Das IHP wird 20

Das ehemalige "Institut für Halbleiterphysik" in Frankfurt an der Oder feiert heute seinen 20. Geburtstag -- oder eigentlich eher 20 Jahre Halbleiter-Forschung in Frankfurt (Oder).

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Das ehemalige "Institut für Halbleiterphysik" in Frankfurt an der Oder feiert heute seinen 20. Geburtstag -- sicherlich mit einem lachenden und einem weinenden Augen. Denn die Freude über den erfolgreichen Aufbau des öffentlichen Forschungs- und Entwicklungszentrums im strukturschwachen Ost-Brandenburg trübt die Enttäuschung über den geplatzten Traum der Communicant-Chipfabrik.

Das IHP mit seinen rund 200 Mitarbeitern aus 16 Ländern ging 1991 aus einem Halbleiter-Institut der Akademie der Wissenschaften der DDR hervor. Heute feiert das IHP also eher 20 Jahre Halbleiter-Forschung in Frankfurt (Oder). Der Jahresbericht 2002 des IHP (PDF, 3,6 MByte) gibt einen Überblick über die aktuellen Forschungsleistungen des Institutes und die technischen Einrichtungen, etwa eine Pilot-Fertigungslinie für 0,18- bis 0,13-Mikrometer-Strukturen auf 200-mm-Wafern in einem Reinstraum mit 1000 Quadratmetern Fläche. Viele Firmen kooperieren mit dem IHP und nutzen die dort vorhandene Technik und das Know-how.

Ursprünglich beschäftigte sich das Halbleiter-Institut mit der in Frankfurt (Oder) vorrangig angewendeten Siliziumtechnik, doch führend ist das IHP bei den besonders für Höchstfrequenzschaltungen interessanten Silizium-Germanium-Chips. Gemeinsam mit Motorola entwickelte man dafür eine Kohlenstoff-Dotierung, die als patentiertes SiGe:C-BiCMOS-Verfahren bei dem geplanten Auftragsfertigungsunternehmen Communicant wirtschaftlich verwertet werden sollte. Das Scheitern von Communicant, dessen Chef Abbas Ourmazd zuvor jahrelang erfolgreich das IHP führte, wird nun ernsthafte finanzielle Konsequenzen für das IHP nach sich ziehen. Es ist allerdings zu erwarten, dass die Festredner aus der Politik heute dem IHP trotzdem eine gesicherte Zukunft vorhersagen werden.

In Frankfurt (Oder) gab es früher ein großes Halbleiterwerk mit rund 8500 Werktätigen, dass trotz Rettungsversuchen der Treuhand und des Landes Brandenburg in den frühen 90er Jahren scheiterte. Auch einige Nachfolgefirmen, die wenigstens ein paar Arbeitsplätze und Halbleiter-Know-how in der Region erhalten sollten, hielten trotz goßer Fördersummen aus Töpfen der EU nicht lange durch -- wohl unter anderem auch eine Folge zu unprofessioneller Zuteilung und Verwaltung von Subventionen, wie sie zurzeit auch im Zusammenhang mit der Liquidation der Communicant untersucht werden. (ciw)