Rot aus Not

Inhaltsverzeichnis

Eines seiner wichtigste Modelle erschuf „Dr. T“, wie Taglioni liebevoll genannt wurde, 1959 als der reiche Brite Stan Hailwood für seinen Sohn Mike Hailwood die Entwicklung eines Rennmotorrads bei Ducati in Auftrag gab. Bis heute gilt der neunfache Weltmeister Mike „The Bike“ Hailwood als einer der talentiertesten Rennfahrer aller Zeiten, der während und nach seiner Motorradkarriere auch Formel 1- und Le Mans-Rennen fuhr. Die Ducati 250 Desmo war das erste Zweizylinder-Motorrad aus Bologna, allerdings kein V2, sondern ein Reihenmotor. Sie verfügte über drei Nockenwellen mit Zahnradsteuerung – eine aufwendige und teure, aber erfolgreiche Konstruktion, die für 37 PS bei 11.600/min gut war. Auch wenn Hailwood mit ihr nie WM-Siege einfuhr, bewies sie doch, dass Ducati konkurrenzfähige Rennmotorräder bauen konnte.

1962 präsentierte Ducati die Scrambler – eine Vorläuferin der Enduro – erst mit 250, dann mit 350 und schließlich mit 450 Kubikzentimeter Hubraum. Zunächst war das Einzylinder-Bike für den amerikanischen Markt gedacht, erst ab 1968 wurde sie auch in Europa angeboten, wo sie sich rasch großer Beliebtheit erfreute.

Richtungsweisende Fehlentwicklung

Ausgerechnet eine Fehlentwicklung von 1963 sollte sich als richtungsweisend für spätere Modelle herausstellen. Der amerikanische Ducati-Importeur Joe Berliner wollte unbedingt einen kräftigen Konkurrenz-Motor für die Polizei-Harley-Davidson in den USA und drängte Ducati zum Bau. Taglioni entwickelte daraufhin die Apollo – ein V4-Monster mit 1257 Kubikzentimetern, 100 PS und 200 km/h Höchstgeschwindigkeit. Jedoch stellte es sich bei Tests als fast unfahrbar heraus, zu schwer und unhandlich, war das vernichtende Urteil. So blieb es bei dem einen Prototyp, der heute im Ducati-Museum steht.

Doch fünf Jahre nach der Blamage kramte Taglioni die Konstruktionsentwürfe wieder aus der Schublade, als ein neues Modell für die Rennstrecke entwickelt werden sollte. Er halbierte den Motor und baute für die 500 GP statt eines 90-Grad-V4 einen 90-Grad-V2. Das Konzept wurde zum Markenzeichen. Die 500 GP leistete 72 PS bei 12.000/min, und obwohl sie in nur sechs Monaten entwickelt wurde, war sie auf Anhieb konkurrenzfähig. Phil Read holte mit ihr bereits beim ersten WM-Einsatz einen beeindruckenden zweiten Platz

Nur noch Zweizylinder

Doch zunächst kam 1967 der Einyzlinder Mark 3 auf den Markt, die erste Serien-Ducati mit desmodromischer Ventilsteuerung. Entsprechend der Scrambler gab es die Mark 3 mit 250, 350 und schließlich 450 Kubikzentimeter. Die 450 Mark 3 D erreichte 1968 sagenhafte 170 km/h, was sie als Sportmotorrad damals sehr begehrenswert machte.