Ab 2019: Abgasnormen für Schiffe

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Ein Beispiel: In Duisburg plant das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt zur Zeit einen Neubau eines Bootes. Aufgrund der neuen NRMM-EU-Vorschrift hat die Bundesbehörde jetzt geprüft, wie viel es kosten würde, den Motor, der den aktuellen Umweltauflagen entspricht, auf die erst ab 2019 gültigen Normen umzurüsten. Nach den noch laufenden Recherchen liegen die Kosten bei etwa 50.000 Euro Aufpreis. In der Meidericher Werft wird gerade ein zweites Boot der Bundesbehörde mit zwei neuen Motoren ausgestattet: das Arbeitsbühnenschiff Lurch4 - noch ohne Abgasreinigung. Doch beim Lurch wird eine Nachrüstung sehr viel einfacher, weil dort die Motoren in Stahlschränken auf dem Deck stehen und die Abgasanlage einfach oben drauf angeflanscht werden könnte.

Binnenschiffer haben Bedenken

Roberto Spranzi von der Genossenschaft der Binnenschiffer DTG lobt die vielfältigen Vorteile der Frachtschifffahrt. Beispielsweise: Mit der gleichen Menge Diesel könne das Binnenschiff eine Tonne Ware etwa dreieinhalb mal so weit transportieren wie ein LKW. Spranzi ist auch Vorstand im BDB, dem Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt. Er bezweifelt, dass die Schifffahrt so stark zur Luftverschmutzung in den Innenstädten beiträgt: „Die Verschmutzung ist teils gar nicht vorhanden, wie es andere Verbände meinen kundtun zu müssen.“ Spranzi beruft sich dabei u.a. auf Aussagen des Bundesamts für Gewässerkunde.

Der BDB hatte gefordert, die US-amerikanischen Abgasgrenzwerte (US EPA Tier 4) in Europa zu übernehmen. Dann wäre die Auswahl von künftig zulässigen Motoren deutlich größer gewesen. Allerdings hätte dies weit mehr Belastungen mit Rußpartikeln zur Folge gehabt. Das Argument des Verbands: „Die heute in der Schifffahrt verwendeten Motoren (könnten) diese neuen Grenzwerte nicht einhalten.“ Dies ist durch die erfolgreichen Umbauten im Auftrag des LANUV widerlegt, entgegnet Andreas Brandt.

Bereits im Jahr 2012 hatte das LANUV erstes Umbauvorhaben erfolgreich umgesetzt und das Fahrgastschiff „Jan von Werth“ der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt AG umrüsten lassen. Gemeinsam wurde mit dem TÜV Nord untersucht, welche Ergebnisse eine Nachrüstung von Binnenschiffen bringen kann. Bei dem zweimotorigen Schiff wurde ein Motor umgerüstet und der andere nicht. Das Ergebnis der Schadstoffkonzentrationen im Abgas gemessen: Der Feinstaubausstoß verminderte sich um ca. 94 %, Kohlenwasserstoffe um 98 % und die Stickstoffoxide konnten um ca. 70 % reduziert werden.

Fragmentiert und wenig ausgelastet

Die Branche ist traditionell von einer fragmentierten Eigentümerstruktur mit Partikulieren gekennzeichnet. So bezeichnet man die Kapitäne, die ihr eigenes Schiff fahren und dort auch ein großen Teil des Jahres mit der Familie leben. Zudem gibt es teils große Überkapazitäten. Nach Angaben aus dem nationalen Aktionsplan Donauschifffahrt in Österreich liegt die Auslastung nur bei 10 bis 15 %. Und gut ausgebildetes Personal fehlt, räumt Roberto Spranzi von der Binnenschiffer Genossenschaft DTG ein: „Wir überaltern leider mehr und mehr. Zwei Drittel unserer Partikuliere sind 50 und älter. Stellen Sie sich einen 60-jährigen Partikulier vor, ob der noch mal 200.000 Euro in die Hand nimmt, das wird schwer.“ So viel kostet etwa ein neuer Motor mit Einbau und Abgasreinigung.