E10-Chaos: Schuld sind immer die anderen

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Am morgigen Dienstag steht der so genannte "Benzingipfel" an, den Wirtschaftsminister Brüderle vorgeschlagen hatte. Es ist heute schwer vorstellbar, was auf diesem Gipfel eigentlich vereinbart werden soll. Sollte wie schon einmal die E10-Einführung, diesmal rückwirkend, gekippt werden, drohen der Mineralölindustrie Strafzahlungen von 2 Cent pro Liter, die natürlich an die Kunden weitergereicht werden. Am Sinn und Unsinn von E10 hat sich seit 2008 im Übrigen wenig geändert. Schon damals dominierte die Skepsis gegenüber mehr Sprit mit Ethanol die Debatte, weil eine Konkurrenz zur Nahrungsproduktion befürchtet wurde. Das Problem ist bis heute, dass erst bis etwa 2020 mit einem Durchbruch von Biokraftstoffen der zweiten Generation zu rechnen ist – etwa aus Holzresten, Bioabfällen oder Stroh, welche nicht auf Kosten der Anbaufläche für Lebensmittel gehen.

Lauter gute Ratschläge

Dass zehn statt fünf Prozent Ethanol die Abhängigkeit von Erdölimporten reduziert, mag man nicht recht glauben. Nicht ganz zu unrecht weisen verschiedene Seiten auf Alternativen hin. Der bei Autothemen jeglicher Art gern zitierte Prof. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen beklagt etwa: "Erdgas, das vor den Vorgängerregierungen versucht wurde anzuschieben, fristet ein jämmerliches Dasein" Gerade mal 4988 Erdgasautos seien im Jahr 2010 verkauft worden. Dabei erlaube Erdgas eine CO2-Einsparung bis zu 20 Prozent gegenüber dem Benzinmotor. Auch bei dem anderen Klima-Hoffnungsträger, den Hybrid-Autos, sieht es mau aus: Nur 10.319 Hybrid-Neuwagen oder 0,4 Prozent aller Neuwagen wurden in Deutschland 2010 verkauft. In den USA wurden 2010 gut 250 000 Hybrid-Fahrzeuge verkauft.

Das führt zu einem Vorschlag, der so alt wie unbeliebt ist und jetzt wieder vom Naturschutzbund aufgebracht wird: "Tempo 120 ist auch auf deutschen Autobahnen längst überfällig. Jedes Jahr könnten so mindestens 3,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden – deutlich mehr als durch die umstrittene und jetzt gestoppte Einführung von E10-Kraftstoff". Das alles sind tolle Einwürfe, die aber nichts an den Sorgen der Autofahrer ändern: Warum werde ich so schlecht informiert und was passiert, wenn mein Motor durch E10 doch beschädigt wird – trotz aller Versicherungen der Automobilhersteller?

Der ADAC informiert

Zu Punkt 1: Während die Bundesregierung offenbar wenig für die Information der Bürger getan hat, kann man dies anderen Seiten nicht ohne Weiteres vorwerfen. Der ADAC beispielsweise bietet eine sehr gute Zusammenstellung an, die für jeden frei zugänglich ist, ergänzt um Fragen und Antworten zum Thema. Den Mineralölunternehmen wiederum kann man kaum vorwerfen, nicht vollständig über die technischen Interna der Automobilhersteller informiert zu sein.