Unterwegs im Porsche Macan

Der teure Zwilling

Auch das zweite SUV von Porsche trägt Volkswagen-Gene in sich. Macan und Audi Q5 teilen sich die Plattform. Eine Ausfahrt sollte zeigen, ob sich der deutlich teurere Porsche ausreichend vom Audi absetzen kann

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Leipzig, 19. Februar 2014 – Die Autowelt ist derzeit mächtig in Bewegung, und das durchaus auch im übertragenen Sinne: Mercedes kooperiert mit Renault, Peugeot wird demnächst wohl zum Teil von Chinesen mitgesteuert, Volvo gehört der chinesischen Firma Geely, BMW wirft Teile der eigenen Identität einfach über Bord – wer das alles vor 15 Jahren vorausgesagt hätte, wäre vermutlich lautstark ausgelacht worden. In diese Reihe passt auch Porsche. Die Marke, die mit Sportwagen bekannt und erfolgreich wurde, verkauft inzwischen mehr SUVs als Sportwagen.

Steigender SUV-Anteil

Mit dem Macan soll der SUV-Anteil weiter steigen. Firmenboss Matthias Müller versucht zu beruhigen: „Porsche wird ein exklusiver Premiumhersteller bleiben“, versichert er im Rahmen der Macan-Präsentation. Der sei „der Supersportler unter den kompakten SUVs“. Nun ja, derart markige Ansagen sind nicht neu. Wie schon beim Cayenne ist der Macan eine Gemeinschaftsproduktion mit der Volkswagen AG. Er teilt sich die Plattform mit dem hinlänglich bekannten Audi Q5. Das macht bereits der Blick auf den Radstand deutlich, er beträgt bei beiden Modellen 2,81 Meter. Der Macan ist aber etwas länger und flacher als der Q5. Zwei Drittel der Komponenten will Porsche neu entwickelt oder angepasst haben. Audi-Teile gibt es im Macan reichlich, vor allem dort, wo man es auf den ersten Blick nicht sieht: Fensterhebermotoren, Fahrwerksteile order auch der Sicherungskasten tragen ein Audi-Logo.

Exzellent verarbeitet

Im Innenraum erinnert nichts an Audi. Die ansteigende Mittelkonsole ist mit zu vielen Knöpfen gepflastert. Alle Materialien wirken sehr hochwertig und sind exzellent verarbeitet – das der Macan den Q5 im Vergleich billig erscheinen ließe, wäre aber stark übertrieben. Im Fond ist der Platz ausreichend, aber nicht üppig. Die nach hinten abfallende Dachlinie sorgt für bescheidene Sicht nach hinten und ein beengtes Raumgefühl bei den Hinterbänklern. Was negativ auffällt: Nach dem Umlegen müssen die Lehnen der Rücksitzbank mit recht viel Kraftaufwand wieder hochgeklappt werden. Zwischen 500 und 1500 Liter Gepäck passen übrigens in den Macan, beim Q5 sind es 540 bis 1560 Liter.

Kaum Absteiger

Das Multifunktionslenkrad ist im Stil des 918 gehalten, in den Instrumenten nimmt der Drehzahlmesser Porsche-typisch den Platz in der Mitte ein. Das Zündschloss befindet sich links. Der Macan-Arbeitsplatz könnte auch zu einem 911 passen, wenn nicht die hohe Sitzposition wäre. Hier hat Porsche einen guten Kompromiss gefunden: Höher als üblich, aber nicht so hoch, dass man sich als Lastwagenfahrer fühlt. Deswegen dürften sich nicht nur Neukunden, sondern auch Cayenne-Besitzer zum Macan hingezogen fühlen. Porsche-Chef Müller rechnet mit 10 bis 20 Prozent Abwanderung vom großen SUV – die Zahl könnte größer ausfallen, als dem Mann lieb ist.