Rot aus Not

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Aber genau in der Zeit begannen die japanischen Motorradhersteller ihren Siegeszug, was auch Auswirkungen auf das Werk in Bologna hatte. Bereits 1967 wurde Ducati der staatlichen EFIM (Ente Partecipazioni e Finanziamento Industria Manifatturiera) unterstellt, die das operative Geschäft von über hundert Firmen in Italien managte. Die Aufsichtsbehörde ordnete den Rückzug aus dem teuren Rennsport an, allerdings hielt die kleine Tuning-Firma NCR die Ducati-Fahne weiterhin auf den Rundkursen hoch. Sie bekam inoffizielle Unterstützung aus dem nahegelegenen Werk in Borgio Panigale.

Ducati entschied sich in den 1970er Jahren, die Einzylinder einzustellen und zwei Zweizylinder-Baureihen weiterzuführen. Zum einen die kleinen Paralleltwins mit 350 und 500 Kubikzentimeter und zum anderen die großvolumigen V2 zwischen 500 und 750 Kubikzentimeter mit Königswellen. Den Paralleltwins war jedoch kein Verkaufsglück beschieden, es mangelte an Prestige und Leistung.

Paul Smart gewann 1972 das berühmte 200-Meilen-Rennen in Imola auf einer 750er-Ducati, woraus sich 1973 das Serienbike 750 SS mit desmodromischer Ventilsteuerung ableitete. Mit 72 PS erreichte sie sagenhafte 220 km/h. Bis heute genießt sie unter Ducatisti fast religöse Verehrung und Liebhaber zahlen heute astronomische Preise für eines der raren Exemplare, denn nach nur 401 Stück wurde sie ab 1975 mit „quadratischem“ Motorgehäuse gebaut. Diese späteren Motor-Ausführungen basierten auf dem der 860 GT leisteten nur noch 65 statt 72 PS.

Hailwood siegt spektakulär bei der TT Isle of Man

Ende 1975 setzte man bei Ducati auf noch mehr Hubraum. Die wunderschöne 900 Super Sport war die logische Weiterentwicklung der 750er. Als Mike Hailwood 1979 auf einer von NCR vorbereiteten 900 Super Sport sensationell gegen die Übermacht der japanischen Werksmaschinen die legendäre TT Isle of Man gewann, legte er den Grundstein für ein Kult-Bike. Hailwood hatte seinen letzten WM-Titel bereits 1967 gewonnen und galt mit 38 Jahren eigentlich als zu alt für einen Sieg. Die daraus resultierende „Mike Hailwood Replica“ mit zunächst 900, dann 1000 Kubikzentimeter Hubraum gehört sicher zu den berühmtesten Ducatis.

Ab 1979 kam die Pantah 500 und zwei Jahre später die Pantah 600 auf den Markt. Sie war die erste Ducati mit einem Gitterrohrrahmen, dem der Hersteller bis heute treu geblieben ist. Die Pantah verzichtete auf die aufwendigen Königswellen und setzte stattdessen auf Zahnriemen. Sie brachte es auf 50 bzw. 56 PS und war ein ausgesprochen hübsches und schnelles Sportbike.

Dennoch ging es der Firma schlecht, die Produktion war auf rund 2000 Einheiten pro Jahr gesunken. 1983 kooperierte man deshalb mit Cagiva, die Motoren aus Bologna bezogen. Zwei Jahre später übernahm Cagiva die Traditionsfirma ganz und wollte sie ursprünglich schließen und nur die Motorenproduktion aufrecht erhalten. Doch die Angestellten kämpften um ihr Werk. Schließlich baute Ducati sogar wieder mehr Motorräder als Cagiva.