25 Jahre KTM Duke

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Das alles waren Maßnahmen, um der Duke ihren Ruf als Rauhbein zu nehmen und sie einem größeren Kundenkreis zu erschließen. Die unwillige Gasannahme samt Kettenpeitschen unterhalb von 3000/min konnte aber auch die vierte Generation der Duke nicht ablegen. Die Sitzposition rückte näher ans Vorderrad und man konnte es auf der breiteren Sitzbank nun deutlich länger aushalten.

Mehr Alltagstauglichkeit im Lastenheft

Fraglos hatten mehr Alltagstauglichkeit und Komfort im Lastenheft der Entwickler gestanden – was allerdings im krassen Gegensatz zum ursprünglichen Supermoto-Gedanken der Duke stand. Doch man musste den Zeichen der Zeit Rechnung tragen, denn die einst boomende Sportart war zu einem Schatten ihrer selbst verkommen. Hatten noch wenige Jahre zuvor fast alle Motorradhersteller eine Supermoto im Programm, waren sie nun beinahe völlig vom Markt verschwunden. KTM war schon lange klar, dass sie ein gutes und günstiges Naked Bike brauchten, um weiter expandieren zu können.

Der Offroad-Sektor, wo KTM Marktführer war, zeigte sich weitestgehend gesättigt, also musste die österreichische Marke versuchen, bei den Straßenmotorrädern zu wachsen. Neben den Zweizylindern mit LC8-Motoren sollte vor allem die Einzylinder-Duke für neue Impulse sorgen. Die Kunden erwarteten inzwischen mehrheitlich eine bequeme Sitzbank, mehr Sicherheitsausstattungen und sogar eine gewisse Tourentauglichkeit. Tatsächlich bot KTM schon beim Start für die vierte Duke-Generation ein Koffersystem an – früher hätten sich die Duke-Fans da mit Grausen abgewendet.

Für die wilden Ritte hielt KTM die 690 SMC R bereit, die schlanker und radikaler als die 690 Duke war. Dass es immer noch viele Fans des Supermotos gab, zeigte die Tatsache, dass KTM in Deutschland über Jahre hinweg deutlich mehr 690 SMC R als 690 Dukes verkaufte. Als KTM die Produktion der 690 SMC-R 2017 einstellte, ging ein Aufschrei durch die KTM-Supermoto-Gemeinde. Doch für das Modelljahr 2019 kehrte die SMC R frisch renoviert und mit dem stärkeren Motor der Duke ins Programm zurück.

Eine zweite Ausgleichswelle für mehr Ruhe im Motor

2016 überarbeitete KTM die Duke im Zuge der Euro4-Norm erneut, der Hub wurde auf 80 Millimeter reduziert, dafür wuchs die Bohrung auf 105 Millimeter, so dass der Hubraum 693 cm3 betrug. Der Einzylinder stemmte eindrucksvolle 73 PS auf die Kurbelwelle und eine zweite Ausgleichswelle sorgte für etwas ruhigeren Motorlauf, in der R-Version leistete der Motor, dank eines Akrapovic-Auspuffs, sogar 75 PS. Die fünfte Generation der Duke bekam reichlich elektronische Helfer mit auf den Weg, unter anderem schräglagenabhängige Schlupfregelung, Motorschleppmoment-Regelung und Kurven-ABS. So ganz wollte KTM aber doch nicht die Supermoto-Gene verleugnen und daher konnte der Fahrer das ABS am Hinterrad für Drifts abstellen und es für Stoppies sogar komplett ausschalten. Die 690 Duke brachte vollgetankt 167 Kilogramm auf die Waage und erreichte 189 km/h, den rappeligen Motorlauf unterhalb von 3000/min hatte sie aber leider immer noch nicht ganz abgelegt.

Zukunft offen

Letztes Jahr hat KTM die 690 Duke R aus dem Programm gestrichen. Sie kostete rund 2000 Euro mehr als die Basis-Version und war damit teurer als die neue zweizylindrige 790 Duke, die dem Einzylinder-Modell mächtig Konkurrenz im eigenen Haus machte und sich um Längen besser verkaufte. Zurzeit gibt es die 690 Duke für 8595 Euro. Bleibt die Frage, ob uns die Einzylinder-Duke langfristig erhalten bleibt oder das Konzept als nicht mehr zeitgemäß eingestellt wird. Vielleicht scheitert die Duke in Zukunft daran, dass sie inzwischen zu weit von der Supermoto-Idee abgerückt ist, denn die guten Verkaufszahlen der radikalen Supermoto KTM 690 SMC R sprechen eine deutliche Sprache.

Die aktuelle 690 Duke ist immer noch ein gutes Bike, will aber zu sehr Vernunftmotorrad für den Alltag und zu wenig unvernünftige Spaßmaschine sein. Die Idee der Duke hat ein Vierteljahrhundert überdauert, nun muss sich zeigen, was KTM zukünftig daraus macht. Vielleicht reicht es ja schon, wenn Gerald Kiska sich wieder an sein Zeichenbrett setzt und für die nächste Duke-Generation ein Design im Stil der ersten 620 Duke entwirft. Retro-Stil ist schließlich gerade angesagt und was gäbe es passenderes für die KTM Duke, als die eigene Vorfahrin zu zitieren? (fpi)