Fahrbericht aus dem VW Crafter

Inhaltsverzeichnis

Handling und Fahrbarkeit ließen sich durch eine neu konstruierte Vorderachse (mit Feder-Dämpfer-Beinen statt der bisherigen Faserverbund-Querfeder) und unteren Querlenkern, das Ansprechverhalten des Motors sowie ein leichtgängig und präzise schaltbares Getriebe verbessern. Das überrascht für sich genommen nicht, eine eigene Betrachtung verdient aber die neu gedachte Lenkung: Sie bietet wie beim Pkw, aber erstmals in dieser Fahrzeugklasse, eine elektrische statt einer hydraulischen Unterstützung und ermöglicht damit den Eingriff von Assistenzfunktionen, die bei einem Transporter hohe Relevanz besitzen: Ein Spurhalteassistent mit aktivem Lenkeingriff, der Einparkassistent und eine neuartige Anhänger-Rangierhilfe.

Nebenbei senkt so eine Lenkung die Verbrauchswerte, jedenfalls solange diese noch auf einem Rollenprüfstand erhoben werden. Ganz ohne Software-Manipulation, denn im Zykluslauf wird die Lenkung ja nicht bewegt und damit auch keine Unterstützungskraft über die Lichtmaschine abgerufen. Bei einer Verbrauchsmessung im RDE wird dieser Vorteil größtenteils wegfallen, aber Volkswagen selbst will ab sofort beginnen, realistischere Werte zu nennen. Vorläufig gibt VW für den 140-PS-Crafter 7,5 Liter auf 100 km an, was wir laut Bordrechner mit 8,1 Liter nicht allzu weit verfehlten.

Neue Kooperation

Volkswagen konnte sich durch die neue Kooperation auch von gestalterischen Zwängen durch das Gemeinschaftsprojekt mit Daimler befreien. Man denke nur an die vom vorderen Radkasten bogenförmig nach hinten ansteigende Sicke, die beim Start des ersten Crafter 2006 zur charakteristischen Formensprache der Mercedes-Palette gehörte, aber nicht zu der von VW passte. Volkswagen konnte lediglich ein Markengesicht und ein entsprechendes Heck anpappen, von der Seite gesehen blieb der Crafter eine Art Fremdkörper. Der kommende Crafter sieht nun innen und außen aus wie ein VW. Damit hat Volkswagen das Problem, seine Modellvariante durch ein eigenes Front- und Heckdesign nur wenig davon absetzen zu können, nun an MAN weitergegeben. Der Crafter von MAN heißt „TGE“.

Den Rest bestimmt die bestmögliche Nutzung streng festgelegter Rauminhalte in insgesamt 69 verschiedenen Grundversionen. So wird der Volkswagen als geschlossener Kasten, Kombi mit Fenstern und Fahrgestell mit Einzel- oder Doppelkabine angeboten. Es wird zwei Radstände, drei Dachhöhen und drei Fahrzeuglängen geben, beim Kastenwagen von 5,99 über 6,84 bis 7,39 Meter sowie drei Innenraumhöhen zwischen 2,34 und 2,80 Meter. Das Laderaumvolumen reicht bis zu 18,4 Kubikmeter bei bis zu vier Tonnen Gesamtgewicht. Die Versionen bis 5,5 Tonnen (und 3,5 t Anhängelast) bieten wegen ihrer längs eingebauten Motoren und der angetriebenen Hinterachse etwas weniger Laderaum, weil ihr Ladeboden wegen der Kardanwelle statt auf 570 mm über Grund um 100 mm höher liegt. Diese Bauweise empfiehlt sich bei größeren Lasten, um über die stärker belastete Hinterachse eine bessere Traktion zu gewährleisten. Sie sollen ab Mitte 2017 eingeführt werden. Zwar will Volkswagen auch weiterhin keine größere Motoren im Crafter einsetzen, doch wäre es wohl dieser Längseinbau, in dem der Einsatz eines V6 Diesel – wenn überhaupt – denkbar wäre.