VDE zu Elektroautos: Autoindustrie braucht Lösungen für den Massenmarkt

Welche sind die größten Herausforderungen im Wandel der Autoindustrie? Der VDE hat dazu Experten aus Wirtschaft und Politik befragt.

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Ein VW in der Fertigung im Rohbau

Autofertigung bei Volkswagen.

(Bild: Volkswagen)

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Angesichts des gegenwärtigen Wandels der Automobilindustrie sehen Experten aus der Branche und Politik den Standort Deutschland als befriedigend wettbewerbsfähig an. Neben der Produktivität sei der Fachkräftemangel die größte Herausforderung, hat der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) in Gesprächen mit 30 Führungskräften von Automobilherstellern, Zulieferern, Batterieproduzenten, aus Forschung und Entwicklung sowie mit Fachpolitikern ermittelt. Der VDE ging dabei von der Prämisse aus, dass Elektrofahrzeuge künftig den Markt dominieren werden.

In den vergangenen Jahren sei es der Branche in Deutschland sehr gut gegangen, dabei habe sie an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, da nun die Zinsen und die Energiepreise gestiegen seien und die ausländische Konkurrenz stärker werde. Insbesondere in den Kernbereichen Software und Batterietechnologie müsse die Branche aufholen. "Die Fertigungsprozesse müssen radikal neugestaltet werden, unter anderem durch mehr Automatisierung", schreibt der VDE in seiner Studie Automobilstandort Deutschland 2035 (pdf).

Vor allem für E-Autos für den Massenmarkt müsse die Branche dringend Lösungen entwickeln. "Sonst werden Fahrzeuge aus diesem Segment bis 2035 hauptsächlich aus China kommen", heißt es in der Studie. China spielt auch eine gewichtige Rolle bei der Zulieferung von Rohstoffen für die deutsche Autoindustrie. Bisher decke China 80 Prozent des Bedarfs an Seltenen Erden. Diese und andere Bezugsquellen müsse die Industrie diversifizieren.

Mit dem Wandel der Produktion werden sich nach Meinung der Experten auch die beruflichen Anforderungen merklich wandeln. Dabei seien digitale Kompetenzen wichtig, beispielsweise Kenntnisse in Programmiersprachen, Softwarearchitektur und Data Science für die Entwicklung des autonomen Fahrens. "Der Bedarf an diesen Jobprofilen besteht branchenübergreifend, entsprechend hoch ist der Wettbewerb", schreibt der VDE. Dabei sei für die Autoindustrie nachteilig, dass insbesondere junge Menschen sie in der Diskussion über Klimaschutz und Dieselgate besonders betrachten.

Ein Ausweg aus dem Fachkräftemangel könne die Zuwanderung qualifizierten Personals sein, allerdings wenden die Experten ein, dass Deutschland momentan nicht ausreichend attraktiv zu sein scheint. Derzeit zögen eher die USA Fachkräfte aus Indien, Südafrika und Australien an. Weitere Hebel gegen den Fachkräftemangel seien neben der Automatisierung der Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit sowie Weiterbildung und Anreize, um Studierende in MINT-Fächern zu gewinnen.

"Die deutsche Automobilindustrie hat sich zwar finanziell vom Dieselskandal weitgehend erholt, aber den Image-Makel ist sie nie ganz losgeworden", erläuterte Ralf Petri, Geschäftsbereichsleiter Mobility beim VDE. Elektromobilität und nachhaltige Verkehrslösungen böten die Chance, die Rolle von Technologie nicht als Hindernis, sondern als Lösung für ökologische Herausforderungen hervorzuheben. Es gelte, die Menschen für neue Mobilitätsformen wie Ridesharing oder autonomes Fahren zu gewinnen und Ängste abzubauen.

Die EU sollte eine Industriepolitik ähnlich wie die USA und China betreiben, die ihre Schlüsselindustrien massiv subventionierten, fordern die Vertreter aus der Wirtschaft in der VDE-Studie. Bis zum Jahr 2035 werde Deutschland voraussichtlich ausreichend erneuerbare Energie zu angemessenen Preisen verfügen. In der Transformationsphase bis dahin müssten die Unternehmen gezielt unterstützt werden.

(anw)