestellungen getätigt werden. RTR plant, sein Elektromotorrad weltweit zu vertreiben, wann ist allerdings noch genauso offen wie der Preis.

(fpi)