Warum Handschaltgetriebe noch Zukunft haben

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Interessanterweise entstehen dabei Erkenntnisse und Ideen, die auch für den hiesigen Automarkt interessant sind. Beispiel Verbrauch: Es gibt heute eine Reihe von Fahrzeugen, die automatisiert angeblich weniger verbrauchen als mit einem HSG. Der aktuelle Subaru XV zum Beispiel ist im NEFZ sparsamer als mit einem Handschaltgetriebe. Hauptgrund ist die große Spreizung, die häufig "lange" Übersetzungen erlaubt. Ein anderes Beispiel ist Volkswagens "trockenes" 7-Gang-DSG, das ebenfalls bessere Normverbräuche erlaubt. Auch das trockene DKG 6DCT250 von Getrag ist so ein Sparkandidat, ihm helfen dabei Trockenkupplungen und eine komplett elektromechanische Aktuatorik.

Die schöne Zyklus-Welt

Hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand sagen einige Experten dasselbe wie manch ein Autofahrer: Die Praxis hat mit dem NEFZ oft wenig bis nichts zu tun (das sowieso) und im Realbetrieb ist der Verbrauchsvorteil nicht immer aufrecht zu erhalten. Natürlich ist es relativ einfach, ein Fahrzeug auf den Normzyklus abzustimmen, wenn dieser fest gefügt ist. Dabei muss man nicht einmal schummeln, sondern einfach nur die "Intelligenz" der Getriebesteuerung auf geringen Verbrauch trimmen. Dass auch nach Meinung gestandener Getriebeentwickler handschaltende Menschen manchmal trotzdem sparsamer fahren, bedeutet, dass sie ganz so doof nicht sein können oder jegliche Schalt- und Kupplungsaktuatorik eben doch zu viel Energie frisst.

Die Karten werden zudem spätestens dann neu gemischt, wenn es der Autowelt gelingen sollte, sich auf den neuen Fahrzyklus WLTP (Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure) zu einigen – oder irgendeinen anderen Messzyklus, der weniger weltfremd ist als der NEFZ. Hinter dem WLTP steht erstens die Idee, einen gültigen Testzyklus zu vereinbaren, der die Verbrauchsmessungen weltweit vergleichbar macht. Zweitens soll er realitätsnäher sein, also unter "echten Fahrbedingungen" durchgeführt werden. Ob das klappen wird, sei einmal dahingestellt, denn reale Verbrauchswerte würden die EU in eine missliche Lage bringen. Man hätte es plötzlich mit CO2-Werten zu tun, die deutlich höher liegen und die hehren politischen CO2-Ziele ganz real verhageln. Im Übrigen fährt man in Bayern womöglich real anders Auto als in Burkina Faso, aber das führt jetzt zu weit.