Einzylinder-Motorräder

Seite 2: Prädestiniert fürs Gelände

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Selbst im Straßenrennsport erfreuten sich Einzylinder großer Beliebtheit, die Sound-of-Singles-Serie setzte erstaunlich flotte, modifizierte Serien-Motoren ein, unter den Teilnehmern waren alte, luftgekühlte Yamaha SR 500 genauso wie wassergekühlte KTM 600 LC4. Ducati baute mit der Supermono eines der schönsten Motorräder seiner Geschichte, leider beließ es die Marke aus Bologna zwischen 1993 und 1995 bei nur 67 Exemplaren für den Rennsport.

Offroad unerreicht

Im Motocross und bei den Sport-Enduros sind bis heute ausschließlich Einzylinder im Einsatz. Die Hersteller wissen genau, dass im Geländesport das Gewicht und die Beherrschbarkeit die entscheidenden Rollen spielen, hingegen wäre noch mehr Leistung als die modernen, wassergekühlten 450er-Hochleistungs-Einzylinder produzieren, eher kontraproduktiv. Eine 450er-Viertakt-Sportenduro bringt es aktuell locker auf 55 PS, eine 250er auf rund 40.

Nicht ohne Grund bietet KTM in dem Segment immer noch Zweitakter an und die 300 EXC TPI mit Einspritzung ist in Deutschland die meistverkaufte Sport-Enduro. Moderne Einzylinder aus dem sportlichen Segment laufen erstaunlich ruhig und produzieren kaum noch Vibrationen. Naturgemäß sind sie nicht auf lange Wartungsintervalle ausgelegt, dafür drehen sie rasant hoch und vertragen hohe Drehzahlen klaglos. Der Nachteil der leichten Sportenduros ist, dass sie aufgrund ihrer Emissionswerte nur stark gedrosselt eine Straßenzulassung erhalten.

Seit Jahrzehnten in Produktion

Alltagstaugliche Einzylinder wurden lange Zeit in riesigen Stückzahlen verkauft. Immer noch genießen zum Beispiel Enduros der Yamaha XT-, Honda XL-, Suzuki DR- und Kawasaki KLR-Baureihe in diversen Hubraumgrößen unter erfahrenen Enduristen und Tourenfahrern einen guten Ruf, selbst wenn sie schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr in Deutschland verkauft werden.

Dass die japanischen Marken mit ihren Einzylinder-Enduros irgendetwas richtig gemacht haben, beweist die Tatsache, dass sie in ihrer Heimat bis heute produziert werden und auf dem amerikanischen Markt ungebrochen große Stückzahlen erreichen. So stehen etwa die Suzuki DR 650 SE, die Honda XR 650 L oder die Kawasaki KLR 650 auch für 2020 nagelneu beim Händler und zwar zu sehr günstigen Preisen. Alles Modelle, die bis etwa zur Jahrtausendwende bei uns auf dem Markt waren, und dann wegen ihrer Emissionswerte nicht mehr importiert wurden. Dabei wäre es den japanischen Motorradherstellern heute mit Einspritzungen und Katalysatoren problemlos möglich, auch Einzylinder in dieser Hubraumgröße mit Euro5-Norm anzubieten.

Single-Hubraumrekord 779 cm3

Den Hubraum-Rekord hält Suzuki mit der DR Big, die ab 1988 zunächst mit 727 Kubikzentimeter und ab 1990 gar mit 779 Kubikzentimeter den größten Serien-Einzylinder in der Motorradgeschichte besaß. Eigentlich war es eine reine Prestige-Sache von Suzuki gewesen, aber der riesige Single eroberte sich einen festen Fankreis und jüngst hat Suzuki das Design wieder aufgegriffen, um seine V-Strom 1050 im DR Big-Look mit dem typischen Entenschnabel (den hat tatsächlich die DR Big und nicht die BMW R 1100 GS zuerst gehabt) neu aufzulegen, auch wenn sie nun von einem Zweizylinder angetrieben wird.

Selbst BMW, wo man jahrzehntelang auf Zweizylinder-Boxer gesetzt hatte, wollte schließlich ein Stück vom großen Einzylinder-Kuchen abhaben und überraschte 1993 mit der F 650, die zunächst mit der merkwürdigen Bezeichnung „Funduro“ eingeführt wurde. Ihr wassergekühlter Einzylinder war von der österreichischen Firma Rotax entwickelt worden. Die F 650 und ihre Nachfolgerin F 650 GS – ein Gemeinschaftsprojekt mit dem italienischen Hersteller Aprilia – bescherten den Münchnern eindrucksvolle Absatzzahlen.

Wie fast alle Einzylinder ereilte auch sie das Schicksal in Form eines Zweizylinders, die F 700 GS löste sie 2013 ab und der beliebte Einzylinder wurde eingestellt. Doch der folgende Sturm der Entrüstung der F 650 GS-Fans überraschte BMW derart, dass sie wenig später die Einzylinder-Enduro unter der Bezeichnung G 650 GS in leicht modifiziertem Gewand auch wieder in Europa anboten, nachdem sie ursprünglich nur für den brasilianischen Markt gedacht war.