Renault Espace: Unendliche Weiten

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Leistung, die durch das geringe Gewicht und eine großartige Aerodynamik ausreichend war für eine souveräne Fortbewegung. Zum Marktstart – der mit neun verkauften Exemplaren in die Hose ging – bewarb Renault seinen Van gar als „TGV für die Straße“. Das war, zumindest was die Endgeschwindigkeit anging, stark übertrieben, doch die Assoziation stimmte. Wegen der starken Neigung der Frontscheibe, die einen Winkel von 58 Grad hatte, erreichte das Fahrzeug einen Luftwiderstandsbeiwert von immerhin 0,32.

Der US-Großraum-Lifestyle ging am alten Kontinent vorbei

Dass die Kunden erst einmal irritiert waren, lag natürlich am Gesamtdesign. Einerseits ging der Familienkeil auch als Raumschiff durch, andererseits waren die Europäer noch nicht an das Van-Konzept gewöhnt. Den Chrysler Voyager gab es erst seit kurzem und auch das nur in homöopathischen Dosen als Grauimport und der restliche amerikanische Lifestyle in Sachen Großraumlimousine ging am alten Kontinent vorbei. Hier hatten Busse noch einen Heckmotor.

Auch bei Renault hatte man ein wenig Angst. Matra wollte 50 Espace pro Tag bauen. Die erste Generation war von 1984 bis 1990 auf dem Markt und verkaufte sich beinahe 200.000 Mal. Damit hatten sich die Franzosen eine Vorreiter-Rolle in diese Segment erarbeitet, weswegen auch die zweite Generation – die nur fünf Jahre auf dem Markt war – satte 316.000 Käufer fand. Trotz plötzlich aufgetretener Konkurrenz.

Doch alle guten Dinge haben ein Ende. Renault versetzte Matra 2003 den Todesstoß. Matra produzierte den Espace, hatte aber alle anderen Projekte eingestellt. 2001 bekam Matra den Auftrag, den Renault Avantime zu produzieren. Der sollte sich mit gehobener Ausstattung oberhalb des Espace positionieren und mit nur drei Türen bewusst eine schrullige Nische besetzen.

Das Ende kam mit dem Umsteig auf eine Stahlkarosserie

Doch das eigentliche Alleinstellungsmerkmal von Matra war die GfK-Karosserie. Und als Renault beschloss, bei der vierten Generation des Espace auf eine konventionelle Stahlkarosserie zu setzen und sich gleichzeitig der Avantime selbst für ein Nischenauto katastrophal verkaufte, war die Pleite von Matra im Februar 2003 beschlossene Sache. Renault versuchte gar nicht erst, das Werk in Romorantin zu übernehmen und sperrte einfach alle Türen endgültig zu.

Anders der Espace, den es bis heute gibt und der zu den Cashcows der Marke gehört. Volanis war ein Visionär, der in der falschen Zeit arbeiten musste. (fpi)