Herstellerverbund für ultraschnelles Laden

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Die meisten aktuellen CCS-Säulen leisten maximal 50 kW; vereinzelt werden nur 20 kW abgegeben. Das war bisher nicht relevant, weil die Batteriekapazitäten der vorhandenen Autos kaum über 30 kWh hinausgingen. Der letzte Punkt des Elends ist das Sammelsurium verschiedener Identifikationssysteme – man braucht RFID-Karten, eine App oder einen Dongle, um den Stromfluss freizuschalten. Ein Krampf, den die Masse der Kunden und speziell die im 100.000 Euro-Segment niemals akzeptieren würde.

350 kW-Säulen sind abwärtskompatibel

Darum jetzt also das Joint Venture aus BMW Group, Daimler AG, Ford Motor Company und der Volkswagen AG mit Audi und Porsche. Kurz gesagt kopiert man das Tesla-Modell und plant zugleich, es zu übertreffen. Bis zu 350 kW Ladeleistung – also über 200 kW mehr als an den Superchargern von Tesla – und entsprechend kurze Zwangspausen sollen möglich sein. Dass es bisher nur ein einziges Fahrzeug gibt, das perspektivisch in diese Region vorstoßen könnte, nämlich den Porsche Mission E (nach 2019), ist dabei kein Problem: Es ist besser, wenn eine vorhandene Infrastruktur nicht sofort maximal ausgenutzt wird als wenn es umgekehrt wäre und tolle BEVs ihr Potenzial nicht ausreizen könnten. Außerdem gilt, dass alle CCS-Säulen abwärtskompatibel sind. Alle CCS-Autos im Bestand können an einer 350 kW-Säule laden.

Ein Grund für die gemeinsame Aktion der Hersteller könnte die Erkenntnis sein, dass es mit dem gewohnten Geschäftsmodell nicht läuft: Bei Autos mit Verbrennungsmotor baut der Kraftstoffverkäufer eine Tankstelle und bietet Benzin, Diesel und Junk Food an. Beim Strom ist das völlig anders. Die über 900 Versorgungsnetzbetreiber in Deutschland haben kein Interesse daran, teure Ladeparks – es darf von einer runden halben Million Euro pro Standort ausgegangen werden – zu eröffnen. Es rechnet sich nicht. Darüber hinaus ist der Strommarkt ein übles Konstrukt aus Staatshilfen und freier Wirtschaft; man erwartet irgendwie immer, dass der Steuerzahler Geld dazu gibt.

Positiv formuliert lässt sich zu der Initiative sagen: Die Autohersteller haben verstanden, dass sie selbst handeln müssen, und das tun sie jetzt mit einem deutlichen Versprechen. Wenn ihre Produkte auf den Markt kommen, sind die CCS-Standorte da.

SLAM in Baden-Württemberg mit EC-Karten-Schlitz

Und, auch das muss gesagt werden, es tut sich eine Menge Gutes beim Aufbau der Gleichstrom-Infrastruktur, um die desolate Lage bei CCS zeitnah zu verbessern. So bekommt das Projekt SLAM (Schnell-Ladenetz für Achsen und Metropolen) http://www.slam-projekt.de/ langsam Gestalt. Beispiel Baden-Württemberg: Hier errichten das Energieunternehmen EnBW sowie Tank & Rast bis zum Jahresende an 34 Autobahn-Standorten Ladesäulen 50 kW-Säulen (je ein Multicharger inklusive Chademo-Anschluss sowie ein reiner CCS-Zugang), die alle für die Aufrüstung auf 150 kW bei CCS vorbereitet sind, also eine Trafostation haben.