50 Jahre AMD: Der Underdog, der richtig beißen kann

Seite 2: Jerry Sanders

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Zurück nach 1969: Ein knappes Jahr nach dem Abgang der Intel-Gründer wollte eine andere Gruppe um Ed Turney, John Carey, Sven Simonsen und Jack Gifford bei Fairchild ebenfalls aussteigen. Sanders, den Fairchild kurz zuvor gefeuert hatte, wollte nicht wieder scheitern und sagte nur zu mitzukommen, wenn er gleich Chef des neuen Unternehmens werden würde. Die anderen gaben schließlich nach - mit seinem Doppeltalent als Ingenieur der Elektrotechnik und Leiter der Vertriebs- und Marketingabteilung von Fairchild konnte man Sanders sicher gut brauchen.

Nicht nur die industriellen, sondern auch die zeitlichen Bezüge erklären, warum damals im Silicon Valley so viel Aufbruchsstimmung herrschte. Es war die Ära von Flower Power, und - ganz anders als heute - waren Immobilien zwischen San Francisco und San Jose recht günstig zu haben. Die nahe Stanford-Universität lieferte Fachkräfte.

Bronzebüste von Jerry Sanders in der heutigen Firmenzentrale von AMD.

(Bild: Nico Ernst)

Für Advanced Microdevices begann die Geschäftstätigkeit mit in Lizenz gefertigten Logikbausteinen von National Semiconductor und Fairchild. Richtig spinnefeind war man sich in der jungen Branche damals noch nicht - ausgerechnet Intel-Mitbegründer Robert Noyce gehörte zu den ersten Risikokapitalgebern von AMD.

Mit dem Vier-Bit-Schieberegister Am9300 kündigte die junge Firma im November ihr erstes Produkt auf Basis der Lizenzen an - verkauft wurde es erst Mitte 1970. Parallel dazu lief aber schon die Entwicklung eigener Designs. Diese Doppelstrategie - nachbauen und selbst forschen - sollte noch lange erfolgreich sein.

Als ersten eigenen Chip führt AMDs offizielle Historie heute den ebenfalls 1970 vorgestellten Am2501, einen Digitalzähler, der vorwärts wie rückwärts arbeiten konnte. Ein Jahr später kam der Am2505 auf den Markt, seinerzeit der schnellste digitale Mulitplizierer. Solche Schaltungen bilden auch heute noch die Basis von Ausführungseinheiten wie einer ALU in CPUs wie GPUs. Daneben produzierte AMD auch DRAM und EPROMs.

Walter Jeremiah Sanders III etablierte bei der schnell wachsenden Produktpalette von Anfang an ein Prinzip, auf das der Rest der Branche bisher weniger Wert gelegt hatte: Die Chips mussten, egal für welchen Einsatzzweck vorgesehen, nach militärischen Standards getestet werden. Ob er das US-Militär als Kunden im Blick hatte ist nicht bekannt, sinnvoll war das aber ohnehin, denn der neumodische Digitalkram fiel in den 1970er Jahren noch viel häufiger aus als heute. Erst 1976 zahlte sich das Testen sichtbar aus, denn sowohl NASA wie Verteidigungsministerium zertifizierten AMD-Produkte für den Einsatz in ihren Systemen.

Der Fokus auf Qualität brachte AMD schon vorher viel Renommee. Auch intern machte man schon früh vieles anders. Sanders zeigte seinen eigenen Wohlstand gerne und lud unter anderem zu opulenten Weihnachtsparties, um seine Mitarbeiter zu motivieren, durch den Erfolg des Unternehmens auch selbst reich zu werden. Zudem erhielten die Angestellten Erfolgsprämien und - damals noch ungewöhnlich - Beteiligungen am Unternehmen.