Fahrbericht aus dem VW Crafter

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Ebensoviel Platz für eine Kardanwelle kostet der von den Volkswagen Pkw abgeleitete Allradantrieb. Entgegen der Gepflogenheit wird er nicht an das Getriebe eines Standardantriebs angeflanscht, wie bisher in Kooperation mit dem österreichischen 4WD-Komponentenzulieferer Achleitner. Im VW-üblich „4Motion“ genannten System bleibt vielmehr die Vorderachse primär angetrieben. Kraft für die Hinterachse wird über einen Abtrieb aus dem quer eingebauten Getriebe (das kann das manuelle Sechsganggetriebe, abgeleitet von dem des VW Tiguan oder beim 177-PS-Motor auch ein achtstufiges Wandlergetriebe sein) und eine Kardanwelle bedarfsgerecht abgenommen. Zum stufenlos regelbaren Kraftschluss setzt Volkswagen eine elektronisch gesteuerte Haldex-Kupplung direkt am hinteren Differenzial ein. Auch das kennt man bisher als pkw-typische Technik und bietet VW den Vorteil, den Allrad mit bereits vorhandenen Eigenmitteln herstellen zu können. Wegen der höheren Drehmomente wurde das Lamellenpaket im Durchmesser vergrößert und die Elektrohydraulik für seine Betätigung entsprechend angepasst. Wie die Standardantriebs-Crafter soll auch diese Version erst ab Mitte 2017 angeboten werden.

Eindeutig im Nutzfahrzeugsegment bleibt Volkswagen bei einem optionalen Nebenabtrieb vom Getriebe aus. Über den sogenannten Power Take Off kann der Kunde Aggregate wie etwa Hydraulikpumpen für Abfallsammelaufbauten oder Kompressoren für Kühltransporter mit bis zu ca. 40 kW (180 Nm bei ca. 2300/min) antreiben. Eine Schnittstelle in der Motorsteuerung erlaubt die Drehzahlregelung oder eine Fern-Start/Stopp-Funktion über die geräteseitige Elektronik.

„Ich bin ein VW“

Wir fuhren den Crafter als leeren sowie beladenen Pritschen- und Kastenwagen, mit 102, 140 und 177 PS und manuellem Schaltgetriebe. Was schon von außen klar wird – „ich bin ein VW“ – bekommt beim Hinsetzen Bestätigung: Armaturenbrett und Fahrerplatz wirken ganz wie in einem vergrößerten VW T6 und für einen Transporter gediegen. Stilistisch ist VW damit nahe am Bauhaus, abgesehen vom unten flachen Lenkrad ist das Cockpit eine „No Nonsense“-Domäne. Alle Bedienelemente fallen einem sozusagen in die Hand, ihre Funktionen sind selbsterklärend, der Infotainment-Berührungsbildschirm ist angenehm hoch angebracht.

Vielfältig verstellbare Sitze, auf Wunsch auch mit Schwingkonsole und – ja – Massagefunktion in Verbindung mit dem weit in Höhe und Abstand einstellbaren Volant ermöglichen ermüdungsarmes Fahren. Leicht verbessert durch schmalere und steilere A-Säulen wurde der Ausblick. Die Ablagemöglichkeiten sind vielfältig und umfassen im Pritschenwagen auch einen großen Kasten unter den beiden Beifahrersitzen und der hinteren Bank, deren Volumina manchem Kleinwagen-Kofferraum zu Ehre gereichen würde.