50 Jahre AMD: Der Underdog, der richtig beißen kann

Seite 9: AMD-Chefin Lisa Su

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Mit Dr. Lisa Su scheint das Unternehmen auch eine CEO gefunden zu haben, die langfristig führen kann. Nach Jerry Sanders Weg in den Ruhestand 2002, mitten in den Turbulenzen nach dem Dotcom-Hype, musste sein Nachfolger Hector Ruiz die Firma übernehmen, den Sanders erst zwei Jahre zuvor als designierten Erben ins Unternehmen geholt hatte. Unter seiner Leitung wurde ATI gekauft und die Abspaltung der Fertigungsabteilung vorbereitet - aus den roten Zahlen kam AMD dabei aber immer nicht, weshalb Ruiz 2008 gehen musste.

Heutige Zentrale von AMD in Santa Clara – gegenüber von Intel am Highway 101.

(Bild: Nico Ernst)

Die finanzielle Sanierung gelang auch Dirk Meyer nicht, der seit 1996 bei AMD war, die Entwicklung des Athlon leitete und 2008 das Runder übernahm. Sein plötzliches Ausscheiden 2011 nach Streit mit dem Aufsichtsrat kann wie eine Entlassung gewertet werden. Wiederum nur drei Jahre, bis Ende 2014, war Rory Read AMD-Chef. Er hatte lange Management-Erfahrung bei IBM und Lenovo gesammelt und brachte die Firma wieder in die Gewinnzone. Kostensenkungen mit einem zehnprozentigen Personalabbau, aber auch die Gründung der Semi-Custom-Unit für Konsolenchips werden ihm angerechnet.

Seit Ende 2014 hat AMD nun in Person von Lisa Su seine erste Chefin. Die Ingenieurin war früher unter anderem bei IBM an der Entwicklung des SOI-Prozesses beteiligt, den später auch AMD einsetzte. Ihr erster Auftrag war, Strategien auch umzusetzen - im US-Geschäft heißt das Wort dafür "Execution". Wie sie das machte ließ sich auf einer Presseveranstaltung 2012 beobachten, als sie das Abendessen nutzte, um ein ausführliches Gespräch mit einem US-Journalisten zu führen. Su fragte immer wieder nach, machte sich Notizen. Der später befragte Kollege gab an, Su wollte vor allem seine Einschätzung zu Problemen mit den Produkten erfahren und habe den Dialog danach mit mehreren E-Mails fortgesetzt.

Sondermodell des Ryzen 2700X mit Autogramm von Lisa Su.

(Bild: AMD)

Auch AMD scheint viel Vertrauen in seine Chefin zu haben und feiert sie zum 50. Geburtstag der Firma gleich mit. Auf der Sonderausgabe des Ryzen 7 2700X zum Firmenjubiläum ist Lisa Sus Unterschrift eingelasert und den rebellischen Grafikjungs geschuldet ist eine Radeon VII nun in knallrot zu haben.

Weil AMD inzwischen wieder echte Fans hat, kann man sich gratis auch ein T-Shirt mit "AMD 50" dazu bestellen, zwei Spiele gibt es wie bei den Grafikkarten üblich noch dazu - wie auch zu etlichen anderen AMD-Produkten, wenn sie bis zum 8. Juni 2019 erworben werden. Wer nicht nur für gute Hardware, sondern auch guten Wettbewerb sorgt, macht sich eben auch nach Enttäuschungen schnell wieder Freunde.

[Update 1.5.2019 13:55 Uhr:]
Auch der Intel 80386 hatte, anders als der günstigere 386SX, einen 32 Bit breiten Datenbus. Von daher war AMDs Am386-DX40 hier nicht überlegen, aber durch den höheren Takt von 40 statt 33 MHz. Wir haben den Fehler auf Seite 4 korrigiert.
(nie)