25 Jahre O2: Am Anfang war Viag Interkom

Seite 2: Der Trick mit der Schweiz

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Seit 2012 ist Telefónica Deutschland an der Börse.

(Bild: Telefónica Deutschland)

Über ein Roaming-Abkommen mit der schweizerischen Swisscom konnten Viag-Kunden in den deutschen Netzen der Wettbewerber funken. Das war für die Kunden allerdings nicht ganz bruchfrei, sie mussten den Netzwechsel mit einer anderen PIN-Nummer einleiten.

Wenn man die heutige Debatte über mögliches Roaming für den Newcomer 1&1 verfolgt, kann man sich vorstellen, dass Viag Interkoms Wettbewerber angesichts des Winkelzugs über die Schweiz nicht gerade amüsiert waren. Doch nach kurzem Streit und einigen hochgezogenen Augenbrauen in Brüssel entschied sich die Telekom, den Umweg über die Schweiz zu tolerieren, und schloss wenig später einen Roamingvertrag mit Viag Interkom.

Es waren wilde Zeiten auf dem Mobilfunkmarkt. So richtig verrückt wurde es dann mit der UMTS-Versteigerung. Bei 99.368.200.000 Deutschen Mark fiel am 18. August 2000 der letzte Hammer. Heute wären das gut 50 Milliarden Euro. So viel haben Netzbetreiber und solche, die es werden wollten, für ein paar Megahertz im 2,1-GHz-Band hingelegt. Auch Viag Interkom ließ sich die 2×5 MHz stolze 16,52 Milliarden D-Mark kosten.

2001 stiegen die deutschen und norwegischen Teilhaber aus. Die BT Group übernahm Viag Interkom komplett und vollzog den Wechsel zu ihrer Mobilfunkmarke "O2". Ein paar Jahre später verkauften die Briten ihr Mobilfunkgeschäft an den spanischen Telefónica-Konzern, der O2 mit seinem Backbone-Geschäft in Deutschland zusammenlegte und mit der Übernahme der Hansenet 2009 die Grundlagen für den integrierten Anbieter schuf, der O2 heute ist.

Telefónicas erster Versuch, auf dem deutschen Mobilfunkmarkt Fuß zu fassen, war nicht so gut gelaufen: Mit Quam wollten die Spanier zusammen mit Finnen (Sonera) und Franzosen (Orange) einen weiteren Mobilfunker etablieren und boten eifrig für die begehrten UMTS-Frequenzen mit. Das Projekt währte nur kurz: Kaum ein Jahr nach Aufnahme des Betriebs war im Sommer 2002 schon wieder Schluss, die Frequenzen gingen zurück an den Staat und wurden 2010 erneut versteigert. Heerscharen von Anwälten waren noch über Jahre mit Quam beschäftigt.

Mit der Übernahme des Konkurrenten E-Plus katapultierte sich die bisherige Nummer Vier des deutschen Mobilfunkmarktes auf Augenhöhe mit der Telekom und Vodafone. Doch der neue, inzwischen börsennotierte Mobilfunkriese hatte Wachstumsschmerzen: Die Integration der Netze erwies sich als kompliziert und lief nicht immer ganz störungsfrei. Und wie schon nach der Hansenet-Übernahme kostete auch die Fusion mit E-Plus über eintausend Jobs.

Seit der Fusion mit E-Plus ist O2 auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.

(Bild: heise online)

Bei Netzkapazität und Ausbau hing Viag/O2 der Konkurrenz von Beginn an hinterher. Ganz hat O2 diesen Rückstand bis heute nicht aufgeholt. Erst vor Kurzem hat die Bundesnetzagentur mit einer Geldbuße gedroht, weil O2 die LTE-Ausbauverpflichtungen aus der Frequenzauktion 2015 nicht rechtzeitig erfüllt hat. Bis Ende des Jahres hat Telefónica Deutschland noch eine Gnadenfrist, die es nutzen will.

Mit der neuen Mobilfunkgeneration 5G soll das anders werden, verspricht Haas. Die Integration von Hansenet und E-Plus ist durch. Das Thema 5G kann O2 nun ohne Ablenkung angehen. "Wir stecken bis 2022 vier Milliarden Euro in unser Netz", sagt Haas. Das Geld soll zur weiteren Verdichtung des 4G-Netzes sowie für den schnellen Aufbau einer 5G-Infrastruktur investiert werden. Und noch in diesem Jahr soll es losgehen mit 5G. (vbr)