50 Jahre AMD: Der Underdog, der richtig beißen kann

Seite 4: Der Streit mit Intel beginnt

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Ab 1982 lieferte AMD x86-Prozessoren an IBM und die vielen Hersteller von PC-Klonen aus. Mit dem Am286 folgte 1984 der erste 16-Bitter, noch auf Basis des Intel 80286, und 1991 dann der Am386.

Dem ging jedoch ein fünf Jahre währender Rechtsstreit mit Intel voraus, denn deren 80386, der einen bisher unbekannten Performanceschub brachte, war bereits 1987 erschienen. Intel wusste, was die 32-Bit-CPU mit virtueller Speicherverwaltung bedeutete, und kündigte das Patentaustauschabkommen kurz vor der Markteinführung. Alles bis zum 80286 durfte AMD noch klonen, aber eben den 32-Bitter nicht. Also machte man sich wieder ans Reverse Engineering, war nach rund einem Jahr fertig, und verklagte Intel seinerseits. Im Am386 steckte dann soviel Eigenentwicklung, dass die CPU als erster "richtiger" x86-Chip von AMD gilt.

AMD hätte während des langen Streits mit Intel auch aufgeben können, hatte das Unternehmen doch mit EEPROMs und Modems auch andere Standbeine - 1986 gab es sogar das weltweit erste Megabit-EEPROM, das lange verkauft und seinerseits an Lizenznehmer vergeben wurde.

Aber die eingangs erwähnte Beharrlichkeit war erfolgreich: Ab 1992 durfte der Am386 verkauft werden und lief problemlos. Schon im ersten Produktionsjahr wurde eine Million davon abgesetzt und danach begann AMD Intel richtig zu ärgern: Der 80386 brachte es höchstens auf 33 MHz, der schon 1992 verfügbare Am386-DX40 aber auf 40 MHz. Intel hatte sich offenbar zu lange auf der eigenen Fertigung und der Hoffnung auf einen Sieg vor Gericht ausgeruht.

Da AMD aber später dran war, musste es die Prozessoren billiger anbieten, um bei den PC-Herstellern, die schon gut vier Jahre lang Intels 386er verbaut hatten, überhaupt Fuß zu fassen. Das führte dann aber dazu, dass insbesondere der DX40 unter kleinen und kleinsten PC-Herstellern zum Preis/Leistungs-Tipp wurde.

Anfang der 1990er Jahre wurden PCs auch für Privatanwender interessant und viele lokale Unternehmen befriedigten diese Nachfrage - oft mit AMD-PCs. Um Lappalien wie Kühlung musste man sich da noch nicht sorgen, der DX40 brauchte etwas über drei Watt bei 5 Volt Versorgungsspannung. Dank des höheren Taktes konnte der DX40 sogar den kleineren Modellen des bereits 1989 erschienen - und anfangs sündteuren - 80486 bei vielen Anwendungen davoneilen.

Trotz der Erfolge konnte AMD die fünf Jahre, die man gegenüber dem 80386 verloren hatte, lange nicht mehr aufholen. Die Produktstrategie blieb also über mehrere Generationen gleich: Mehr Leistung zum gleichen Preis, dafür aber später verfügbar. Und wann immer möglich, schlägt man Intel mit einem besonderen Trick wie dem leicht höheren Takt wie beim DX40. Schön gelang das mit dem Am486-DX4. Mit seiner DX-2-Serie hatte Intel schon 1992 die Verdopplung des internen Taktes gegenüber dem des Frontside-Bus (FSB) eingeführt, AMD verdreifachte die Frequenz aber zwei Jahre später. Zudem waren bei machen Modellen wieder 40 statt 33 MHz FSB-Takt geboten, später sogar 50. Vor allem der günstige DX4-100, allerdings mit 33 MHz FSB, aber intern 100 MHz, war ein feines Technikspielzeug. Das galt sogar noch, als Intel 1993 die ersten Pentium-Prozessoren auf den Markt brachte.

Das Megahertz-Marketing funktionierte damit erst so richtig. Die 100 MHz eines DX4-100 konnten oft den 60-MHz-Pentium schlagen, egal wie oft Intel betonte, dass die durchaus bahnbrechende superskalare Architektur mit zwei Pipelines eigentlich ja doch überlegen sei. Es dauerte eben schon damals seine Zeit, bis die Softwareentwickler sich darauf einstellten. Nach einem Fehlstart durch den berüchtigten FDIV-Bug der ersten Pentiums bekam AMD zwar noch etwas Luft, aber klar war: Die bestehende Architektur war ausgereizt, und etwas superskalares hatte man noch lange nicht zu bieten. Also blieben nur wieder technische Kniffe und viel Marketing.