Nach Verkehrssicherheits-Skandal: Cruise kündigt jedem vierten Mitarbeiter

Auf einen Unfall folgten Vorwürfe mangelnder Kooperation mit Behörden. Nach 2 Chefs und 9 Managern müssen hunderte Mitarbeiter gehen.​

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Cruise-Auto an der Kreuzung Stockton & Sutter in San Francisco (farblich verfälscht)

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Die GM-Tochter Cruise streicht 900 Stellen, was ungefähr ein Viertel der Belegschaft ist. Das Unternehmen entwickelt selbstfahrende Taxis. Das Unternehmen steckt in einer schweren Krise. Seit August durfte Cruise in San Francisco chauffeurlose Taxifahrten gegen Bezahlung anbieten. Nach einem Unfall mit einem Einsatzfahrzeug wurde die Lizenz noch im August halbiert, Ende Oktober zog die kalifornische Behörde die Betriebserlaubnis komplett ein.

Anlass war ein Unfall in San Francisco, bei dem ein Cruise-Taxi eine Fußgängerin mitschleifte. Cruise übermittelte ein Video einer Onboard-Kamera an die untersuchende Behörde – aber offenbar nicht alle Aufnahmen. Erst nachdem die Zulassungsstelle anderweitig von der Existenz weiterer Aufnahmen erfahren und diese angefordert hatte, soll Cruise diese herausgegeben haben. Darauf soll zu sehen sein, dass das Fahrzeug mit der bereits eingeklemmten Person mehrere Meter weitergefahren ist. Schon zuvor hatte die Feuerwehr der Stadt auf zahlreiche Vorfälle verwiesen, in denen die autonomen Taxis Ersthelfer und -helferinnen behindert hätten. Diese Sicherheitsprobleme in Verbindung mit der unzulänglichen Offenheit Cruises veranlasste die Behörde, die Betriebserlaubnis für kommerzielle Fahrten ohne Sicherheitsperson einzuziehen.

Cruise stellte zunächst alle Taxifahrten ein, mit und ohne menschlichem Sicherheitschauffeur. Kein Wunder: Es ist für Menschen eine enorme Herausforderung, einem Roboter stunden- oder wochenlang beim Autofahren zuzuschauen, um gerade dann schneller und richtig zu reagieren, wenn der Roboter etwas nicht optimal einschätzt. Zudem wurden Chief Executive Officer Kyle Vogt und Chief Operations Officer Dan Kan, beides Cruise-Mitgründer, gegangen.

Ende November beschloss GM, seine Investitionen in selbstfahrende Autos zu reduzieren. Am Mittwoch mussten neun weitere Cruise-Führungskräfte gehen, jetzt folgen hundertmal so viele Mitarbeiter. Das geht aus einem internen Rundschreiben hervor, das Techcrunch einsehen konnte.

Darin wird betont, dass die Gekündigten keine Schuld trifft. Das Management wolle Cruise einfacher und fokussierter aufstellen und auf die Elektrofahrzeuge vom Typ Chevrolet Bolt konzentrieren. Sie sollen in einer einzelnen Stadt zurück auf die Straßen kommen. Frühere Pläne, die Robotaxis in mehreren Städten fahren zu lassen, sind auf unbestimmte Zeit verschoben.

Damit braucht Cruise eine kleinere Belegschaft. Daher werden Arbeitsplätze "im Bereich Fahrbetrieb und anderen Abteilungen" gestrichen. Bei der technischen Entwicklung der selbstfahrenden Autos trennt sich Cruise von vergleichsweise wenigen Mitarbeitern.

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Alle Gekündigten bleiben zumindest formal mindestens bis 12. Februar angestellt und werden auch bezahlt. Dadurch fallen sie nicht um die Anfang 2024 fälligen Boni und Aktienzuteilungen um.

(ds)